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Fußball-Regionalliga

TD/A: Das Geheimnis des Erfolgs liegt in einem Bagel mit Rührei

Miguel Fernandes verpasste fast das komplette erste Drittel der Saison. Jetzt spielt er sich mehr und mehr in den Kader.

Miguel Fernandes verpasste fast das komplette erste Drittel der Saison. Jetzt spielt er sich mehr und mehr in den Kader. Foto: Berlin

Was haben ein Bagel mit Rührei, amerikanischer Rap, ein kurzes Gebet und R&B-Musik mit Fußball zu tun? Sie helfen D/A-Fußballer Miguel Fernandes dabei, Spiele zu gewinnen. Vielleicht auch am Freitagabend, wenn D/A den Bremer SV empfängt.

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Von Daniel Berlin
Freitag, 08.03.2024, 11:30 Uhr

Drochtersen. So ein Heimspieltag beginnt für Miguel Fernandes mit einem Bagel. Andere Fußballer ziehen sich immer die gleichen Unterhosen an. Er nimmt den leckeren Bagel mit frischem Rührei. „Das sind die Besten in Eimsbüttel, gefühlt sogar die Besten in ganz Hamburg“, sagt Fernandes. Am Morgen vor dem Spiel gegen den Bremer SV (Anpfiff: 19.30 Uhr) wird er ziemlich früh aufstehen. So gegen sieben oder acht. Fernandes will schnell fokussiert sein auf den Gegner. Lange schlafen macht ihn träge. Dann geht er zur Bäckerei. Es ist nicht das einzige Ritual des Tages.

Miguel Fernandes wechselte im vergangenen Sommer vom Regionalliga-Konkurrenten SSV Jeddeloh zur SV Drochtersen/Assel. Der 27-jährige Offensivspieler erzählt, dass er sich wohl fühle in der Mannschaft. „Jeder kann sich auf jeden verlassen. Fehler werden verziehen“, sagt Fernandes. Es werde nicht gemeckert. Das bringe nur negative Energie, die niemand gebrauchen könne. Fernandes mag das Familiäre.

D/A neun Spiele ohne Niederlage

Der Erfolg der vergangenen Wochen hebt natürlich die Stimmung in der Mannschaft. Die letzte Niederlage kassierte D/A am 5. November gegen Phönix Lübeck. Seitdem stehen neun Spiele ohne Niederlage in der Drochterser Bilanz. Zuletzt gewann D/A vier Mal in Serie. In Norderstedt und in Kiel gewann Drochtersen trotz langer Unterzahl. „Das spricht für die Chemie“, sagt Fernandes.

Am Freitagnachmittag wird sich Fernandes ins Auto setzen und von Hamburg nach Drochtersen fahren. Gut zwei Stunden vor dem Anpfiff gegen den Bremer SV kommt er im Kehdinger Stadion an. Er fährt lieber allein. Nicht, weil er die Fahrgemeinschaft der Mannschaftskollegen, die wie er in Hamburg wohnen, nicht mag. „Sondern, weil ich ein schlechter Beifahrer bin“, sagt Fernandes. Er hat gern die Kontrolle.

Der Emdener Kai-Sotirios Kaissis reißt im Testspiel Miguel Fernandes um. Fernandes bekam in dieser Saison schon viel auf die Knochen.

Der Emdener Kai-Sotirios Kaissis reißt im Testspiel Miguel Fernandes um. Fernandes bekam in dieser Saison schon viel auf die Knochen. Foto: Berlin

In den vergangenen Wochen, meint Fernandes, habe sich die Mannschaft „eine gewisse Selbstverständlichkeit“ erarbeitet. In der durchwachsenen Hinrunde fehlten auf dem Spielfeld noch die Automatismen. Unter Trainer Oliver Ioannou sei die Struktur jetzt da, die Basis. Das, gepaart mit der Intuition der Spieler, der Qualität im Kader, bringe D/A den Erfolg. „Wenn wir am Feinschliff noch weiter arbeiten, werden wir noch schwerer zu schlagen sein“, sagt Fernandes.

