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Landwirtschaft

TDauerregen und die Folgen: Bauern kämpfen mit vielen Problemen

Die Böden auf den Feldern können das Wasser teilweise nicht mehr aufnehmen.

Die Böden auf den Feldern können das Wasser teilweise nicht mehr aufnehmen. Foto: Ahrens

Die Pfützen stehen auf den Äckern - teilweise schon seit Herbst. Der Regen hält an und stellt die Landwirte im Landkreis vor Herausforderungen. Wie sind Ackerbau, Viehwirtschaft und Ernte betroffen?

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Von Sophia Ahrens
Donnerstag, 15.02.2024, 13:50 Uhr

Geest. Der 1. Februar kennzeichnet im Kalender der Landwirte immer das „Güllesilvester“. Seitdem dürfte wieder Gülle, in der Fachsprache Wirtschaftsdünger, auf die Felder ausgebracht werden - wenn es denn möglich wäre. Doch volle Güllefässer sind auf den Äckern im Moment kaum irgendwo zu sehen - es ist noch immer zu nass.

Seit Oktober kämpfen die Landwirte mit den dauernassen Flächen. „Wir haben Wasser satt“, sagt Mathias Fitschen, Landwirt aus Hollenbeck und stellvertretender Vorsitzender des Kreisbauernverbandes. Große Teile seiner Arbeit drehen sich gerade um Drainage: Er versucht, die unterirdisch verlegten Rohre bestmöglich in Schuss zu bringen, um die Felder schnell abzutrocknen.

Gülle-Lager werden immer voller

Fitschen wirtschaftet vor allem mit Kartoffeln und Schweinen. Bei der Viehwirtschaft fällt jeden Tag Wirtschaftsdünger in Form von Gülle ab. Und weil die Landwirte seit Oktober nicht düngen konnten und durften, werden die Lagerkapazitäten knapp. „Ich habe mir schon Lagerraum bei anderen Landwirten dazugemietet, damit wir nicht überlaufen“, so Fitschen.

„Noch haben wir nicht den Notfall ausrufen müssen“, sagt Kreislandwirt Johann Knabbe mit Blick auf die Gülle-Lager. Inzwischen werde bei ehemaligen Kollegen angeklopft, die keinen Betrieb mehr, aber noch Lagerstätten hätten. Die Bauern helfen sich untereinander, bestätigt auch Wilken Pott, der in der Milchwirtschaft aktiv ist. „Die meisten Landwirte haben Kapazitäten bis Mitte Februar.“ Die Betriebe müssen nun auf trockeneres Wetter hoffen, um sich schnell Luft zu verschaffen.

Wintergetreide und Grünland sind betroffen

Die nassen Äcker halten auch abseits vom Wirtschaftsdünger Herausforderungen bereit - besonders auf den tieferliegenden Flächen. „Egal, was da war: Wo seit Wochen Wasser steht, ist es abgestorben“, sagt Knabbe. Die Bedingungen, mit denen klassischerweise die Landwirte in der Marsch umgehen müssten, seien nun auch auf der Geest eingetreten.

Der besorgte Blick von Mathias Fitschen geht derzeit auf das Wintergetreide, das im letzten Herbst ausgesät wurde. Durch das Wasser fehlt dem Boden der nötige Sauerstoff. „Wer früh dran war im letzten Jahr, hat Glück gehabt“, sagt Fitschen zur Aussaat. Wer, wie er selbst, den Läusebefall und mögliche Pflanzenschutz-Spritzungen gegen Viren vermeiden wollte, hat jetzt das Nachsehen. Für seine Kartoffelernte sieht er aber noch keine Risiken, da Frühkartoffeln frühestens Ende Februar ausgesetzt werden.

Als Milchviehbetrieb liegt das Augenmerk von Wilken Pott auf der Futterproduktion. Bei der Maisernte hätte der Betrieb in Bargstedt im vergangenen Jahr einen günstigen Zeitpunkt erwischt. Doch auf dem Grünland konnte der sogenannte letzte Grasschnitt im Oktober nicht mehr gemacht werden - weil es immerzu regnete. Die Folge: Das lange Gras steht bis zum Frühjahr auf den Flächen. Da es über Monate nass blieb, sei „viel Pflanzenmaterial abgestorben“, so Pott. Wenn im Mai das Gras zum ersten Mal gemäht wird, erwarte Pott deshalb deutliche Qualitätsverluste. Teilweise könnte das Gras nicht mehr als Futtermittel taugen. Er hofft, dass es demnächst trocken wird, damit ein Pflegeschnitt durchgeführt werden kann, der das tote Material entfernt.

Spargelernte könnte sich verzögern

Das stetig nasse Wetter könnte auch Auswirkungen auf den diesjährigen Spargelverkauf haben. Der Spargelhof Werner beginnt normalerweise schon Mitte Oktober, die Hälfte der Dämme auf den Feldern aufzubauen. „Aber da fing es an zu regnen und hörte nicht wieder auf“, sagt Christoph Werner. Die Arbeit musste liegenbleiben - was dazu führen kann, dass der erste Spargel nicht schon um den 24. März, sondern etwas später erntereif ist. „Ostern ist in diesem Jahr sehr früh, das könnte knapp werden.“ Aber Christoph Werner sagt auch: „Die Hoffnung stirbt zuletzt.“ Auf einer Tagung hätten die Berater Mut gemacht, dass sich Nässe-Schäden an den Pflanzen selbst in Grenzen halten. Spargelpflanzen bleiben in der Regel zehn Jahre in der Erde.

Die Landwirte versuchen trotzdem, Positives aus der anhaltenden Nässe zu ziehen. „Das Wasser ist noch im Versickerungsprozess, aber es wird den Grundwasserspiegel wieder anheben“, sagt Knabbe. Dennoch schränkt er ein: Besonders in bebauten Gebieten würde das Wasser nicht ins Grundwasser versickern, sondern in Flüsse umgeleitet. Die Nässe hätte aber auch viele dazu gebracht, ihre Entwässerungsgräben zu pflegen, freut er sich. Mathias Fitschen sagt: „Das ist ja auch das Interessante an der Landwirtschaft: Wir sind vom Wetter abhängig und müssen mit der Natur das Beste daraus machen.“

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