TCafé Brüning wieder dicht: Sind die Kaffeehaus-Zeiten endgültig vorbei?

Kein Eis und kein Kaffee am Kirchplatz: Das Café Brüning in Otterndorf steht seit Monaten leer. Nachdem bereits der zweite Pächter kapituliert hat, will die Inhaber-Familie das Gebäude verkaufen. Foto: Mangels
„Wir treffen uns bei Brüning zum Eis-Essen“ - das war einmal. Das Traditionscafé steht leer, schon der zweite Pächter hat Schiffbruch erlitten. Nun reagiert die Inhaber-Familie.
Otterndorf. Die Türen sind geschlossen, die Gasträume verwaist: Wer für eine Tasse Kaffee, ein Eis oder auf ein Stückchen Kuchen ins Café Brüning will, den begrüßt ein weißer Zettel. „Wir gehen in die Winterpause und machen uns schön für das Frühjahr“ ist darauf zu lesen.
Diese Winterpause dauert nun bereits etliche Monate an, die Wiedereröffnung scheint nicht in Sicht. Der letzte Pächter, der Cuxhavener Gastronom Andreas Vogel, hat sich aus dem Café-Betrieb und der Medemstadt verabschiedet, das pfeifen die Spatzen längst von den Otterndorfer Dächern, auch wenn sein Name noch am Briefkasten klebt. Der Kirchplatz steht wieder ohne Café da; die Anstrengungen der Stadt zur Belebung der Otterndorfer Innenstadt haben einen schweren Rückschlag erlitten.
Ein Blick zurück
Ende 2017 hatte Olaf Brüning beschlossen, das traditionsreiche Café im Herzen der Otterndorfer Altstadt aus Altersgründen abzugeben. Mithilfe des Immobilienmaklers Engel & Völkers wurde „die letzte Traditionskonditorei zwischen Hamburg und Bremen“ im Internet angeboten. 2,5 Millionen Euro sollte der Gebäudekomplex kosten. Die Käufersuche gestaltete sich jedoch schwierig.

Der Cuxhavener Gastronom Andreas Vogel, hier noch im Café Brüning, soll sich aus der Medemstadt verabschiedet haben (Archiv). Foto: Mangels
Ein Jahr später wurden Pläne der Stadt Otterndorf bekannt, als „Café-Retter“ einzuspringen. Hintergrund des Vorstoßes der Verwaltungsspitze war es, „einen städtebaulichen Missstand“ in der Innenstadt zu vermeiden. Dass die Stadt die Rolle des Hauptpächters übernahm, wurde insbesondere von der SPD als Eingriff in die freie Marktwirtschaft kritisiert.
Traditionsbetrieb
T Kult-Café Brüning in Otterndorf ist insolvent
Pachtvertrag wurde für vier Jahre abgeschlossen
Anfang 2019 präsentierte die Stadt Otterndorf ihre Unterpächterin: die Cuxhavener Unternehmerin Claudia Wolf. Der Pachtvertrag wurde für vier Jahre abgeschlossen. Die anfängliche Euphorie über den Neustart im Kaffeehaus schlug bei vielen Otterndorfern schon bald in Ernüchterung um.
Claudia Wolfs modernes Konzept mit Selbstbedienung und einer Einrichtung im Industriestil, das in ihren Cafés in Cuxhaven wunderbar funktioniert, wurde in der Medemstadt nie richtig angenommen.
Die eingeschränkten Öffnungszeiten sorgten für zusätzliche Kritik. Im Mai 2022 bestätigte Wolf Gerüchte, dass der vierjährige Unterpachtvertrag mit der Stadt Otterndorf nicht verlängert werde. Die Suche nach einem neuen Pächter begann. Die Stadt kündigte den Pachtvertrag mit Olaf Brüning zum 31. Dezember 2022.

Das Café Brüning liegt direkt am Kirchplatz (Archiv). Foto: Mangels
Vogel versprach altbekanntes Café
Im Juni 2023 startete der Café-Betrieb mit einem neuen Pächter: Der Gastronom Andreas Vogel versprach den Otterndorfern, dass sie „ihr altbekanntes Café zurückbekommen“. Er steckte einen sechsstelligen Betrag in den Umbau der Räumlichkeiten am Kirchplatz und kehrte zurück zum klassischen Café-Ambiente.
Der Verkauf von Eis, Kaffee und Kuchen schien gut zu laufen, aber im Frühjahr schlitterte Vogel mit dem Traditionshaus in die Insolvenz. Aus dieser Krise hat sich der Gastronom trotz großer Sanierungsbemühungen nicht wirklich befreien können - und zog die Reißleine. Andreas Vogel schweigt gegenüber der Öffentlichkeit zum Ende des Café-Betriebs, mehrere Anfragen unserer Zeitung blieben unbeantwortet.

Der ehemalige Pächter Andreas Vogel zusammen mit seiner Betriebsleiterin Jana Martens kurz vor der Neueröffnung im Juni 2023 (Archivfoto). Foto: Mangels
Abwicklung wird dauern
Um die Forderungen der Gläubiger kümmert sich der Cuxhavener Fachanwalt und Insolvenzverwalter Jan M. Antholz. „Die Abwicklung wird bestimmt noch zwei Jahre dauern“, glaubt Antholz. Er macht wenig Hoffnung, dass am Ende des Verfahrens nennenswerte Geldbeträge für die Gläubiger übrig bleiben. „Dafür sind die Schulden zu hoch.“
Über die Gründe, die zur Schieflage des Cafés Brüning geführt haben, kann Antholz nur Vermutungen anstellen. Die Größe des Cafés, die Konkurrenzsituation und persönliche Fehler des Investors - viele Faktoren haben aus seiner Sicht eine Rolle beim Scheitern des Betriebs geführt. „Außerdem kam der Insolvenzantrag viel zu spät, um überhaupt noch umsteuern zu können.“

Auf das Café Brüning warten ungewisse Zeiten (Archivfoto). Foto: Mangels
Und wie geht es nun mit Café Brüning weiter? Nach Informationen unserer Zeitung suchen die Brünings für den Gebäudekomplex einen Käufer. Einen weiteren Anlauf mit einem neuen Pächter wollen sie nicht unternehmen. Im Internet und im „Dorffunk“ machen verschiedene Gerüchte über die Zukunft des Gebäudes die Runde, sie reichen vom Dönerladen bis zum italienischen Café. Die Familie Brüning selbst war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.
Otterndorfs Bürgermeister Claus Johannßen bedauert, dass das Café „an dieser prominenten Stelle in der Stadt Otterndorf“ aktuell leer steht. Die Familie Brüning habe mit großem persönlichen Einsatz über Jahrzehnte den Otterndorfer Kirchplatz belebt. „Auch ich vermisse dieses Angebot.“