TDas Team hinter dem Team: Sie machen Drittliga-Handball erst möglich

Für Lars Müller und seine Familie ist der VfL Fredenbeck zeitintensives „Familienhobby“. Foto: JOERG STRUWE
Meist mehr als 700 Zuschauer strömen zu den Heimspielen des VfL Fredenbeck in die Geestlandhalle. Im Hintergrund haben die Ehrenamtlichen viel zu tun.
Fredenbeck. Der Spieltag beginnt für Handballboss Lars Müller und das Ordnerteam bereits am Sonnabendmorgen gegen 9 Uhr. Nachdem die Hausmeister der Geestlandschule die Halle geöffnet haben und die Tribüne ausgefahren haben, beginnen fünf Ordner mit dem Kleben der Sponsorenwerbung auf dem Hallenboden. Das erfordert Geschick und Geduld, denn die Folien müssen faltenfrei und fest an den richtigen Stellen des Hallenbodens sitzen.
Danach werden die Werbereiter an den Grundlinien aufgestellt. Jörn Martens, seit mehr als 10 Jahren Chef des Ordnerdienst, hat die Getränke für Mannschaften und Fans abgeholt. Die Wasserkisten für die Mannschaften werden bereitgestellt. Rund zwei Stunden sind die Helfer damit beschäftigt.
Lars Müller hat zwischenzeitlich das Kampfgericht aufgebaut und die Anlage geprüft. Eine abschließende Inspektion der Tornetze beendet seinen Einsatz am Vormittag. Es ist 11 Uhr geworden. Die Halle ist nun meist durchgehend bis 18 Uhr von Jugendmannschaften und unterklassigen Teams belegt.
Die Vier vom Thekenteam
Silke, Sandra und Stefan Müller sowie Thorsten Kumst beginnen gegen 17 Uhr mit den Vorbereitungen. In der Woche sind schon die Bestände gesichtet worden und die Bestellung für den Spieltag aufgegeben. Die Getränkekästen müssen nun in die Halle getragen werden und später als Leergut wieder zurück in den Kühlanhänger.
„Wenn die Halle mal richtig voll ist, tragen wir locker 80 Kästen Bier erst rein und später wieder raus.“ Dazu kommt das Aufbacken der Brezeln und die Vorbereitung der Bockwürstchen. Spätestens um 17.30 Uhr ginge es dann mit dem Verkauf los, sagt Silke Müller. Jetzt kommen auch noch zwei bis drei weitere Helfer dazu, um die einsetzende Nachfrage zu bewältigen. Bis zum Ende von Spiel und Pressekonferenz gegen 21.15 Uhr hält der Ansturm an.

Thorsten Kumst schmeißt mit den Müllers die Theke. Foto: Struwe
Gegen 18 Uhr ist auch das gesamte Ordnerteam auf ihren Plätzen: an der Kasse, bei der Eintrittskontrolle, als Platzeinweiser für auswärtige Gäste. Insgesamt sind zehn bis 12 Ordner im Einsatz. Zwischenfälle mit aggressiven oder alkoholisierten Fans sind sehr selten. „Meistens haben die schon eine lange Busfahrt hinter sich“, so Martens. Die Derbys, zum Beispiel gegen den SV Beckdorf oder TSV Bremervörde seien zwar sehr stimmungsvoll, doch in aller Regel friedlich.
Auch die Videotechnik muss noch aufgebaut werden. Alle Spiele der Dritten Liga werden bei Sportdeutschland.tv live übertragen.
Marten Romund kommentiert die Spiele der Fredenbecker und wird von wechselnden „Experten“ meist aus dem Team der ersten oder zweiten Mannschaft unterstützt.
Der Hallensprecher, seit dieser Saison Michael Peyke, hat inzwischen seinen Platz eingenommen, gibt die Mannschaftsaufstellungen bekannt und sorgt mit passender Musik für die Unterhaltung der Gäste. Daneben bedient er auch noch die Werbespots, die mit einem Beamer an die gegenüberliegende Wand geworfen werden.

Hallensprecher Michael Peyke. Foto: Struwe
Die Physios müssen ordentlich Hand anlegen
Während sich auf dem Hallenparkett die Mannschaften aufwärmen, haben Fredenbecks Physiotherapeuten Hochbetrieb. Julia Sharnikau als Koordinatorin, Milos Duric und Anika Brunsch, sie unterstützt im Trainingsbetrieb, machen die Mannschaft fit, beheben die letzten Wehwehchen.
Das Aufwärmprogramm der Mannschaft, von ihnen mitgestaltet, ist für die Mannschaft verbindlich und wird vor jedem Spiel durchgeführt. Während des Spiels übernimmt einer der Beiden die Betreuung der Mannschaft bei Verletzungen. Nach dem Spiel werden die Blessuren der Spieler versorgt und wenn notwendig die weitere Behandlung eingeleitet. In der Woche machen die Physiotherapeuten an zwei Trainingstagen die Mannschaft fit für das nächste Punktspiel.

