TCamp Central vor Aus? Deichbrand droht der Verlust wichtiger Flächen

Zahlreiche Festivalbesucher verfolgen ein Konzert der Band Tokio Hotel auf dem Deichbrand Festival. (Archivbild) Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa
Künftig könnten dem Deichbrand-Festival im Landkreis Cuxhaven Flächen für Camp Central und Green Camp verloren gehen. Das ist der Grund.
Landkreis Cuxhaven. Angekündigt haben sich die Veränderungen im Gewerbegebiet der Gemeinde Wurster Nordseeküste am Flughafen in Wanhöden schon länger. Jetzt stehen die Grundstückskaufverträge offenbar kurz vor dem Abschluss.
„Wir befinden uns in der finalen Phase, um die Bereiche des Industriegebietes Wanhöden zu verkaufen, die der Gemeinde gehören und aktuell zur Verfügung stehen“, berichtete Gemeindebürgermeister Jörg-Andreas Sagemühl (CDU) im Anschluss an die Gemeinderatssitzung im Nordholzer Aeronauticum in dieser Woche.
Bürgermeister: Erheblicher Waldbestand muss weichen
Wie bei Grundstücksvertragsangelegenheiten üblich, hatten die Ratsmitglieder im nicht öffentlichen Teil über den Verkauf von gemeindeeigenen Gewerbeflächen an mehrere Investoren beraten. „Für die Neuansiedlungen muss erheblicher Waldbestand gerodet werden“, betonte Sagemühl im Gespräch mit der Nordsee-Zeitung, „dafür brauche ich die Zustimmung des Rates.“

Gewerbegebiet und Deichbrand-Festival liegen in Wanhöden dicht nebeneinander. Foto: Mapcreator.io | OSM.org
Von öffentlichem Interesse ist die Entwicklung in dem Gewerbegebiet, das im Süden direkt an den Militärflughafen der Nordholzer Marineflieger grenzt, aber nicht nur unter dem Aspekt der gewerblichen Entwicklung. Denn die Gewerbeflächen, die jetzt verkauft werden sollen, sind bislang fester Bestandteil des Flächenkonzepts von HKES, den langjährigen Veranstaltern des Deichbrand-Festivals.
Deichbrand droht Verlust mehrerer Campingflächen
Dabei geht es zum einen um ein sechs Hektar großes Areal, auf dem sich aktuell noch das „Camp Central“ befindet. Betroffen ist – gleich daneben – auch eine 1,5 Hektar große Fläche, die die Veranstalter bislang als Behörden-, Ordnungs- und Sicherheitscamp nutzen.
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Für das laufende Jahr und das in Kürze startende Deichbrand-Festival (17. bis 20. Juli) werde sich daran auch nichts ändern, sichert Sagemühl zu. Bereits 2026 könnte das aber anders sein. Zumindest für die sechs Hektar große Fläche (Camp Central).

Das Deichbrand-Festival 2024 aus der Luft: Mit 60.000 Besuchern war die Rockcity Wanhöden ausgebucht. Die Campingflächen werden sich angesichts der Entwicklung des Gewerbegebiets perspektivisch verändern. Foto: eer
Für diese sechs Hektar sind die Verkaufsverhandlungen laut Sagemühl am weitesten fortgeschritten. Der Bürgermeister geht davon aus, dass zwei Firmen die Fläche unter sich aufteilen werden.
Gewerbegebiet für luftfahrtaffine Unternehmen
Anfang der 2000er-Jahre war das Gewerbegebiet Wanhöden mit dem Ziel entwickelt worden, wegen der Nähe zum benachbarten Militärflughafen insbesondere luftfahrtaffines Gewerbe anzusiedeln. In den folgenden Jahren lief die Vermarktung des Gebietes eher schleppend.
Das hat sich geändert. „Am Ende ist die weltpolitische Sicherheitslage der Grund“, erklärt Bürgermeister Sagemühl die Nachfrage gleich mehrerer Unternehmen, die sich gerade jetzt und bewusst neben dem Marinefliegerstützpunkt ansiedeln wollen. Denn mit der Umstellung auf gleich drei neue Waffensysteme – Sea King auf Sea Lion (abgeschlossen), Sea Lynx auf Sea Tiger und P-3C Orion auf P-8A Poseidon – erlebt der Nordholzer Stützpunkt gerade die größte Grundsanierung in der Marinefliegerei seit 40 Jahren.
Gemeinde gibt Namen der Investoren bislang nicht bekannt
Für die Wartung seines Luftfahrzeugparks hat der Nordholzer Stützpunkt bereits in der Vergangenheit neben der internen Kompetenz von Luftgerätetechnikern auch externe Partner der Luftfahrttechnik genutzt. Genau solche Unternehmen, so Sagemühl, wollen sich jetzt hauptsächlich auf den zivilen Gewerbeflächen ansiedeln. Um welche Unternehmen es sich handelt, sagt er zum jetzigen Zeitpunkt aber nicht.
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Der Gemeindebürgermeister geht davon aus, dass die erschlossenen 7,5 Hektar Gewerbeflächen nicht ausreichen werden, um alle Ansiedlungswünsche von Investoren zu erfüllen. Dafür müsse die Gemeinde auch an eigene, benachbarte Reserveflächen ran.
Green Camp auf Erweiterungsfläche des Gewerbegebiets
Sagemühl spricht von rund 12 Hektar Fläche, die – theoretisch – noch erschlossen werden können. Auch davon wäre das Deichbrand-Festival betroffen, denn ein Großteil dieses von Wald umschlossenen Erweiterungsareals nimmt bislang das Green Camp ein.
Trotz der anstehenden Veränderungen will Sagemühl das Festival in Wanhöden halten. Ohnehin ist das Infield mit seinen Bühnen als Herzstück des Festivals bis 2033 an die Deichbrand-Veranstalter verpachtet.
Festival-Rettungsinfrastruktur soll erhalten bleiben
HKES sei von Anfang über die Pläne informiert gewesen, betont Sagemühl, der bei der Gebietsentwicklung auch die Festivalerfordernisse im Blick behalten will. So ist es der Gemeinde wichtig, einen für das Festival wichtigen Fluchtweg zu erhalten, der über einen Teil der Verkaufsflächen verläuft. „Da sehe ich auch keine Probleme“, so Sagemühl.
Bezüglich der Entwicklung des Festivalgeländes hält es der Bürgermeister für denkbar, dass heutige Parkplätze, die nah am Gelände liegen, in Campingflächen umgewandelt werden könnten, damit das Festival auch künftig ein Festival der relativ kurzen Wege bleibt. Neue, weiter entfernte Flächen könnten zum Parken genutzt werden.