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Top-Thema 2023

TWie Drochtersen die Kita-Probleme lösen will - Grundschulen jetzt die Sorgenkinder

Die drei Grundschulen der Gemeinde - hier die Drochterser - werden die Politik 2024 stark beschäftigen. Mehr als 30 zusätzliche Räume sind für den Ganztagsbetrieb an allen drei Standorten nötig.

Die drei Grundschulen der Gemeinde - hier die Drochterser - werden die Politik 2024 stark beschäftigen. Mehr als 30 zusätzliche Räume sind für den Ganztagsbetrieb an allen drei Standorten nötig. Foto: Knappe

Nach den Provisorien der Vorjahre soll sich 2024 die Lage im Kita-Bereich durch zwei neue Gebäude entspannen. Doch nun werden die drei Grundschulen zu Sorgenkindern.

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Von Katja Knappe
Mittwoch, 27.12.2023, 13:50 Uhr

Drochtersen. Kommunalpolitik und Gemeindeverwaltung sind den Entwicklungen im Kita-Bereich stets hinterhergehechelt. Steigender Betreuungsbedarf, spätere Einschulungen und Flüchtlingskinder sorgten für fehlende Kita-Plätze in den Orten, obwohl die Geburtenrate in der Gemeinde recht stabil ist.

Mit Übergangslösungen wurde versucht, die Kindergartenkinder unterzubringen: Anfang 2022 startete der Betrieb in den beiden Übergangs-Kitas in der Louis-Wattel-Halle in Assel und im ehemaligen Drochterser Hallenbad-Restaurant. Doch schon in diesem Jahr wurde es wieder eng. Im aktuell laufenden Kindergartenjahr mangelt es in der Gemeinde Drochtersen vor allem an Krippenplätzen.

380 Plätze in den Kindergärten für Drei- bis Sechsjährige

In der Gemeinde gibt es zurzeit etwa 380 Betreuungsplätze im Elementarbereich, also für Kinder ab drei Jahren. 19 Plätze sind noch frei. Dem gegenüber stehen für das Kindergartenjahr 2023/2024 noch etwa zehn Anmeldungen. Im Krippenbereich sind die Kapazitäten bereits erschöpft.

Aktuell gibt es 114 Krippenplätze für die unter Dreijährigen. Fürs Kindergartenjahr 2023/2024 fehlen, mit Stand vom November, 18 Plätze, davon allein zehn in Assel, fünf in Dornbusch und drei in Hüll. Wie sich die Anmeldezahlen 2024/2025 entwickeln werden, ist ungewiss.

Bei der Kita Neuer Weg in Drochtersen gibt es erhebliche Bauverzögerungen. Die Gemeinde rechnet jetzt mit einer Fertigstellung zum 1. April.

Bei der Kita Neuer Weg in Drochtersen gibt es erhebliche Bauverzögerungen. Die Gemeinde rechnet jetzt mit einer Fertigstellung zum 1. April. Foto: Knappe

Das neue Jahr soll dauerhaft Entlastung schaffen: Im ehemaligen Kreissparkassengebäude in Assel laufen die Umbauarbeiten. Hier soll eine neue Kita entstehen, die Platz für eine neue Krippengruppe mit 15 Kindern und für eine Elementargruppe bietet. Die Elementargruppe, die jetzt noch in der Übergangs-Kita in der Louis-Wattel-Halle untergebracht ist, zieht dann um ins Kreissparkassengebäude und kann um drei Plätze auf 25 aufgestockt werden.

Neuer Kindergarten nimmt Betrieb nächstes Jahr auf

Die neue Kita startet nach Einschätzung der Gemeindeverwaltung im Mai/Juni, spätestens aber zum neuen Kindergartenjahr. In Hüll wird die Kita 2024 erweitert. Dadurch soll die Krippengruppe mit aktuell 5 Plätzen auf 15 Plätze vergrößert werden. Außerdem werden durch den Anbau auch in Hüll die Voraussetzungen für eine Ganztagskita geschaffen. Fachbereichsleiter Gerrit Witt von der Gemeindeverwaltung hofft, dass der Anbau im Laufe des Jahres in Betrieb genommen werden kann.

Für eine starke Entlastung in Drochtersen soll die Kita Neuer Weg im Drochterser Zentrum sorgen; dafür wird die Kleingruppe aus der Regenbogen-Kita aufgelöst, die 2018 als Übergangslösung eingerichtet wurde. Am Neuen Weg wird ein ehemaliges Wohn- und Geschäftshaus zur Kita umgebaut. Eine kleine Krippengruppe mit 13 Plätzen und eine Elementargruppe mit 25 Plätzen sind geplant.

Die neue Kita, die in Assel im ehemaligen Kreissparkassen-Gebäude entsteht. 2024 ziehen die Kinder aus der Übergangs-Kita in der Louis-Wattel-Halle hierher um.

