TD/A-Sinnbild Sobotta: Wenn die Leichtigkeit verloren geht

Marcell Sobotta lief gegen St. Pauli allein auf den Torhüter zu, im letzten Moment holte ihn aber ein Verteidiger ein. Foto: Jörg Struwe
Nach dem 2:0-Erfolg über St. Pauli II will die SV Drochtersen/Assel am Freitagabend (19.30 Uhr) bei BW Lohne nachlegen. Ein Spieler hofft ganz besonders auf seinen persönlichen Befreiungsschlag. Für D/A geht es darum, die sportliche Krise abzuschütteln.
Drochtersen. Im Sport spielt die Psyche der Protagonisten eine elementare Rolle. Das ist komplex und schwer zu greifen für einen Sportler im Misserfolg. Und vermeintlich so leicht zu erklären im Erfolg - da liegt es schlicht am Selbstvertrauen.
Bei D/A verkörpert Marcell Sobotta gerade diese schwer zu greifende Komplexität wie kein anderer. Der offensive Leistungsträger definiert sich über Tore und Vorbereitungen. „Das ist mein Job“, sagt er. Umso mehr „wurmt“ es ihn, dass er in dieser Saison noch ohne Tor ist. Es ist sind Sobotta-Szenen, die bisher den Chancenwucher, den D/A in einigen Spielen betrieben hat und um den Erfolg gebracht hat, am extremsten verdeutlichen.
Er hat schon aus fünf Metern das leere Tor verfehlt, weil er den Ball zu genau platzieren wollte. Falsche Entscheidung, sagte er anschließend. Im Pokal-Halbfinale vergab er den entscheidenden Elfmeter. Auch Kopfsache.
Gegen St. Pauli hätte er das vorentscheidende 3:0 in der ersten Halbzeit machen können, als er frei aufs Tor zu sprintete. „Ich hatte einen klaren Plan“, sagt Sobotta, „ich wollte den Torwart umkurven und einschieben.“ Das sei nicht aufgegangen, weil er noch von einem Verteidiger eingeholt wurde auf dem immer länger werdenden Weg. „Wenn‘s läuft, geht das dann“, sagt Sobotta und drückt damit seine Ist-Situation wie auch die der Mannschaft aus.
Sicherheit und Selbstverständlichkeit sollen zurückkehren
Trainer Oliver Ioannou sagt seit seiner Übernahme, dass über den Erfolg das Selbstvertrauen und die Selbstverständlichkeit zurückkommen müssen. „Dann werden mit der Zeit die einzelnen Aktionen besser ausgespielt und die Chancen besser genutzt“, sagt Ioannou. Mit dem Sieg habe sich die Stimmung schon verbessert. Ein folgender Erfolg sei der nächste Schritt. Er sucht die Gespräche mit den Spielern, jeder wisse, woran er ist und was er, der Trainer, im Einzelnen verlangt.
Sobotta sagt, er bleibe immer positiv. „Man muss das schnell abhaken und weitermachen“, sagt er. Zugleich gibt er zu, dass diese misslungenen Aktionen im Hinterkopf sind, dass es schon am Selbstvertrauen und an der nötigen Sicherheit nagt. „Man zweifelt nicht, aber man fängt an nachzudenken“, sagt er. Dass das beim Torabschluss hinderlich ist, weiß jeder Fußballer.
Wie einfach und schwierig zugleich Fußball ist
D/A hatte ein schweres Auftaktprogramm und war seinen Gegnern meistens dennoch überlegen. „Aber aus verschiedensten Gründen sind wir schlecht gestartet“, sagt Sobotta. Das viel zitierte Spielglück habe D/A schlicht gefehlt oder verlassen, so Sobotta. Zum Auftakt verloren die Drochterser in Meppen durch einen 60-Meterschuss. Gegen Flensburg begann dann schon der Chancenwucher, zählt Sobotta auf.
So gingen Sicherheit und Selbstvertrauen immer ein bisschen mehr flöten. Das sei ein Strudel. „Und wir genügten unserem eigenen hohen Anspruch sowie dem allgemeinen nicht“, erläutert Sobotta. So wachse der Druck sowie die Unzufriedenheit.
Sobotta gibt die Richtung vor. Die Mannschaft müsse nun „das Positive mitnehmen“, sich am 2:0-Sieg hochziehen. Beim BW Lohne hofft Sobotta auf seinen ersten Torerfolg. In der Vorbereitung traf er zwei Mal gegen Lohne und in der vergangenen Saison schoss er auch ein Tor gegen den jetzigen Gegner. Und dass Aberglaube hilft, darauf baut so mancher Fußballer sowieso.
D/A hat aus dem Pauli-Spiel angeschlagene Spieler
Trainer Ioannou erwartet mit Lohne einen Gegner auf Augenhöhe. BW ist stark in die Saison gestartet und konnte sich auf die Defensive verlassen. Zuletzt gab es aber ein paar empfindliche und torreiche Niederlagen. Mit 22 Punkten steht Lohne aber als Tabellenfünfter gut da.
Matti Steinmann und Martin Sattler mussten mit muskulären Problemen gegen Pauli ausgewechselt werden. Jan-Miklas Steffens ebenso, nachdem er einen Schlag in den Rücken bekam. Steinmann und Sattler waren aber schon wieder im Training. Kapitän Nico von der Reith trainierte nach seinen Knieproblemen auch wieder individuell, seine Rückkehr ist aber fraglich.