TDas hat die neue Scheideanstalt von Buxtehude zu bieten

Miriam Torbeck, Geschäftsführerin der Norddeutschen Edelmetall Scheideanstalt, hält Feingold im Gesamtwert von 165.000 Euro in den Händen. Dabei handelt es sich um ungeprägte Barren. Foto: Sulzyc
Der Name klingt gewöhnungsbedürftig: Norddeutsche Scheideanstalt. Sie hat seit kurzem eine Niederlassung in Buxtehude. Was steckt dahinter?
Buxtehude. Der Preis für Gold ist in diesem Jahr immer weiter gestiegen. Ein Phänomen, das selbst Experten erstaunt. Manche erklären es mit den kriegerischen Auseinandersetzungen im Nahen Osten, am Roten Meer und in der Ukraine. In Krisenzeiten besitzt Gold das Image einer sicheren Geldanlage.
Wer Gold und Silber kaufen oder verkaufen möchte, hat in der Buxtehuder Altstadt an der Breiten Straße 7 die Gelegenheit dazu. In dem früheren Ladengeschäft einer Optiker-Kette hat die Norddeutsche Edelmetall Scheideanstalt (NES) mit Sitz in Norderstedt eine Niederlassung eröffnet.
Das bedeutet der Begriff Scheideanstalt
Der Begriff Scheideanstalt klingt wie aus der Zeit gefallen. Wie nach einer Behörde aus vergangenen Tagen. Manche meinen deshalb, die Scheideanstalt sei staatlich - aber das ist ein Irrtum. Vielmehr handelt es sich um einen privatwirtschaftlichen Dienstleister. Scheideanstalten sind Unternehmen, die sich auf die Aufbereitung und Veredelung von Edelmetallen wie Gold, Silber, Platin und Palladium spezialisiert haben.

Blick in das Edelmetallrecycling am Firmensitz in Norderstedt. Foto: Norddeutsche Edelmetall Scheideanstalt
Die Norddeutsche Scheideanstalt ist nach eigenen Angaben der zweitgrößte Edelmetallproduzent des Nordens. 20 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen. 50 Millionen Euro Umsatz hat es 2024 nach Angaben von Geschäftsführerin Miriam Torbeck erwirtschaftet. Zum Gewinn macht das Unternehmen keine Angaben. Unternehmensgründer und geschäftsführender Gesellschafter ist Dr. Mathias Kruse, ein früherer Zahnarzt.
Scheideanstalten sind selten. „Nicht einmal zehn gibt es in Deutschland“, sagt Miriam Torbeck im Gespräch mit dem TAGEBLATT. In Norddeutschland zählt noch der Kupferhersteller Aurubis in Hamburg dazu. Im Unterschied zu den vielen Ankaufgeschäften verfügen Scheideanstalten über genehmigungspflichtige industrielle Anlagen, die Edelmetalle voneinander trennen, also scheiden. „Wir sind Goldhersteller“, betont Miriam Torbeck.
So wird Gold recycelt
Die Goldfabrik, genauer das Bearbeitungszentrum für Edelmetalle, befindet sich in Norderstedt. Was dort geschieht, ist Edelmetallrecycling: Aus dem Gold- und Silberaufkommen verbrauchter Edelmetalle werden Feinmetalle zurückgewonnen. Industrie- und Gewerbebetriebe benötigen sie zur Produktion von zum Beispiel Legierungen.

Das Foto zeigt die Goldschmelze bei der Norddeutschen Edelmetall Scheideanstalt in Norderstedt. Foto: Norddeutsche Edelmetall Scheideanstalt GmbH
Altgold aus Schmuck oder Zahnfüllungen wird bei bis zu 2000 Grad Celsius eingeschmolzen. Bei dem Edelmetallrecycling gewinnt die Scheideanstalt auch Palladium, ein Metall der Platingruppe. Als Bestandteil von Katalysatoren für Fahrzeuge mit Dieselmotoren ist Palladium wichtig. Die Scheideanstalt verkauft Palladium direkt an Zulieferer der Autoindustrie oder handelt das Edelmetall an der Börse.
Ex-Brunckhorst-Mitarbeiter leitet Scheideanstalt
Die Norddeutsche Edelmetall Scheideanstalt betreibt eine Niederlassung in der Hamburger Innenstadt - und mittlerweile die in Buxtehude. Die Idee des niedersächsischen Büros ist, den Kunden aus Stade, Buxtehude, Hamburg-Harburg und dem Landkreis Harburg Dauerstaus vor dem Elbtunnel zu ersparen.

In der Buxtehuder Altstadt gegenüber dem Rathaus befindet sich die Niedersachsen-Niederlassung der Norddeutschen Edelmetall Scheideanstalt. Foto: Sulzyc
Dass Buxtehude zur Niedersachsen-Niederlassung avancierte, ist eng mit dem Niederlassungsleiter verbunden: Der Goldschmiedemeister Reiner Neubronner war Werkstattleiter in dem früheren Buxtehuder Traditionsgeschäft Goldschmiede Brunckhorst. Der Buxtehuder machte seinen neuen Arbeitgeber auf die leerstehende Immobilie gegenüber dem Rathaus aufmerksam - mit Erfolg.
Die Eingangstür ist mit einem elektronischen Schloss gesichert. Wer eintreten möchte, drückt eine Klingel. Die Einrichtung ist vornehm und zurückhaltend zugleich: dunkle Schieferfliesen, braunes Ledersofa, robuste Holztischplatten. Wenig Ablenkung bietet das Interieur, das vermittelt: Die mitgebrachten Schätze sind der Star.
Was Kunden in Buxtehude verkaufen wollen
Was die Menschen in Buxtehude verkaufen möchten, unterscheide sich nicht von den Gegenständen, die Kunden in der Niederlassung an Hamburgs Top-Adresse Am Neuen Wall handeln: alter Goldschmuck, Münzen, Zahngold, zählt Reiner Neubronner auf.
Häufige Gründe, warum sich Menschen von Schmuck trennen, sind: Jemand habe geerbt und möchte den Schmuck nicht tragen. Andere schafften Ordnung im Haushalt, sähen es als Aufräumaufgabe, sagt Miriam Torbeck. Und manche seien in Geldnot.
Den exakten Edelmetallanteil ermittelt die Scheideanstalt bei einer Analyse der Metallinhalte. Der Kunde erhält die ermittelten Anteile Gold, Silber, Platin und Palladium bezahlt.
Als Edelmetallhersteller verkauft die Scheideanstalt auch Barren aus Gold als Kapitalanlage. Manche Eigentümer verkauften Gebäude und legten den Ertrag in Gold an, sagt Miriam Torbeck. „Von Betongold zu echtem Gold.“