Die Drittliga-Handballer des VfL Fredenbeck bedanken sich bei den Fans. Damit ein Heimspiel-Tag aber reibungslos abläuft, sind viele Ehrenamtliche im Hintergrund rührig. Foto: Struwe
Ab 17 Uhr ist auch Lars Müller wieder in der Halle. Er ist bis zum Ende gegen 23 Uhr bei Problemen Ansprechpartner für alle, neben den eigenen Helfern auch für die Hausmeister, Gastmannschaften und Schiedsrichter.
Wenn die Schiedsrichter in der Regel um 19.30 Uhr pünktlich das Spiel anpfeifen ist auch Pressewart Jörg Potreck auf seinem Platz, meist hinter einem der Tore. In der Woche hat er bereits die aktuelle Ausgabe der Hallenzeitung „Der Kreisläufer“ produziert, die ab 18 Uhr für alle Gäste ausliegt. Jetzt kümmert er sich um Bilder, gelegentlich auch Filmbeiträge vom Spiel, die später auf den verschiedenen Kanälen die Berichterstattung bereichern sollen.

Jörn Martens, Chef des Ordnerdienst. Foto: Struwe
Während des Spiels sorgen die Ordner dafür, dass die Fanbegeisterung im Rahmen bleibt und der Spielablauf nicht gefährdet wird. Zwei der Ordner stehen als „Wischer“ bereit, um nach Aufforderung durch die Schiedsrichter Schweiß vom Hallenboden zu entfernen, der die Standsicherheit der Spieler gefährdet und so die Verletzungsgefahr erhöht.
Mit Spielabpfiff beginnt für die Ordner Schwerstarbeit
Die Werbeaufkleber sind zu entfernen und die Wand für die Pressekonferenz ist aufzubauen. Die Werbereiter müssen zurück in ihr Lager gebracht werden. Der Müll, den die Fans hinterlassen haben, muss eingesammelt werden. Nachdem dies erfolgt ist, meist so gegen 22 Uhr, hat das Ordnerteam seine Arbeit gemacht. Man steht noch bei einem Bier beisammen und lässt Spieltag und Arbeitseinsatz Revue passieren.
Noch lange nicht Schluss hat das Thekenteam. Nur allmählich verlassen nach Spielende die Fans die Halle. Manch einer bleibt noch auf ein Getränk, um mit Freunden das Spiel zu diskutieren. Auch das Thekenteam beginnt allmählich zusammenzupacken. Für diejenigen, deren Durst noch nicht gelöscht ist, steht ein Kasten Bier zur Selbstbedienung auf dem Tresen.
Das Thekenteam reinigt währenddessen die Mannschaftskabinen und leert die Mülleimer. Um 23 Uhr wollen die Hausmeister die Halle abschließen. „Dann laufen wir meistens im Galopp vor den Hausmeistern aus der Halle,“ beschreibt Silke Müller das Ende eines langen Tages.

Ludwig Müller an der Kasse. Foto: Struwe
Was treibt diese Helfer an, mindestens 15 Mal in der Saison, zu diesem ehrenamtlichen Engagement? Die Antwort ist bei allen Helfern sehr ähnlich. Es ist das Zusammengehörigkeitsgefühl in der „Familie VfL Fredenbeck“.
Bei der Familie Müller, neben Silke Müller sind das noch Ehemann Stefan, Handballboss Lars Müller mit Ehefrau Sandra und die vier in erster und zweiter Mannschaft handballspielenden Söhne, ist es das „Familienhobby“. Andere sind durch ihre Kinder „da hineingerutscht.“ Alle machen es gerne und bedauern, dass es immer schwieriger wird, Freiwillige für dieses Ehrenamt zu gewinnen. Denn weitere Helfer könnten sie alle gut gebrauchen.
Man könne auch helfen, wenn man nur einige Male im Jahr einen Sonnabend opfern könne, so Silke Müller. „Das ist kein Hexenwerk. Und Angst, dass einem sogleich eine Daueraufgabe aufgeschwatzt wird, braucht man auch nicht zu haben.“ Ein Spieltag der Handballmänner des VfL Fredenbeck in der Dritten Liga wird nur durch diesen ehrenamtlichen Einsatz zahlreicher Helfer möglich.
Auf rund 130 Arbeitsstunden von mehr als 30 ehrenamtlichen Helfern summiert sich der Arbeitseinsatz pro Spieltag, um 15 Mal im Jahr einen Sonnabendabend für 700 und mehr Fans beim VfL Fredenbeck möglich zu machen.