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TSporthallenmisere in Buxtehude: Eltern fordern Freigabe der Albert-Schweitzer-Halle

Die Turnhalle der Albert-Schweitzer-Schule an der Harburger Straße. Das Gebäude ist für die Aufnahme von Flüchtlingen vorbereitet, wurde dafür aber noch nie genutzt.

Die Turnhalle der Albert-Schweitzer-Schule an der Harburger Straße. Das Gebäude ist für die Aufnahme von Flüchtlingen vorbereitet, wurde dafür aber noch nie genutzt. Foto: Thomas Sulzyc

Buxtehude und seine Sporthallenmisere: Vereine dürfen die Sporthalle Süd abends weiterhin nicht nutzen. Und die Turnhalle an der Albert-Schweitzer-Schule steht seit März 2022 ungenutzt leer. So soll es weitergehen.

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Von Thomas Sulzyc,
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Von Karsten Wisser
Mittwoch, 10.01.2024, 09:50 Uhr

Buxtehude. Die Nutzung von Sporthallen als Unterkünfte für geflüchtete Menschen gilt bei Städten und Gemeinden in Deutschland als letztes Mittel. Die Gründe: Zu belastend sei das Leben für die Bewohner in Massenunterkünften hinter dünnen Stellwänden.

Zudem drohe Unmut in der Bevölkerung, sollte der Sportbetrieb wegfallen. Niedersachsens Landessportbund rief im März 2022 dazu auf, auf die Nutzung von Sportstätten als Flüchtlingsunterkünfte zu verzichten.

Turnhalle ist seit März 2022 gesperrt

Trotzdem sah die Stadt Buxtehude am 25. März 2022 keine andere Möglichkeit und sperrte die Turnhalle der Albert-Schweitzer-Schule in Absprache mit der Eigentümerin, dem Landkreis Stade, für den Schul- und Vereinssport. Angesichts stark steigender Flüchtlingszahlen wurde das Gebäude als Notunterkunft vorbereitet. Bezogen wurde die Unterkunft aber bis heute nicht. Eltern fragen jetzt, ob denn nicht eine Zwischennutzung für Schulkinder möglich sei.

Nutzerin der Turnhalle war vor der Sperrung die benachbarte Grundschule Harburger Straße: Schulsport an zwei Tagen die Woche und zusätzliche Angebote in der Offenen Ganztagsschule. Zudem nutzte der Buxtehuder SV die Halle täglich von 16 bis 21.45 Uhr. Nach Angaben der Stadt habe der Sportverein seine Trainingsstunden in vereinseigene Räume in der Poststraße und das neue „Kraftwerk“ verlagert.

Die Turnhalle der Albert-Schweitzer-Schule in der Harburger Straße. Das Gebäude ist für die Aufnahme von Flüchtlingen vorbereitet, wurde dafür aber noch nie genutzt.

Die Turnhalle der Albert-Schweitzer-Schule in der Harburger Straße. Das Gebäude ist für die Aufnahme von Flüchtlingen vorbereitet, wurde dafür aber noch nie genutzt. Foto: privat

Zwischennutzung für Theater-Kurse?

Eltern möchten die seit 22 Monaten ungenutzte Turnhalle wieder zugänglich machen. Jan-Oliver Hetze, Elternvertreter der Grundschule Harburger Straße im Stadtelternrat, sieht Bedarf für Selbstbehauptungskurse, Theater-Kurse oder Bewegungsangebote. Das hat er der Stadtverwaltung mitgeteilt.

Wegen der fachgerecht installierten Elektrik in den Parzellen der zur Unterkunft umgebauten Sporthalle sei ein Sportbetrieb nicht möglich, antwortete die Verwaltung. Der Elternvertreter ist aber davon überzeugt: Mit etwas Flexibilität ließen sich bewegungsarme Angebote für die Schulkinder verwirklichen.

Rund 20 Flüchtlinge kommen pro Monat nach Buxtehude

„Wenn die Turnhalle für die Unterbringung von Flüchtlingen benötigt würde, hätte jeder Verständnis dafür“, sagt Jan-Oliver Hetze. Aber bis dieser Fall eintrete, sollte doch eine Zwischennutzung für die Grundschule möglich sein.

Die Stadt sieht das anders: Die Turnhalle werde in Absprache mit dem Landkreis Stade „bis auf weiteres“ als jederzeit zu aktivierende Notfallkapazität zur Unterbringung von Geflüchteten vorgehalten, sagt Stadtsprecher Thomas Bücher auf TAGEBLATT-Anfrage. Die Stadt erwarte eine steigende Zahl an zugewiesenen Flüchtlingen. In Niedersachsen hätten die Asylantragszahlen in den ersten zehn Monaten des Jahres 2023 den höchsten Wert seit dem Jahr 2016 erreicht. Derzeit würden der Stadt Buxtehude monatlich rund 20 Personen zugewiesen.

Sporthalle Süd seit November gesperrt

Buxtehude will bis 2027 mehr als 80 Millionen Euro in Schulen und Sportanlagen investieren. Wie dringend notwendig das ist, zeigt das Beispiel Halle Süd. Die größte Außenwirkung hat immer noch die Sperrung der Sporthalle am Schulzentrum Süd für Vereinssportler. Die Halle ist seit Anfang November für den Vereinssport in der Woche ab 16 Uhr komplett gesperrt. Daran wird sich erst einmal nichts ändern. Die Notbeleuchtung ist kaputt und die Ersatzteile sind bestellt, aber noch nicht angekommen. „Nach wie vor wird weiterhin auf die Lieferung der benötigten Bauteile zur Reparatur der defekten Notbeleuchtung gewartet“, heißt es in einem Schreiben der Stadtverwaltung. „Es ist davon auszugehen, dass es noch ein paar Tage oder gar Wochen dauern wird, bis die Anlage geliefert und dann auch eingebaut ist“, so Bücher.

Die Halle Süd ist inzwischen mehr als 40 Jahre alt. Sie soll für rund neun Millionen Euro saniert und erweitert werden.

Die Halle Süd ist inzwischen mehr als 40 Jahre alt. Sie soll für rund neun Millionen Euro saniert und erweitert werden. Foto: Wisser

„Daher kann zum heutigen Zeitpunkt leider keine Prognose abgegeben werden, ab wann der Vereinssport wieder möglich sein wird“, so der für die Sporttreibenden entscheidende Satz. Die Schüler der drei auf dem Gelände des Schulstandorts beheimateten Schulen dürfen die Halle tagsüber nutzen, weil das Tageslicht bei einem Ausfall der regulären Beleuchtung den Weg nach draußen ermöglicht.

Sanierung der maroden Halle kostet neun Millionen Euro

Dass die Halle Süd marode und zu klein ist, ist seit Jahren bekannt. Eine geplante Sanierung und Erweiterung der Halle um einen weiteren, dann fünften Teil ist vorgesehen, wurde aber immer wieder verschoben. Die Planungen sollen Mitte 2024 abgeschlossen sein. Bei einem positiven politischen Beschluss würden die Ausschreibungen folgen. Einen Termin für die Fertigstellung gibt es nicht. Der Investitionsrahmen für die Sporthalle Süd ist gerade von 5,4 Millionen auf 9,3 Millionen Euro erhöht worden.

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