TDauerbaustelle Harsefelder Straße: Bäcker Heyderich geht neue Wege

Wolfgang Heyderich fährt sein Brot seit dem 12. Mai mit dem Lastenrad aus. Er reagiert damit auf die Bauarbeiten an der Harsefelder Straße. Foto: Stehr
Weil die Bäckerei Heyderich nur eingeschränkt erreichbar ist, radelt der Chef nun als Brotkurier durch die Stadt. Wohin er liefert und wie Kunden bestellen können.
Stade. „Wenn die Kunden nicht zu uns kommen, dann kommen wir eben zu den Kunden“, sagt Wolfgang Heyderich. Der Konditormeister und staatlich anerkannte Brot-Sommelier hat sich angesichts der Dauerbaustelle vor seiner Haustür an der Harsefelder Straße etwas ausgedacht. Seit einigen Tagen liefert er Brot mit dem Lastenrad aus. „Wir befinden uns noch in der Testphase“, sagt Heyderich, der 1995 gemeinsam mit seiner Frau den Betrieb von seinen Eltern übernommen hat.
Brotkurier fährt in die Altstadt, in den Kopenkamp und nach Campe
Momentan ist der Chef persönlich immer montags und freitags mit dem E-Bike unterwegs und beliefert Kunden in der Altstadt, im Kopenkamp und in Campe. Je nach Nachfrage könnten das Einzugsgebiet und das Sortiment noch ausgeweitet werden.
Per App, über einen QR-Code oder direkt über die Homepage können Bestellungen aufgegeben und direkt bezahlt werden. Einen Online-Shop inklusive Lieferdienst hat Heyderich schon länger. Mit dem Fahrrad-Brotkurierdienst reagiert er nun auf die Bauarbeiten an der Harsefelder Straße, die sich abschnittweise weiter in Richtung seiner Hauptfiliale bewegen.
„Wir mussten überlegen, was wir machen, wenn bei uns vor der Tür alles dicht ist“, sagt Heyderich. Wann genau es soweit sein wird, ist noch nicht klar. Ursprünglich sei der Baubeginn an der Ecke Harsefelder Straße/Thuner Straße für September 2025 terminiert gewesen. Die Stadt gehe inzwischen aber davon aus, dass sich das Ganze auf Anfang 2026 verschiebt. „Wir können schlecht planen, ständig gibt es Verzögerungen“, sagt Heyderich. Von der Stadt wünscht er sich eine bessere Kommunikationspolitik.
So wie ihm geht es auch vielen Anwohnern, die regelmäßig bei ihm einkaufen. „Wir haben am Anfang ein Schreiben bekommen und dann nichts mehr gehört. Wenn wir wissen wollen, was Sache ist, müssen wir aktiv nachfragen“, sagt ein Heyderich-Kunde aus der Nachbarschaft.
Immer wieder kommt es zu Verzögerungen
Stadtsprecher Stephan Voigt bestätigt auf TAGEBLATT-Anfrage die Verzögerungen. Schon der erste - inzwischen fertige - Bauabschnitt zwischen den Kreisverkehren am Bildungscampus Riensförde und beim Stadtweg habe länger gedauert als geplant. Die Fertigstellung war eigentlich für 2024 vorgesehen.

An der Harsefelder Straße wird die Radwegeverbindung zwischen Innenstadt und Riensförde ausgebaut. Die Arbeiten dauern mehrere Jahre. Foto: Stehr
Auch auf dem derzeit im Bau befindlichen Abschnitt zwischen Sachsenstraße und Thuner Straße (Ostseite) sei nicht alles nach Plan gelaufen, unter anderem durch überraschende Funde im Untergrund. Wie berichtet, wird in Teilen der Harsefelder Straße auch ein neuer Regenwasserkanal installiert, der größere Wassermengen speichern kann. Dafür müssen riesige Bauteile im Boden verlegt werden.
In Sachen Kommunikation verweist Voigt auf die Homepage der Stadt, (www.stadt-stade.info/harsefelderstrasse) sowie auf die Social-Media-Kanäle, auf denen Informationen geteilt werden. Zudem informiere die Baufirma betroffene Anwohner per Einwurfschreiben.

Kürzlich wurde an der Harsefelder Straße zwischen Thuner Straße und Holtermannstraße ein weiteres Baufeld eingerichtet. Foto: Stehr
Bei Verzögerungen würden andere Abschnitte teilweise vorgezogen, so Voigt. Aktuell wird zwischen Thuner Straße und Holtermannstraße gebaut und damit der Kanalbau voraussichtlich bis Juli abgeschlossen. Autos können in beide Richtungen an der Baustelle vorbeifahren. Während aller Bauabschnitte bleibt der Verkehr stadtauswärts stets gewährleistet. Stadteinwärts ist die Harsefelder Straße im jeweiligen Baustellenbereich aber gesperrt.
Die Pendler fehlen jetzt
Die Auswirkungen spürt auch Bäcker Heyderich. Morgens sei es sehr ruhig, weil der Pendlerverkehr fehle. „Wir haben uns darauf eingestellt und backen weniger, damit wir nicht so viel wegschmeißen müssen“, sagt Heyderich. Immerhin sei der Betrieb am Nachmittag nicht eingeschränkt. Die Leute, die aus der Stadt rausfahren, kaufen weiter bei ihm ein.
Heyderichs Sorge: Baustellen verändern die Wege der Menschen. Je länger eine Baustelle bestehe, desto schwieriger werde es, Kunden zurückzugewinnen. Heyderich weiß, wovon er spricht. 2017 schloss er seine Filiale in der Schölischer Straße aufgrund von Bauarbeiten. Die Umsätze waren nach einem Jahr Baustelle um 50 Prozent zurückgegangen. Gedauert haben die Sanierungsarbeiten am Ende vier Jahre.
Die Bauarbeiten in der Harsefelder Straße sollten eigentlich bis 2028 dauern. Die Stadt hat aber bereits eingeräumt, dass dieser Termin nicht zu halten ist. Anwohner und Verkehrsteilnehmer werden noch mehr Geduld brauchen.
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