TOpel Brunsen: Von einer Sensation und einem leidenschaftlichen Autoliebhaber

Autohaus Opel Brunsen mit der dahinterliegenden Werkstatt. Foto: Gemeindearchiv
Alles begann in einem Stallanbau. Dann nahm das Unternehmen von Hinrich Brunsen Fahrt auf. Zeitreise in die Vergangenheit eines alteingesessenen Harsefelder Familienbetriebs.
Harsefeld. Eine neue Ausstellung des Samtgemeindearchivs zeigt momentan im Eingangsbereich des Harsefelder Rathauses Fotos und Dokumente, die an den Familienbetrieb Opel Brunsen erinnern. „Die Ausstellung kommt sehr gut an, vor allem bei den Besuchern der Zulassungsstelle“, sagt Günter Kachmann, Fotograf und Mitarbeiter im Gemeindearchiv. Kein Wunder, denn viele der gezeigten Aufnahmen erinnern nicht nur an den alteingesessenen Familienbetrieb, sondern auch an die guten alten Opel-Oldtimer.

Baujahr 1917: Das Wohn- und Geschäftshaus von Opel Brunsen in der Friedrich-Huth-Straße Foto: Gemeindearchiv
Bei seiner Spurensuche zur Geschichte der Harsefelder Firma Brunsen wurde Günter Kachmann im Fotoarchiv unter seinen insgesamt 30.000 Fotos zur Harsefelder Geschichte sowie bei der letzten Firmeninhaberin Heike Brunsen-Berne, die in Harsefeld lebt, fündig.
Firma startete 1906 in einem Stall
Die Anfänge des Betriebes gehen in das Jahr 1906 zurück. In einem Stallanbau im Denkmalsweg in Harsefeld startete Hinrich Brunsen damals mit einem Geschäft für Zweiräder. Der Kraftfahrzeug- und Elektromeister legte 1912 seine Prüfungen ab und galt als starke Persönlichkeit mit viel Ausstrahlung, mit der er seinerzeit auch als Harsefelds Schützenkönig imponierte. Sein kleiner Betrieb nahm schnell Fahrt auf, und am Denkmalsweg wurde es bald zu eng. So baute Brunsen 1911 in der Friedrich-Huth-Straße 17 ein neues Wohn- und Geschäftshaus.

Charme und Nostalgie: Eine Opel Olympia-Cabriolimousine 1950 von Opel Brunsen. Foto: Gemeindearchiv
Während des Ersten Weltkrieges entdeckte Brunsen seine Leidenschaft für Autos. Gleich nach der Rückkehr aus dem Krieg nahm er den Verkauf und die Reparatur von Kraftfahrzeugen in seiner Firma auf. Eine Tankanlage wurde eingegliedert, und Harsefelds erste Zapfsäule der damaligen Deutsch-amerikanischen Petroleumgesellschaft, später ESSO, wurde in der Friedrich-Huth-Straße aufgestellt. Damals noch eine kleine Sensation.

Die Werkstatt von Opel Brunsen im Jahr 1936. Foto: Gemeindearchiv
Später gab Sohn Johannes Brunsen als gelernter Kraftfahrzeug- und Flugzeugbau-Ingenieur in dem Betrieb richtig Gas und konzentrierte sich auf das Automobil. Eine neue Werkstatt und Ausstellungsräume wurden gebaut, und als Vertragshändler von Opel, einst der größte Automobilhersteller Deutschlands, machte sich Opel Brunsen einen Namen über die Grenzen von Harsefeld hinaus.
Archiv-Mitarbeiter sind Opel-Fans
1977 übernahm dann eine Frau das Steuer. Heike Brunsen-Berner, gelernte Kfz-Betriebsfachwirtin und Absolventin der „Management School“ von General Motors in den USA, führte den Betrieb zunächst zusammen mit ihrem Vater und später alleine bis zum Jahr 2000. Die steigende Konzentration und zunehmende Anforderungen im Automobilgeschäft zwangen sie letztlich dazu, den alteingesessenen Familienbetrieb an den größeren Opel-Händler Schaible aus Neu Wulmstorf zu verkaufen.

1960: Blick in die Werkstatt von Opel Brunsen. Foto: Gemeindearchiv
Angesichts der Ausstellung über Opel Brunsen im Harsefelder Rathaus schwelgen nicht nur Besucher in Erinnerungen, sondern auch die Mitarbeiter des Gemeindearchivs. Denn auch sie waren einst überzeugte Opel-Fahrer.
Günter Kachmann bekam nach bestandener Gesellenprüfung zur Belohnung von seinem Vater einen Opel Record. Dieter Goohsen schätzte an seinem Opel Ascona vor allem, dass er alles selber reparieren konnte. Heiner Kaiser hatte sogar einen Opel Astra mit Gasbetrieb und Archiv-Leiterin Ulrike Gerdts kann sich noch gut an den Opel Kadett ihrer Eltern erinnern. Und ihr Ehemann fuhr einst einen Opel Manta, weil der damals Kult war - nicht zuletzt durch die Manta-Filme.
Viele Schätze wurden entdeckt
Früher gab es in Harsefeld neben Opel Brunsen noch weitere Autohändler wie Ford, Renault, Mazda und VW, weiß Günter Kachmann. Der 76-Jährige hat nach der Schließung seines Fotostudios seine fotografischen Schätze zur Geschichte Harsefelds dem Gemeindearchiv zur Verfügung gestellt. „Sie sollen für alle Harsefelder zugänglich sein“, sagt Kachmann.

Die erste Werkstatt von Opel Brunsen 1906 in einem Stallanbau im Denkmalsweg. Foto: Gemeindearchiv
Zur Firmengeschichte von Opel Brunsen hat Kachmann außerdem etliche Dokumente wie Gesellen- und Meisterbriefe, Werbezettel, Anzeigen und Zeitungsartikel gesammelt, die dank der ehrenamtlichen Mitarbeiter des Gemeindearchivs jetzt der Öffentlichkeit zugänglich werden. „Für weitere Projekte würde sich das Gemeindearchiv über zusätzliche ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter freuen“, sagt Leiterin Ulrike Gerdts.

Firmenchefin Heike Brunsen-Berner 1993 auf dem Beifahrersitz eines Opel-Oldtimers mit der Belegschaft. Foto: Gemeindearchiv
Die Ausstellung zu Opel Brunsen ist noch bis Frühjahr 2025 im Eingangsbereich des Harsefelder Rathauses zu sehen. Kontakt: Ulrike Gerdts unter 04164/ 887109 oder archiv@harsefeld.de.

Die Opel-Fans vom Gemeindearchiv (von links): Dieter Goohsen, Jörg Schirmer, Günter Kachmann, Ulrike Gerdts und Heiner Kaiser Foto: Laudien