TDemokratie in Gefahr: Landrat Kai Seefried warnt vor Radikalisierung

Landrat Kai Seefried sorgt sich um den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Foto: Schmidt
Deutschland ist ein Land im Krisenmodus: Das sagt der Stader Landrat Kai Seefried. Er äußert sich zu der aktuellen Stimmungslage und nennt Wege aus der aktuellen Situation. Warum er bei seinen Bedenken auch in Richtung Mecklenberg-Vorpommern blickt.
Landkreis. Die Radikalisierung der Gesellschaft sei dichter als befürchtet. „Das gibt es nicht nur im tiefsten Sachsen“, sagt der Stader Landrat Kai Seefried (CDU). Der Landkreis Ludwigslust-Parchim in Mecklenburg-Vorpommern gehört zur Metropolregion Hamburg. Der dortige Landrat Stefan Sternberg (SPD) erzählte bei einem gemeinsamen Treffen der Landräte aus der Region auf Einladung des Ersten Hamburger Bürgermeisters Peter Tschentscher (SPD), dass vor seinem Privathaus regelmäßig demonstriert werde - mit rechtsextremistischem Hintergrund. Auch das Klima im dortigen Kreistag habe sich extrem verschärft. Es gibt dort neben der AfD auch die Fraktion Heimat und Identität. Das ist der neue Name für die gesichert rechtsextremistische NPD. „Zwischen uns und Ludwigslust-Parchim liegt fast nur noch Hamburg“, sagt Seefried.
Seefried: Die Verunsicherung in der Bevölkerung ist spürbar
Die gesellschaftliche und politische Stimmungslage bereitet Seefried große Sorge. Das hatte der Verwaltungschef und höchste Repräsentant des Landkreises schon vor der Zuspitzung seit der Veröffentlichung der „Correctiv“-Recherechen zum Potsdamer Geheimtreffen vor zwei Wochen gesagt. Die neuesten Entwicklungen bestärken ihn darin.
„Omas gegen Rechts“
Internationale Wochen gegen Rassismus in Buxtehude
Buxtehude steht auf
T Für Freiheit und Menschenwürde: Organisator von Demo-Ausmaß beeindruckt - CDU doch dabei
Die Kriege in der Ukraine und in Israel, Inflation, der drohende Kollaps des Kliniksystems, offene Fragen zur Zukunft der Energieversorgung: „Die Verunsicherung in der Bevölkerung ist spürbar“, so Seefried. Noch nie habe er persönlich den gesellschaftlichen Zusammenhalt und damit auch die Demokratie so stark gefährdet gesehen. Haltung, Orientierung, Verlässlichkeit und Vertrauen brauche es vonseiten der Politik und der staatlichen Institutionen, um dieser Verunsicherung zu begegnen. Seefried: „Wir müssen raus aus dem Krisenmodus.“
Holocaust-Gedenktag: Landrat beteiligt sich an Mahnwache
Unter dem Motto „Nie wieder ist jetzt“ wird es in Stade an diesem Sonnabend, 27. Januar, von 11 bis 12 Uhr, bei den Stelen auf dem Platz Am Sande vor dem Kreis eine Mahnwache gegen Menschenhass und Demokratieverachtung am Holocaust-Gedenktag geben (das TAGEBLATT berichtete). Seefried wird an der überparteilichen Mahnwache teilnehmen.
Correctiv-Recherche
T Buxtehuder AfD-Mann war bei konspirativem Treffen zu massenhafter Abschiebung dabei
Am vergangenen Sonnabend demonstrierten 2500 Menschen in Buxtehude für Demokratie und Menschenrechte. Es war seit 2019 mit Abstand die größte politische Demonstration der vergangenen Jahre in der Region. Damals hatten Fridays vor Future in Buxtehude ähnlich viele Menschen mobilisiert.
„Wir müssen die Sorgen der Menschen ernstnehmen“
Aus Sicht von Seefried darf die aktuelle Diskussion um AfD, Werteunion und Rechtsextremisten um massenhafte Abschiebungen aber nicht die Konsequenz haben, dass Themen nicht mehr angesprochen werden dürfen. „Das Thema Migration sorgt dafür, dass viele Menschen unzufrieden sind“, sagt Seefried. „Wir müssen die Sorgen der Menschen ernst nehmen.“ Aktuell bewältigen der Kreis und die Städte und Gemeinden die größte Flüchtlingszahl seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs und die Folgen.