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TKreis Stade bleibt attraktive Heimat – Wo noch gebaut werden kann

Wer Einfamilienhäuser im Landkreis Stade bauen will, braucht ein Grundstück. Die gibt es nicht mehr überall.

Wer Einfamilienhäuser im Landkreis Stade bauen will, braucht ein Grundstück. Die gibt es nicht mehr überall. Foto: Living Haus

Wo können Menschen im Landkreis Eigentum bauen und kaufen? Die klassischen Neubaugebiete im Südkreis sind voll. Die Hansestädte sind teuer. Aber es gibt noch Alternativen.

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Von Karsten Wisser
Dienstag, 08.10.2024, 19:20 Uhr

Landkreis. Die Zahl der Menschen in Deutschland wächst - laut einer Prognose bis 2045 um etwa 800.000 Einwohner. Die in Deutschland lebende Bevölkerung könnte bis 2045 auf etwa 85,5 Millionen Menschen anwachsen. Laut der zehnten Bevölkerungsprognose des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) wird sich die Zahl der Menschen in der Bundesrepublik vor allem aufgrund von Zuwanderung erhöhen. Regional zeichnen sich aber Unterschiede ab.

Einwohnerzahl: Wachstum bis 2040 vorhergesagt

Es gibt verschiedene Studien zu diesen Themen. Alle sind sich für die Region einig. Die Bevölkerung im Landkreis Stade wird die nächsten 20 Jahre wachsen. Aktuell sind es rund 211.000 Menschen, die hier leben. Dafür, dass der Kreis Stade im Gegensatz zu anderen ländlichen Regionen in Niedersachsen weiter wächst, gibt es zwei Gründe: die Nähe zu Hamburg und die eigene wirtschaftliche Stärke. Unter Berücksichtigung der Zuzüge könnten laut Prognose im Jahr 2030 rund 217.000 Einwohner im Kreis Stade leben.

Seit 1970 gibt es über 40 Prozent mehr Einwohner

Den Siedlungsdruck aus Hamburg gibt es seit Jahrzehnten, und er wird nicht nachlassen. Hamburg gehört zu den Städten mit dem stärksten Wachstum. Das hat Folgen für die ganze Metropolregion. Von 1970 bis 2024 hat die Einwohnerzahl im Landkreis Stade um über 40 Prozent zugenommen. Menschen, für die Hamburg zum Kaufen oder Bauen zu teuer ist, suchen ihr Glück im Umland und damit auch hier.

Stadt-Land-Effekt auch in Stade und Buxtehude

Das gilt auch landkreisintern: Für die Hansestädte Stade und Buxtehude zeigt sich ein typischer Stadt-Umland-Effekt. Familien ziehen bevorzugt in die Nachbargemeinden der beiden Städte, während Singles und kinderlose Paare häufiger in den beiden Städten wohnen.

Dieser ungebrochene Trend trifft aber auf eine neue Situation: Viele Kommunen, die zum Beispiel Bauplätze für den Eigenheimbau angeboten haben, verfügen über keine größeren neuen Neubaugebiete. Klassische Beispiele dafür sind Harsefeld und Apensen.

Es gibt kaum Bauplätze in Apensen und Harsefeld

„Wir werden uns in nächster Zeit auf das Gewerbe konzentrieren“, sagt Apensens Bürgermeisterin Petra Beckmann-Frelock. „Im Flecken Harsefeld sind die Baugebiete erst einmal voll“, sagt Harsefelds Bauamtsleiter Peter Walthart.

In den kleineren Dörfern auf der Geest gibt es noch Bauplätze. Das gilt für beide Samtgemeinden. In Fredenbeck gibt es dagegen noch Baugebiete für Eigenheim-Entwicklung, beziehungsweise sind sie in Vorbereitung. Das gilt sowohl in der Gemeinde Fredenbeck als auch in Kutenholz und Mulsum.

Infrastruktur in den Kommunen muss mitwachsen

„Wir müssen aber auch dafür sorgen, dass unsere Infrastruktur mitwächst“, sagt Fredenbecks Samtgemeindebürgermeister Matthias Hartlef. Das ist kein Fredenbecker Phänomen: Gerade bei Schulen und Kindergärten aber auch bei Sportanlagen haben eigentlich alle Kommunen Investitionsbedarf.

