TBurkhard Vonnahme: Das ist der neue Leiter der Staatsanwaltschaft Stade

Blumen für Nachfolger und Vorgängerin: Justizministerin Kathrin Wahlmann (Mitte) beglückwünscht Veronika Heppes (rechts) und Burkhard Vonnahme zu ihren neuen Aufgaben. Foto: Helfferich
Seit 2009 war Dr. Burkhard Vonnahme in der Staatsanwaltschaft Stade der ewige Stellvertreter. Im zweiten Anlauf ist er nun an die Spitze gerückt. Wer ist dieser Mann - und wie tickt er?
Stade. Etwa 170 Gäste drängten sich am Mittwochvormittag in den Königsmarcksaal im Stader Rathaus, darunter viel juristische Prominenz. Galt es nicht nur Burkhard Vonnahme in sein Amt einzuführen, sondern auch seine Vorgängerin, Veronika Heppes, mit anderthalbjähriger Verspätung zu verabschieden. Hierfür war neben Generalstaatsanwältin Katrin Ballnus aus Celle auch die Niedersächsische Justizministerin Kathrin Wahlmann (SPD) angereist.
Ein Versprecher brach die etwas steife Stimmung im Nu: Oberstaatsanwältin Petra Kieslinger, Vonnahmes Nachfolgerin im Stellvertreter-Job, begrüßte Veronika Heppes als Veronika Ferres und hatte die Lacher auf ihrer Seite. Das sei der Aufregung geschuldet, erklärte sie lachend. „Ich hoffe, so schnell nicht wieder hier zu stehen“, sagte sie und klärte nach vollendeter Begrüßung der Gäste diesen Satz auf: „Burkhard, wir wollen Dich behalten.“
Er hat schon zwei Mal den Job gemacht
Der neue Leiter der Staatsanwaltschaft Stade weiß genau, was auf ihn zukommt. Zweimal hat Burkhard Vonnahme den Job schon gemacht: Nachdem sich der Leitende Oberstaatsanwalt Hartmut Nitz 2019 vorzeitig in den Ruhestand verabschiedet hatte, übernahm Vonnahme als Stellvertreter die kommissarische Leitung der Staatsanwaltschaft. 17 Monate machte er die Arbeit des Behördenleiters. Er hatte sich selbst auf diesen Posten beworben und, wie das TAGEBLATT damals berichtete, nach einem unschönen Personalgerangel im Hintergrund doch das Nachsehen.
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Ende 2020 übernahm die Leitende Oberstaatsanwältin Veronika Heppes die Behörde und Burkhard Vonnahme rückte wieder ins zweite Glied zurück. Zweieinhalb Jahre später kletterte Heppes auf der Karriereleiter weiter und wechselte im Mai 2023 zur Europäischen Staatsanwaltschaft. Wieder übernahm Vonnahme den Vertreterjob und bewarb sich erneut für die Leitung - diesmal erfolgreich.
Chef von etwa 130 Mitarbeitern
Nun ist der 60-Jährige Chef einer Behörde mit etwa 130 Mitarbeitern, davon 39 Staatsanwälte und -anwältinnen sowie acht Amtsanwälten. Die Ernennungsurkunde zum Leitenden Oberstaatsanwalt war ihm bereits im April dieses Jahres „unspektakulär“, wie er sagt, per Post zugeschickt worden. Der offizielle Akt wurde am Mittwoch nachgeholt.

Die Niedersächsische Justizministerin Kathrin Wahlmann. Foto: Helfferich
„Sie sind gekommen, um zu bleiben“, sagte Justizministerin Wahlmann in Richtung Vonnahme. Er sei nicht nur ein menschlich hochgeschätzter Kollege, sondern zeichne sich durch Leistungsbereitschaft, Arbeitsfreude und Belastbarkeit aus. Im Jahr 2004 wurde er zum Oberstaatsanwalt ernannt und übernahm im selben Jahr die Aufgabe des Pressesprechers. „Ein echter Stresstest“, so die Ministerin, weil man viel erklären müsse, ohne die Unschuldsvermutung und Persönlichkeitsrechte zu verletzen.
Leiter der Zentralstelle für Wirtschaftskriminalität
18 Jahre habe Vonnahme zudem die Zentralstelle für Wirtschaftsstrafsachen geleitet. Ermittlungen, die es regelmäßig erforderlich machten, komplexe gesellschaftsrechtliche Strukturen zu durchschauen, Hunderte Seiten lange Verträge oder Bilanzen zu lesen und zu verstehen. „Dass Sie, lieber Herr Dr. Vonnahme, sich dieser Herkulesaufgabe fast 20 Jahre lang gewidmet haben, ist ein eindrucksvoller Beleg dafür, dass Sie über genau die richtige Mischung aus Engagement, Zähigkeit und Beharrlichkeit verfügen, die einen guten Strafverfolger ausmacht“, so die Ministerin.