Fernandes wächst dreisprachig auf

Im Auto von Fernandes läuft amerikanischer Rap. Am liebsten laut. Miguel Fernandes mag Key Glock. Wahlweise dreht Fernandes Rap aus Frankreich auf. Die Texte versteht er. Aufgrund seiner deutschen, portugiesischen und serbischen Wurzeln wuchs Fernandes dreisprachig auf. Französisch und Englisch lernte er schnell. Kurz nach fünf fährt Fernandes am Freitag auf den Parkplatz vor dem Kehdinger Stadion. Gleich beginnt die Mannschaftsbesprechung.

Trainer Ioannou wird den Drochterser Spielern final erzählen, welch ein unangenehmer Gegner der Bremer SV ist. Im Hinspiel kam D/A nicht über ein 1:1-Unentschieden gegen den aktuellen Tabellenvierzehnten hinaus. Damals belegte auch D/A noch einen Platz im unteren Tabellendrittel. Bis heute kletterte die Mannschaft auf Rang sechs.

D/A-Trainer Oliver Ioannou: "Miguel hat sein großes Potenzial noch nicht vollständig abgerufen."

D/A-Trainer Oliver Ioannou: "Miguel hat sein großes Potenzial noch nicht vollständig abgerufen." Foto: Berlin

Miguel Fernandes war seinerzeit verletzt am Sprunggelenk. Er bekam ob seiner Qualitäten in den Testspielen der Saisonvorbereitung und in den ersten Saisonspielen viel auf die Knochen. Insgesamt verpasste er knapp ein Drittel der Saison. Abgesehen von einer Gelb-Rot-Sperre war Fernandes seit September aber bei jedem Spiel dabei. Zufrieden ist er mit seiner Leistung noch nicht. „Da geht mehr bei mir“, sagt Fernandes.

Ein Tor und vier Vorlagen stehen bislang in der ausbaufähigen Statistik. Sein Coach sagt, Fernandes habe sein „großes Potenzial noch nicht vollständig abgerufen“. Ioannou schätzt aber die Qualität seines Offensivspielers. Die „extreme Ballsicherheit, die Beidfüßigkeit“.

Bilanz aufbessern gegen den Bremer SV

Gegen den Bremer SV will Fernandes seine Bilanz aufbessern. Wenn er denn spielen darf. „Bremen wird dreckig spielen. Aber wir können damit umgehen“, sagt er. D/A werde viel Ballbesitz haben und wolle den Gegner laufen lassen. Fernandes wird den Rasen mit dem rechten Fuß betreten und dabei als gläubiger Mensch ein Kreuz machen. Er erbittet Gesundheit und eine gute Leistung.

D/A gewinnt gegen den Bremer SV. Fernandes glaubt fest daran. Auf der Rückfahrt nach Hamburg wabern jetzt R&B-Songs aus den Autoboxen. „Das ist besser, um runterzukommen“, sagt Fernandes. Schließlich bleibt das Adrenalin nach rauschenden Fußballfesten ein wenig länger im Körper. Niederlagen kann Fernandes auch lange nicht ausblenden. Aber daran verschwendet der selbstbewusste Fußballer kaum einen Gedanken.

Gegen den Bremer SV

Die Partie zwischen D/A und dem Bremer SV wird am Freitag um 19.30 Uhr im Kehdinger Stadion angepfiffen. Der Bremer SV hat sich im Abstiegskampf nicht aufgegeben. Die letzte Ergebnisse (1:0 gegen Teutonia, 1:1 gegen den HSV) beweisen das. „Das ist ein Team, das mit allen Mitteln arbeitet und eine gute Mentalität und Leidenschaft mitbringt“, sagt D/A-Trainer Ioannou. Drochtersen muss auf die gesperrten Matti Cebulla und Willi Reincke verzichten.

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