Die neue Kita, die in Assel im ehemaligen Kreissparkassen-Gebäude entsteht. 2024 ziehen die Kinder aus der Übergangs-Kita in der Louis-Wattel-Halle hierher um. Foto: Knappe

Noch im November hatte die Gemeindeverwaltung davon gesprochen, die Inbetriebnahme werde sich auf Anfang Januar/Februar 2024 verzögern. Jetzt wird es aber noch länger dauern. Gerrit Witt spricht von erheblichen Bauverzögerungen im Innenausbau. Er geht davon aus, dass die Kita zum 1. April fertig ist. Die neue Kita-Leiterin ist schon da, eine weitere Fachkraft kommt im Januar, die dritte Stelle wird aus dem Springer-Pool der Gemeinde besetzt.

Erfolgreiche Bekämpfung des Personalmangels

Überhaupt: Das allgegenwärtige Problem des Personalmangels hat die Gemeinde Drochtersen im Kita-Bereich vergleichsweise gut in den Griff bekommen. Seit 2022 fördert die Gemeinde die Ausbildung von Erziehern und Sozialpädagogischen Assistentinnen finanziell. Inzwischen laufen bereits sechs Ausbildungen. Ob die Hoffnungsträger langfristig in der Gemeinde bleiben, wird sich zeigen. Ausreichend Personal ist freilich auch dringend nötig, um mehr Angebote in der gefragten Ganztagsbetreuung zu schaffen.

In der politischen Diskussion in Drochtersen tauchte im Vorjahr immer wieder auch das zentral gelegene Areal „Alter Hof“ auf - hier wird Potenzial für eine neue große Kita gesehen. Ob der Standort letztlich gebraucht werden wird, hänge aber sicherlich auch von der Entwicklung der Geburtenzahlen ab, sagt Fachbereichsleiter Witt. Außerdem sind Bebauungen auf dem Areal „Alter Hof“ eh noch Zukunftsmusik, solange die Kapazitäten des überlasteten Drochterser Klärwerks nicht erweitert sind.

Ganztagsschulen: Drochtersen wartet Studie ab

Für die Betreuung der Kinder wird Drochtersen in den kommenden Jahren noch tiefer ins Gemeindesäckel langen müssen: Ab August 2026 haben in Niedersachsen alle Kinder der ersten Klassen Anspruch auf eine Ganztagsbetreuung. Die Ganztagsschule wird in den Folgejahren für die folgenden Klassenstufen erweitert, so dass ab 2029 allen Grundschulkindern eine Ganztagsbetreuung rechtlich zusteht. Doch dafür müssen in Drochtersen für alle drei Grundschulen neue Räume her.

Wie viel das kosten wird, weiß noch keiner, „aber es wird teuer“, so Kämmerer Marcus Pritsch. Anders als einige andere Kommunen hat Drochtersen im Jahr 2023 noch nicht mit konkreten Raumplanungen begonnen: Die drei Grundschulen haben inzwischen ihren jeweiligen zusätzlichen Raumbedarf für den Ganztag angemeldet, der aus pädagogischer Sicht nötig ist. Beim Zusammenzählen könnten da durchaus 30 Räume zusammenkommen.

Inwieweit in den Gebäuden neue Räume geschaffen werden können und wo Erweiterungsbauten nötig und bautechnisch und wirtschaftlich möglich sind, soll im Jahr 2024 eine Machbarkeitsstudie zeigen. Für diese Studie hat die Drochterser Politik 150.000 Euro im Etat 2024 bereitgestellt. Erst ab Herbst 2024, wenn die Etatberatungen für 2025 beginnen, sollen dann die Mittel für Baumaßnahmen bereitgestellt werden.

Viele Räume fehlen für den Ganztagsbetrieb

Die Grundschule Drochtersen hat mit rund 220 Kindern die meisten Schüler. Laut dem Raumbedarfsplan der Schule fehlen für den Ganztagsbetrieb bis zu sieben Differenzierungs- beziehungsweise Gruppenräume, Team- und Besprechungsräume, Ruheräume, eine Mensa und sogenannte „Clustermitten“ - das sind Areale mit Marktplatzcharakter.

In der Grundschule Assel mit aktuell 122 Schülern fehlen für den Ganztagsbetrieb zwei Unterrichtsräume, zwei Vorbereitungsräume, eine Mensa, zwei „Clustermitten“, Ruheräume sowie Besprechungs- und Vorbereitungsräume. In Assel könnten gegebenenfalls die Räumlichkeiten der aktuellen Übergangs-Kita in der Louis-Wattel-Halle, die 2024 frei wird, mit genutzt werden.

Das älteste Schulgebäude der Gemeinde steht in Dornbusch, hier lernen 110 Kinder. Die Unterrichtsversorgung wird von der Schulleitung als schlecht eingestuft. Für einen Ganztagsbetrieb macht die Schule bis zu sieben Differenzierungs- oder Gruppenräume, Ruhe-, Team- und Besprechungsräume, Clustermitten und eine Mensa geltend. Da bleibt für die Gemeinde noch viel zu tun.

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