Zähl Pixel
Fußball-Regionalliga

TD/A-Keeper Patrick Siefkes steht vor einer schwierigen Entscheidung

Mit 34 Jahren gehört Patrick Siefkes in der Regionalliga Nord nach wie vor zu den Besten seines Fachs.

Mit 34 Jahren gehört Patrick Siefkes in der Regionalliga Nord nach wie vor zu den Besten seines Fachs. Foto: Struwe (nomo)

Patrick Siefkes ist die Nummer eins im Tor des Regionalligisten SV Drochtersen/Assel. Seit fast zehn Jahren. Wie lange die Ära noch dauert, entscheidet der Familienrat.

author
Von Daniel Berlin
Freitag, 08.11.2024, 05:50 Uhr

Drochtersen. Dieses Tor von Mats Klüver hat Patrick Siefkes gewurmt. Der D/A-Torwart schaute sich die bewegten Bilder häufiger an, diskutierte mit Torwarttrainer Christoffer Schellin. Klüver packte einen Sonntagsschuss aus und verhalf Aufsteiger SV Todesfelde vor gut drei Wochen zum 1:0-Sieg gegen D/A. War der Ball haltbar? Vielleicht, sagt Siefkes.

Müßig sind solche Überlegungen nicht. Zeigen sie doch die Akribie eines Fußballtorwarts, der lange erfolgreich im Geschäft ist. Einer wie Siefkes macht selten einen Fehler zweimal. In einer ähnlichen Situation wird er beim nächsten Fernschuss sein Stellungsspiel in Nuancen verändern. 20, 30 Zentimeter weiter hinten stehen würde schon reichen. Dann fängt er den Ball mit der Mütze.

Siefkes bestritt 266 Pflichtspiele für D/A

Siefkes wird im Januar 35 Jahre alt. Er steht im zehnten Jahr für D/A in der Regionalliga als Nummer eins zwischen den Pfosten. Ligaweit gilt das als einmalig. Eine Kreuzbandverletzung zwang Siefkes zwischendurch zu einer längeren Pause. Ansonsten spielte er nahezu durch. 266 Einsätze für D/A stehen in seiner Statistik. In 81 Spielen davon blieb Siefkes ohne Gegentor.

Patrick Siefkes hat bislang 422 Pflichtspiele bestritten, allein 256 davon für D/A.

Patrick Siefkes hat bislang 422 Pflichtspiele bestritten, allein 256 davon für D/A. Foto: Struwe (nomo)

Insgesamt bestritt der Torwart 422 Partien für verschiedene Clubs in der Jugend-Bundesliga, Oberliga, Regionalliga, 3. Liga und in Pokalwettbewerben. 37.749 Minuten Fußball. Wie viele Minuten auf diesem Niveau kommen noch hinzu? Eine Frage, die D/A und Siefkes demnächst klären müssen.

Motiviert gibt sich Siefkes jeden Tag. „Wir haben mit der Mannschaft viel Spaß, alle lieben das Spiel und alle lieben es zu gewinnen“, sagt Siefkes. Das Training werde nie langweilig. Das Torwartspiel habe sich in den vergangenen Jahren weiterentwickelt.

Torwarttrainer Schellin setzt neue Schwerpunkte

Christoffer Schellin setzt beim Coachen immer neue Schwerpunkte, passt Techniken an die Zeit an, schaut sich bei Proficlubs Inhalte ab. Siefkes mag es, wenn Schellin ihm einen Ball aufs Tor hämmert und irgendwelche Gegenstände auf dem Rasen den Schuss abfälschen. Das gehört zu Siefkes‘ Lieblingsübungen. Das schult die Reflexe, und die hätten, so der Keeper selbst, in den letzten Jahren „höchstens minimal“ gelitten. Wenn überhaupt. Seine Sprungkraft hilft dem mit 1,82 Meter verhältnismäßig kleinen Siefkes seit Jahren.

Patrick Siefkes steht bei D/A in der zehnten Saison als Nummer eins im Tor.

Patrick Siefkes steht bei D/A in der zehnten Saison als Nummer eins im Tor. Foto: Struwe (nomo)

Mit jetzt 34 Jahren hält Siefkes D/A den Rücken frei. Allein schon mit seiner Erfahrung. Siefkes beobachtet das Spiel, lernte es zu lesen, weiß, wer sich wie bewegt. „Heute habe ich andere Lösungen im Kopf als noch mit 22“, sagt Siefkes.

In der laufenden Saison kassierte Siefkes in 17 Spielen nur 14 Gegentore. Nur Meppens Julius Pünt hat weniger Treffer kassiert. „Er hat herausragende Fähigkeiten auf der Linie und eine gute Strafraumbeherrschung“, sagt D/A-Cheftrainer Oliver Ioannou. Siefkes gebe der Mannschaft Sicherheit und wolle sogar jedes Trainingsspiel gewinnen.

Eine Nummer zwei muss Geduld haben

Seit fast zehn Jahren bei D/A nährt Siefkes bei den übrigen Torhütern im Kader kaum die Hoffnung auf eine Wachablösung. Eine Nummer zwei weiß in Drochtersen, worauf sie sich einlässt. Seit dieser Saison sitzt zum Beispiel Simon Heinbockel als Reservist auf der Bank.

Der 19-Jährige lernte das Torwartspiel in Eimsbüttel und beim HSV. Siefkes und Heinbockel tauschen sich aus. Der junge Keeper brachte neue Ansätze aus Hamburg mit. Dass Heinbockel nach jedem Pausenpfiff und jedem Schlusspfiff als erster Motivator über das Spielfeld läuft und mit jedem D/A-Spieler abklatscht, fasziniert auch Siefkes. „Sowas habe ich selten erlebt“, sagt er.

Lob will Siefkes für seine Leistungen nicht. Er hat oft gesagt, er sei dafür da, den ein oder anderen Ball zu halten. Lieber lobt Siefkes seine Vorderleute. Die D/A-Defensive funktioniere schon ganz vorne bei den Stürmern und hinten seien die Verteidiger wachsam. „Wenn, dann lassen sie die Stürmer so schießen, dass meine Chancen beim Halten ganz gut stehen“, sagt Siefkes.

Siefkes‘ Wort hat Gewicht im Team

So ist er halt. Ioannou schätzt Siefkes‘ Mentalität und dessen Persönlichkeit. „Paddy redet nicht viel. Aber wenn er den Mund aufmacht, hat das eine Aussagekraft in der Mannschaft“, sagt Ioannou. Dann ist es mucksmäuschenstill in der Kabine oder beim Training auf dem Rasen.

Ein paar Jahre könnte Siefkes noch auf diesem Niveau spielen. Aber so ganz langsam verschieben sich die Prioritäten. Da ist vor allem die Familie, da ist der Job in Stade. „Zeitlich wird es schwer“, sagt Siefkes. Sein Vertrag bei D/A läuft im Sommer 2025 aus. Wie es weitergeht, entscheidet der Familienrat.

Rückrunde startet bei Holstein Kiel

Die SV Drochtersen/Assel startet am Sonntag, 10. November, um 14 Uhr mit dem Auswärtsspiel bei Holstein Kiel II in die Rückrunde. D/A belegt aktuell Platz zwei der Tabelle. Kiel ist 14. Im Hinspiel sah es nach einem Tor von D/A-Stürmer Moritz Göttel lange nach einem 1:0-Sieg der Drochterser aus. Aber in der Schlussphase gelang Kiel im Kehdinger Stadion noch der Ausgleich.

Weitere Artikel