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Wohnen

TDreck und Ekel: Mieterin hinterlässt Wohnung in horrendem Zustand

Ein Blick in den Unterbauschrank der Spüle nach dem Auszug - und in das Leben der ehemaligen Bewohnerin.

Ein Blick in den Unterbauschrank der Spüle nach dem Auszug - und in das Leben der ehemaligen Bewohnerin. Foto: Erkenberg

Kaum vorstellbar, wie hier eine Frau im Dreck gelebt hat. Eva Erkenberg hatte jahrelang Probleme mit einer Mieterin. Das Resultat sieht die Vermieterin erst nach dem Auszug.

Von Marie Petersen Samstag, 26.07.2025, 13:50 Uhr

Bremerhaven. „Am Anfang wirkte sie ganz freundlich“, sagt Eva Erkenberg und presst die Lippen zu einem bedrückten Lächeln zusammen. In ihrer Wohnung in der Bremerhavener Hafenstraße ist Ende Juni nichts mehr wie vor dreieinhalb Jahren.

Damals hatte sie die Wohnung frisch renoviert an eine Frau vermietet; nach dem Auszug waren die 49 Quadratmeter kaum wiederzuerkennen. Verdreckte Böden, verkrustete Lichtschalter und Steckdosen, Löcher in Wänden und Türen, kaputte Fenster, schmuddelige Möbel und Müll.

Bewohner litten unter Lärm und verdrecktem Hausflur

Die ersten Beschwerden der anderen Bewohner erreichten die Vermieterin, weil Pakete und Schuhe aus dem Hausflur verschwanden. Danach häuften sich die Klagen im Dreiparteienhaus. Die Probleme: Lautstärke, Dreck und Drogen.

Bei weit geöffneten Fenstern und Gettoblaster auf der Fensterbank waren Lärmbeschwerden nicht weit entfernt. Hinzu kamen lautstarke Auseinandersetzungen der Bewohnerin mit ihrem Lebensgefährten. Hinsichtlich der übrig gebliebenen Flaschen dürfte eine Menge Alkohol im Spiel gewesen sein.

Auch ein Kunstwerk hat die ehemalige Mieterin an der Wand hinterlassen.

Auch ein Kunstwerk hat die ehemalige Mieterin an der Wand hinterlassen. Foto: Erkenberg

Mit der Säuberung des Hausflurs wechselten sich die Mietparteien ursprünglich ab. Da sich die Frau nicht daran beteiligte, aber maßgeblich zur Verschmutzung beitrug, weigerten sich bald auch die anderen Bewohner. Das Treppenhaus sei durch den Hund der ehemaligen Mieterin nicht nur voller Haare gewesen. Auch tierische Hinterlassenschaften auf der Treppe sorgten für unhaltbare Zustände.

Handwerker gibt Hinweis auf Zustand der Wohnung

Wie es in der Wohnung aussieht, kann Eva Erkenberg zu diesem Zeitpunkt nur mutmaßen. Als kreativer Kopf von „Bremerhavens Segelmacher“ ist Erkenberg im Erdgeschoss des Gebäudes nicht weit vom Chaos über ihren Köpfen entfernt. „Der Mieter muss dich ja nicht reinlassen“, ordnet sie die Angelegenheit rechtlich ein.

Als der Schornsteinfeger eines Tages über die Dachbodenluke im Hausflur an den Schornstein will, fehlt plötzlich die Klapptreppe. Die Seitenteile fand Erkenberg später in der Wohnung der Frau - von den Stufen bis heute keine Spur.

Die Lage spitzt sich weiter zu, als ein Handwerker in die Wohnung muss. „Wissen sie eigentlich, wie es da drinnen aussieht?“, fragt er die Vermieterin besorgt. Aufgrund der anhaltenden Beschwerden und der Hygienemängel leitet Eva Erkenberg schlussendlich eine Räumungklage in die Wege.

Die Monate bis zum Auszug ziehen sich

Eigentlich hätte die Mieterin im ersten Quartal des Jahres ausziehen müssen. Durch eine Einigung wird ihr Zeit bis Ende Juni eingeräumt. Unter dem Vorwand, die Mieterin brauche zum Ausräumen der Wohnung die Hilfe ihres Lebensgefährten, muss die Vermieterin das zuvor ausgesprochene Hausverbot aufheben. Dieser hatte in der Vergangenheit einem Nachbarn gedroht.

Dennoch ist die Wohnung alles andere als auf- und ausgeräumt, als die Bremerhavenerin sie nach mehreren Jahren wieder betritt. Das erste Mal sieht sie voller Entsetzen, was in ihrem Eigentum vor sich ging. Und muss selbst Möbel und Müll aus dem zweiten Stock nach draußen befördern.

Keine Einzelstücke in der Wohnung: Verdreckte Lichtschalter und Steckdosen und ein Loch in der Wand.

Keine Einzelstücke in der Wohnung: Verdreckte Lichtschalter und Steckdosen und ein Loch in der Wand. Foto: Erkenberg

Allein die Räumungsklage kostete die 48-Jährige 2.000 Euro, mit der Renovierung der Wohnung kommen weitere 5.000 Euro hinzu. Doch der Ärger mit der ehemaligen Mieterin hat die 48-Jährige nicht nur Geld gekostet, sondern auch eine ganze Menge Nerven.

Erkenberg muss sich Vorwürfe von Unbeteiligten anhören

Die gebürtige Bremerhavenerin kennt die Stadtteile und deren Probleme: „In anderen Häusern hier gibt es stellenweise fast monatliche Wechsel der Bewohner. Das wollten wir hier natürlich nicht. Und doch haben wir uns unwissentlich genau so jemanden ins Haus geholt. Du kannst den Leuten ja nur vor den Kopf gucken.“

Die Segelmacher arbeiten seit mehr als 17 Jahren an dem Standort in der Hafenstraße. „Andere haben mich gefragt, was ich hier denn erwartet hätte, aber wir haben ja andere langjährige Mieter, mit denen das klappt“, sagt sie.

Die Miete wurde immer pünktlich überwiesen

„Das schlimmste Szenario wäre gewesen, wenn wir die ganze Zeit auch keine Mietzahlungen erhalten hätten. Die kamen aber jeden Monat direkt vom Sozialamt“, tröstet sich Erkenberg über die ramponierte Wohnung hinweg.

Nach dem Auszug hat die Vermieterin noch immer keine Ruhe: „Jetzt bekomme ich Nachrichten von ihr, was wir für schlechte Menschen seien, dass wir sie auf die Straße setzen.“ Den Nachbarn hinterlässt die ehemalige Mieterin noch einen Abschiedsgruß: Käsesoße auf Fußmatte und Briefkasten.

Die Möglichkeiten, andere Vermieter zu warnen, sind begrenzt. Aus Datenschutzgründen ist es lediglich erlaubt, über Zahlungsrückstände Auskunft zu geben. „Sie werden wahrscheinlich in drei Jahren bei jemand anderen sitzen und die gleiche Geschichte noch einmal schreiben“, befürchtet die 48-Jährige.

Mittlerweile ist die Wohnung fast fertig renoviert und Eva Erkenberg kann aufatmen: „Hauptsache, die ist erst mal weg.“

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