TDieser Buxtehuder ist Zeugwart beim Zweitliga-Spitzenreiter FC St. Pauli

Thorge Düwer arbeitet seit 2016 beim Kiezclub. Foto: FC St. Pauli
Bälle aufpumpen und Trikots waschen: Als Zeugwart des FC St. Pauli sorgt Thorge Düwer (37) dafür, dass sich die Kiezkicker voll auf den Fußball konzentrieren können. Und das klappte mit Ausnahme von diesem Wochenende zuletzt sehr gut.
Buxtehude/Hamburg. In manchen Fußballvereinen ist sogar der Zeugwart vor Aufnahmeritualen nicht gefeit. Thorge Düwer kann das bestätigen: „Da gibt es keine Unterschiede. Wenn im Trainingslager gesungen wird, musst du ran.“
Düwer, der jahrelang mit verschiedenen Bands im Landkreis Stade unterwegs war, entschied sich für Metallica, „Nothing Else Matters“, und konnte sich auf sein Talent verlassen. „Ich bin hier sehr herzlich aufgenommen worden“, sagt er.
2016 bewarb sich der gebürtige Buxtehuder auf eine Stellenausschreibung seines Herzensclubs FC St. Pauli und machte sein Hobby zum Beruf. Heute leitet Düwer das dreiköpfige Zeugwartteam des Zweitliga-Spitzenreiters.
Zeugwart - das ist „eine Person, die sich um Ausrüstung, Geräte u. Ä. kümmert“, schreibt der Duden.
Viel Equipment für das Auswärtsspiel
Konkret: In Düwers Job geht es um Logistik, Beschaffung und Organisation. Kaffee kochen, Trainingskleidung waschen, Bälle aufpumpen, Tore schleppen, neue Fußballschuhe bestellen, das Equipment zum Auswärtsspiel fahren, die Trikotfarbe mit dem Gegner abstimmen und und und. „Man darf sich für keine Aufgabe zu schade sein“, sagt er.
Das wird auch deutlich, wenn Düwer über das Auswärtsspiel am nächsten Tag spricht. Während die Profis trainieren, bereiten die Zeugwarte die Abfahrt nach Magdeburg vor. „Die Hälfte haben wir schon in den Sprinter geladen“, sagt Düwer beim Gespräch mit dem TAGEBLATT.
Trikots, Shirts, Pullover, lange und kurze Hosen, Unterwäsche, Schienbeinschoner, Stutzen, die Ausrüstung der Physiotherapeuten. Und nach dem Abschlusstraining kommen die Schuhe der Profis hinzu. Die Abfahrt erfolgt noch am selben Abend.
Gespür für Abläufe und Strukturen
Am Spieltag sind die Zeugwarte dann dreieinhalb Stunden vor Spielbeginn im Stadion und richten die Kabine ein. „Ziel ist es, dass sich die Spieler voll auf den Fußball konzentrieren können“, sagt Düwer, der während der Partie die Spielerwechsel des FC St. Pauli in die Anzeigetafel eingibt.
Dass einmal etwas Wichtiges vergessen wurde, daran kann sich Düwer nicht erinnern. Sein Team sei seit anderthalb Jahren eingespielt und arbeite mit umfangreichen Checklisten. Als Organisationstalent würde sich Düwer trotzdem nicht bezeichnen, „aber ich glaube, ich habe ein gutes Gespür dafür, Abläufe zu strukturieren“, sagt er.
Der FC St. Pauli schreibt auf seiner Website: Düwer sei „die geballte Power und Fachkompetenz, wenn es um Fleckenbekämpfung der Trainingskleidung geht und welcher Spieler welche Größe hat. Thorge kennt sie alle!“
Düwer kommt jedoch aus einem ganz anderen Bereich. Nach dem Abitur an der Halepaghen-Schule machte er eine Ausbildung zum Heilerziehungspfleger und arbeitete bei der Lebenshilfe in Buxtehude vor allem im ambulant betreuten Wohnen für Erwachsene. „Das war ein toller Job“, sagt er.
Ein Traumjob - oder?
Dass er schließlich beim FC St. Pauli landete, passte perfekt. „Der Verein ist in meiner DNA“, sagt er in einem Podcast. Düwer erinnert sich, dass er in den Neunzigern im Weserstadion und im Volksparkstadion war, doch erst das besondere Flair des Millerntorstadions packte ihn.
Entsprechend überwältigt war er, als er den Job bekam. „Ich war total geflasht, als die Leute, die man nur aus der Ferne kannte, plötzlich vor einem standen“, sagt Düwer. „Es hat keine drei Monate gedauert, da haben wir abends zusammen mit Timo Schultz und Ewald Lienen gekickt.“ Wie ein Traum. Oder? „Es ist ein Job wie jeder andere, aber auch keiner, den man nur des Geldes wegen macht.“
Besonders gut gefällt ihm die angenehme Atmosphäre im Verein. „Die Hierarchien sind flach. Man hat nicht das Gefühl, dass man die Spieler nicht ansprechen darf“, sagt er. Der Umgang sei kumpelig, aber professionell. „Man ist Teil des Gesamtprozesses“, sagt Düwer. Und trägt so seinen Teil zum Erfolg bei.
„Es ist auf jeden Fall eine geile Saison“
Im Moment dürfte die Stimmung gut sein und immer besser werden. Als Tabellenführer könnte der FC St. Pauli erstmals seit dem Bundesliga-Intermezzo 2010/11 wieder erstklassig spielen. „Ich persönlich würde mich freuen, wenn es klappt. Es ist auf jeden Fall eine geile Saison.“
Thorge Düwer selbst hatte nie den Profitraum. Der 1,92 Meter große Buxtehuder kickte höchstens auf Kreisebene. In der Jugend bei Noki in Action, später beim SV Ottensen. Mit 27 hörte er wegen einer Verletzung auf und wurde Trainer beim VfL Horneburg.
Doch dafür ist heute keine Zeit mehr. Düwer ist froh, wenn er nach der Arbeit zu Hause in Buxtehude ist und sich gemeinsam mit seiner Frau um den Hund und den Garten kümmern kann. Fußball, sagt er, habe er schon genug um sich herum.