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TDirtpark in Stade eröffnet: Adrenalin-Kick bei den Tricks in der Luft

Tricksprünge bekamen die Zuschauer der Dirtpark-Einweihung zu sehen. Auf dem neuen Areal am Cheruskerweg trainieren die Dirtbiker.

Tricksprünge bekamen die Zuschauer der Dirtpark-Einweihung zu sehen. Auf dem neuen Areal am Cheruskerweg trainieren die Dirtbiker. Foto: Klempow

Mit dem Mountainbike über Erdhügel springen - das ist Dirtjump. Dafür hat Stade jetzt einen eigenen Park. Ein Sport, in dem Adrenalin steckt - und ein Sport zum Zugucken.

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Von Grit Klempow
Montag, 07.10.2024, 08:30 Uhr

Stade. Auf dem Starthügel ist die Gruppe als Silhouette zu sehen. Jungs auf Rädern. Alle mit Helm. Der erste stößt sich ab. Saust die Rampe hoch. Fliegt meterhoch in die Luft, schwebt. Breitet die Arme aus. Das Rad zurück auf dem Boden. Nächste Rampe, nächster Sprung. Die Gäste staunen.

Zwei Dutzend Gäste staunen zur Eröffnung

Zur Eröffnung des Dirtparks Stade sind fast drei Dutzend Gäste gekommen, aus der Stadtverwaltung, der Politik, der Elternschaft aber auch aus der Nachbarschaft. Stadtrat Carsten Brokelmann als Vertreter der Hansestadt hält sich kurz: „Es hat lange gedauert, vier Jahre sogar.“

Florian Hanke, Felix Grundmann und Jacob Grundmann geben den Stader Dirtpark offiziell frei.

Florian Hanke, Felix Grundmann und Jacob Grundmann geben den Stader Dirtpark offiziell frei. Foto: Klempow

Die Jungs sind dran geblieben. Zu wichtig war ihnen das Projekt. Corona-Krise, Lieferengpässe, Planungsrückstände und ein Klageverfahren - sie brauchten einen langen Atem. Brokelmann lobt sie als positives Beispiel. „Es ist nicht despektierlich gemeint, aber das fehlt uns, dass sich junge Menschen einbringen und mit ihren Ideen die Zukunft dieser Stadt gestalten.“

Mountainbikes und BMX-Räder

Eng begleitet von der Stadt wurden die Ideen der Jugendlichen mit Dirtpark-Profis für circa 100.000 Euro verwirklicht. Jetzt gibt es drei Dirtlines mit unterschiedlichen Hindernissen und für Sprünge, auf denen die Jungs mit Mountain- und Dirtbikes oder BMX-Rädern trainieren können.

Sie haben durchgehalten - und jetzt einen Dirtpark für ihren Sport. Auf dem Starthügel (von links) Felix Grundmann, Jannick Klemm, Jacob Grundmann, Marcel Schewalje und Florian Hanke.

Sie haben durchgehalten - und jetzt einen Dirtpark für ihren Sport. Auf dem Starthügel (von links) Felix Grundmann, Jannick Klemm, Jacob Grundmann, Marcel Schewalje und Florian Hanke. Foto: Klempow

„Wir hatten den ein oder anderen Rückschlag, aber wenn ich mir die Strecke so angucke, dann haben wir es gut bewältigen können“, hat Jacob Grundmann im Namen der Dirtbiker das Wort. Jacob (18), sein Bruder Felix (14) und Florian Hanke (16) schneiden zusammen ein Absperrband für den Park hinter dem Cheruskerweg durch. Der Dirtpark ist nun feierlich eröffnet.

Dirtbikes mit speziellen Federungen

Und dann dürfen die Gäste staunen. Die Jungs schnappen sich Helme und ihre Räder. Mountainbikes oder spezielle Dirtbikes, extra dafür ausgerüstet, um über Erdhügel zu springen oder besser: zu fliegen. Federungen mildern den Aufprall nach dem Sprung. Vom fünf Meter hohen Starthügel stürzen die Jungs fast senkrecht nach unten. Zumindest sieht es so aus.

Jacob Grundmann beim Suicide - im Sprung fixiert er das Rad mit den Knien.