Spannend für die Orte an der Bahnstrecke: Mit der in Arbeit befindlichen Reaktivierung der Moorexpress-Strecke für den schienengebundenen Personennahverkehr zwischen Bremervörde und Stade könnte die Dynamik dort noch einmal deutlich zunehmen. Harsefeld und Apensen haben in den vergangenen Jahrzehnten von der EVB-Bahnstrecke und den Haltestellen auf der Geest massiv profitiert.

Weniger Menschen in Kehdingen und an der Lühe

Die Bevölkerungsentwicklung im Landkreis Stade wird unterschiedlich sein. Zahlen von 2021 auf Gemeinde- und Samtgemeindeebene sagen Nordkehdingen und Drochtersen sowie der Samtgemeinde Lühe einen Bevölkerungsrückgang bis 2030 voraus. Die anderen Kommunen wachsen weiter. Am stärksten soll die Samtgemeinde Horneburg wachsen.

Eigenheim: Für Stade und Buxtehude braucht es Geld

Wachstum gibt es weiterhin in den Städten. Stade und Buxtehude eignen sich aber nur sehr bedingt für die Schaffung von neuem Wohneigentum. „Wir müssen unsere soziale Verantwortung wahrnehmen und bezahlbaren Wohnraum schaffen“, sagt Buxtehudes Stadtbaurätin Michaela Springhorn.

Wohnen in Stade und Buxtehude ist oft teuer, die Mieten sind vergleichsweise hoch. Deshalb setzen die Hansestädte verstärkt auf Geschosswohnungsbau und auf Nachverdichtung. Das ist auch politisch auf Bundes- und Landesebene gewollt. Der Flächenverbrauch soll reduziert werden.

Generationswechsel bei städtischen Wohngebieten

In Stade gibt es Bauplätze im größeren Umfang in Bützfleth. Auch im Stadtteil Riensförde geht die Entwicklung weiter. „Wir beobachten auch, dass in bestehenden Gebieten ältere Menschen ihre Häuser verkaufen und oft jüngere Familien dort einziehen“, sagt Stades Stadtbaurat Lars Kolk. Im Gegensatz zu einer ähnlichen Entwicklung im Buxtehuder Stadtteil Altkloster passiert dies aber bisher relativ störungsfrei.

In Altkloster kaufen oft Investoren frei werdene Immobilien auf, reißen die Häuser ab und bauen dort deutlich größer. Das verändert den Stadtteil massiv.

Klar ist auch: Wer in den Hansestädten bauen und kaufen will, braucht in der Regel viel Geld. Wer zur Mittelschicht gehört, wird sich in den Städten kaum Eigentum leisten können.

Für Neubaugebiete müssen Obstbäume weichen

Auch im Alten Land in der Gemeinde Jork und der Samtgemeinde Lühe ist der Platz zwischen Elbe und Autobahn begrenzt. „Wir müssen für jedes neue Baugebiet Obstbauflächen opfern“, sagt Jorks Bürgermeister Matthias Riel. Die unmittelbare Nähe zu Hamburg sorgt dort ohnehin für hohe Preise. In Lühe ist die Grundproblematik ähnlich, aber dort gibt es noch freie Plätze.

„Aber wir haben aktuell kaum Nachfrage“, sagt Samtgemeindebürgermeister Timo Gerke. Die sei seit Mitte 2022 stark eingebrochen. Auch dies ist ein Phänomen, das viele Bürgermeister kennen. „Wir haben auch einen deutlichen Einbruch festgestellt“, sagt Drochtersens Bürgermeister Mike Eckhoff. In Drochtersen werden neue Baugebiete aktuell auch dadurch erschwert, dass die Kläranlage aufgerüstet werden muss. Ähnlich wie auf der Geest gibt es in den kleineren Orten noch Baumöglichkeiten. Das gilt auch für Oldendorf-Himmelpforten.

Wohnen in Stade und Buxtehude ist oft teuer, die Mieten sind vergleichsweise hoch. Deshalb setzen die Hansestädte verstärkt auf Geschosswohnungsbau und auf Nachverdichtung. Das ist auch politisch auf Bundes- und Landesebene gewollt. Der Flächenverbrauch soll reduziert werden.

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