Aufmerksame Zuhörer: Leiter der Staatsanwaltschaft Stade Burkhard Vonnahme, Leitende Oberstaatsanwältin Veronika Heppes, Justizministerin Kathrin Wahlmann, Generalstaatsanwältin Katrin Ballnus und Landgerichtspräsidentin Ingrid Stelling (von rechts). Foto: Helfferich
Auch aus den anderen Redebeiträgen war eine große Wertschätzung des neuen Behördenleiters zu hören: Als „zugewandt, sachlich und gelassen“, beschrieb ihn Generalstaatsanwältin Ballnus. Für den Personalrat sprach Staatsanwältin Frouwa Drücke-Kalweit und erzählte, dass Vonnahme immer ein offenes Ohr für Ratsuchende habe, sich auch als Chef regelmäßig in die „Eil-Liste“ eintrage und freiwillig zum Amtsgericht Geestland reise, den am weitest entfernten Ort im Landgerichtsbezirk.
Begegnung mit Staatsanwalt und blauem Auge
Landgerichtspräsidentin Ingrid Stelling, die eine Weile parallel zu Vonnahme in der Staatsanwaltschaft die Stellvertreter-Rolle im Landgericht gespielt hatte, bezeichnete ihn als „Mann knapper Worte“, der eine pragmatische und schnörkellose Behördenführung praktiziere. Und Tobias Demann vom Stader Anwaltsverein berichtete von ihrer ersten Begegnung: Als er sich 1996 als Referendar bei Vonnahme vorstellte, habe dieser ihn mit dick bandagiertem Knöchel auf dem Schreibtisch und einem blauen Auge begrüßt. Doch der Staatsanwalt war nicht in einer Schlägerei verwickelt gewesen, sondern hatte nur Handball gespielt.
Mehr als 50.000 Verfahren durchlaufen pro Jahr die Staatsanwaltschaft. Die Belastung sei hoch, so Vonnahme im TAGEBLATT-Gespräch. Im Schnitt habe jeder Staatsanwalt oder -anwältin 1000 Verfahren pro Jahr. Gerade in der Wirtschaftskriminalität, seinem Steckenpferd, füllten die Akten oft mehrere Kartons. Hinzu kommen die weiten Wege. Auch Personalentscheidungen liegen in Vonnahmes Hand. „Das ist nicht immer leicht“, gibt er zu, „ich bin in dieser Staatsanwaltschaft groß geworden. Ich kenne alle Mitarbeiter, den objektiven Blick von außen habe ich nicht.“
Die Kleinstadt Stade birgt aber auch Risiken
Im Gegensatz zu seiner Vorgängerin Veronika Heppes hat es Burkhard Vonnahme nie aus Stade weggezogen. „Ich würde gar nicht in einer größeren Behörde arbeiten wollen“, sagt er. Er kam 1996 zur Staatsanwaltschaft Stade und ist mit seiner Familie geblieben. Seine Frau Inken ist ebenfalls Staatsanwältin. Hier fühlen sie sich wohl und sind gut eingebunden. Stade sei „eine charmante Kleinstadt, liebenswert, überschaubar und nah genug an Hamburg“.

Burkhard Vonnahme in seinem Büro in der Staatsanwaltschaft Stade. Foto: Helfferich
Mit seiner bescheidenen Art ist der Experte für Wirtschaftsstrafsachen auch außerhalb des Jobs beliebt und gut vernetzt. Fair Play gab der Handballer über viele Jahre als Jugendtrainer des VfL Stade an den Nachwuchs weiter. Bis heute ist er als Schiedsrichter aktiv. Sich in die Augen schauen zu können, sei im Privatleben und im Beruf wichtig. Schließlich könne man sich immer ein zweites Mal begegnen.