Jacob Grundmann beim Suicide - im Sprung fixiert er das Rad mit den Knien. Foto: Klempow

Jacob Grundmann macht sich bereit. Fokussiert sich, tritt an. Starthügel, Schwung, Rampe - Raunen der Zuschauer. Er saust hoch in die Luft, steht plötzlich auf dem Kopf, dreht sich weiter - und fährt wieder. Rückwärtssalto. Er wird nur zwei zeigen, weil er nicht hundertprozentig fit ist und die Strecke nicht ganz trocken. Und er ist umsichtig genug zu wissen, was er sich zutrauen kann.

Die Dirtbiker lernen voneinander

Ein Rückwärtssalto ist nicht ungefährlich. Genannt wird er Backflip. In der Stader Gruppe macht Jacob den Backflip. Er hat am meisten Erfahrung. Bei ihm gucken sich die anderen was ab. Überhaupt, von „Kollegen lernen“, sagt Marcel Schewalje (20). „So lernt man es langsam.“ Auch Marcel war mit im Bau- und Planungsteam für den Dirtpark.

Der Park hat unterschiedliche Bereiche. Während die einen vom Starthügel über die Rampen (Kicker) schießen, kommen plötzlich immer mehr Jungs, immer vorschriftsmäßig mit Helm und oft mit Rücken-Protektor, und sausen über das Rund daneben. Sie üben die Kurven zu fahren, die Technik auf den Erdwällen. Oft ist noch ein Elternteil dabei. Üben, zugucken und lernen. Das Gefühl für Geschwindigkeit und Höhe ist Resultat des Trainings.

Tricks im Sprung: Timing und Kontrolle

Balance, Körperbeherrschung und Timing brauchen die Dirtbiker, um immer mehr Tricks zu können: In der Luft die Arme nach hinten zu strecken und das Rad am Sattel mit den Knien zu halten (Suicide) oder den Lenker mit dem Becken abzustützen (Tuck Nohander).

Volle Konzentration: Felix Grundmann.

Volle Konzentration: Felix Grundmann. Foto: Klempow

Das Rad in die Luft zu legen (Tabletop) oder Barspins, bei denen der Lenker um die eigene Achse dreht. „Man muss sich langsam rantrauen“, sagt Felix Grundmann. „Wenn man in der Luft an den Sattel greifen will, kann man erstmal ein paar Finger lösen. Und wenn man die Kontrolle hat, kann man die Hand ganz lösen.“

Florian Hanke zeigt den Trick Tabletop und stützt den Lenker mit dem Becken ab.

Florian Hanke zeigt den Trick Tabletop und stützt den Lenker mit dem Becken ab. Foto: Klempow

„Es ist der Adrenalinkick. Wenn man sich verbessert, ein Erfolgserlebnis hat“, sagt Jacob. „Eigentlich macht das Fliegen Spaß“, sagt Marcel. Cool ist auch, dass sie mit Freunden hier sind. Kein Übungsleiter, kein Verein, kein fester Termin. Jacob grinst schief. „Hier in Stade bin ich am ehesten der Trainer, aber eben unter Freunden.“ Sie achten aufeinander, die Jungs im Dirtpark.

Bloß keine Selbstüberschätzung

Kann es brenzlig werden? Allerdings: „Wenn man zu frontlastig fliegt und das Gefühl hat, einen Bauchklatscher zu machen. Das passiert oft am Anfang, wenn man sich überschätzt und noch nicht so die Kontrolle hat“, sagt Jacob Grundmann. Oder bei Rotations-Tricks. „Dann kann man meistens fast nichts mehr machen, wenn man merkt, man hat verkackt.“ Umso wichtiger ist, das eigene Können realistisch einzuschätzen.

Die Jungs auf dem Starthügel machen eine Pause. Zu viel Wind. Dann startet Florian wieder. Fliegt. Mit ausgebreiteten Armen, landet sicher. Der Dirtpark ist in Betrieb. Es fehlen nur noch die Bänke für die Zuschauer.

Absprachen auf dem Starthügel. Ist der Wind zu stark, kann die Kontrolle über das Rad flöten gehen.

Absprachen auf dem Starthügel. Ist der Wind zu stark, kann die Kontrolle über das Rad flöten gehen. Foto: Klempow

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