TSchlagerparty im Stadeum: Kerstin Ott ist der Star des Abends

Kerstin Ott singt ihre alten und neuen Songs im Stadeum. Foto: Felsch
Den ganzen Abend Schlager - und die Menge feiert, was das Zeug hält. Und das nicht nur bei Kerstin Ott, dem bekanntesten Act im Stadeum.
Stade. Playa Rouge, das klingt nach Sonne, Strand und heißer Party. Bis auf den Strand passt das zu der Stimmung im ausverkauften Stadeum. Die Hitze kommt zwar nicht von der Sonne, aber vom Hüpfen, Klatschen und Tanzen der Schlagerfans. Das Trio Playa Rouge muss nicht groß vorglühen vor dem eigentlichen Höhepunkt des Abends, auf den vermutlich die meisten im Saal gewartet haben.
Bevor Kerstin Ott um kurz vor 22 Uhr auf der Bühne des Stadeums erscheint, werden noch Safiya und Olaf Henning bejubelt. Die blonde Sängerin wünscht nach „Stimmen im Wind“ allen ein „Geiles Leben“ und gibt ab an Olaf Henning, der zum „Zicke-Zacke“ aufruft. „Stade dreht ab“, kommentiert der Schlagerstar, der früher auf Mallorca aufgetreten ist und sich nun freut, in Stade sein Lasso zu schwingen. Nicht allein: Hunderte von Händen tun es ihm gleich - mit einer Riesenbegeisterung, die eigentlich nicht mehr steigerungsfähig ist. Oder doch?
In schwarzen Klamotten ist der Schweiß nicht so gut zu sehen
Als sie angekündigt wird, tobt das Publikum. Riesenapplaus schon zu Beginn ihrer Show, die eigentlich gar keine ist: Leger in Schwarz gekleidet - da sehe man das Schwitzen nicht so, erklärt Kerstin Ott - stellt sie sich vors Mikrofon und hat die Zuschauer gleich im Griff. Die singen und klatschen mit - bis auf die, die alles mit ihrem Handy aufnehmen.
Der Rest ist hin und weg. Weil sie so unspektakulär auf der Bühne ihr Bestes gibt, ihr burschikoser Charme alle für sich einnimmt, erklären Fans später dem TAGEBLATT. Eben weil sie nicht auf Star macht, sondern sich ungekünstelt gibt, werden einige nach dem Konzert sagen und immer noch ganz ergriffen schauen.
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So wie jetzt, als Ott eine ihre nachdenklichen Balladen anstimmt. Wenn sie singt, wie wichtig es sei, sich Zeit zu nehmen für seine Träume. „Irgendwann ist es zu spät, dann kann man vielleicht nicht mehr tun, was man will.“ Hört sich ein bisschen an wie aus einem Lebensberater-Buch, aber da ist noch was anderes, eine eigene Erfahrung.
Kerstin Ott litt an Spielsucht
Dass sie viel erlebt hat, nicht nur Schönes, klingt durch, obwohl sie es an diesem Abend nicht direkt anspricht. Aber die, die sie kennen - wenn auch nur aus den Medien - wissen, was sie meint. Kerstin Ott litt, wie sie offen in Talkshows und Interviews erzählt, an Spielsucht, war Zigaretten und Alkohol sehr zugeneigt.
All das hat sie hinter sich gelassen, genauso wie ihren Job als Malerin und Lackiererin. Jetzt mache sie Sport. „Auch wenn das keiner sieht“, seufzt sie und lacht dabei. „Ich hätte nie gedacht, dass meine Musik so gut ankommt, ich freue mich darüber und ich freue mich über jeden Einzelnen, der heute hier ist“, sagt sie in dem unaufgeregten Ton, in dem sie schon den ganzen Abend mit den Zuhörern redet. So als sei sie zu Gast bei Freunden.
„Sie wirkt so natürlich, das macht sie sympathisch“
Bevor es zu melancholisch wird, haut sie ein „Prost, ihr Säcke“ raus. Das nimmt ihr selbstverständlich keiner übel. Im Gegenteil, sie lieben die 42-Jährige für alles, was sie singt oder sagt. Dass sie sich direkt an den Techniker wendet, weil eine ältere Dame in der ersten Reihe meint, es brummt so laut, scheint für Ott so selbstverständlich wie das Bad in der Menge.
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„Sie wirkt so natürlich, das macht sie sympathisch, das macht ihre Faszination aus“, sagt Claudia Rutschhadoff, die mit ihrer Freundin Tanja Dierks im Flower-Power-Schlager-Look gekommen ist - in erster Linie wegen Kerstin Ott. Von ihrer Natürlichkeit und tollen Ausstrahlung schwärmt auch Petra Cordes, die sie deshalb gerne hört. Am liebsten den Song „Regenbogenfarben“. „Sie ist jemand, der einen tief im Herzen berührt, deshalb kommt sie so gut bei allen an“, ist die Staderin überzeugt.
„Es sind ihre Geschichten. Ihre Texte haben einen Sinn, man spürt, dass sie authentisch ist. Und man kann wunderbar mitsingen und tanzen“, erklärt Martina Waghals das Phänomen Kerstin Ott, die wie aus dem Nichts in den Schlagerhimmel katapultiert wurde und immer noch oben ist. Der Song „Die Immer lacht“ hat sie schlagartig berühmt gemacht. Der Song, mit dem sie 2016 auf die vorderen Plätze der deutschen und österreichischen Singlecharts stieg, durfte im Stadeum nicht fehlen. Genau wie ihre erfolgreiche „Scheißmelodie“. Ohne die geht es ebenso wenig wie ohne eine Zugabe, mit der sie sich dann unter tosendem Applaus nach einer Stunde von Stade verabschiedet.

Das Trio Playa Rouge ist als Eisbrecher engagiert und heizt die Stimmung auf. Foto: Felsch

Schlagersängerin Safiya wünscht allen „Ein geiles Leben“. Foto: Felsch