TEhemaliges Traditionsgasthaus in Cadenberge wird abgerissen
Die Tage des Gasthauses mitten im Ortskern von Cadenberge sind gezählt. Foto: Kramp
Das Traditionsgasthaus „Zum weißen Roß“ in Cadenberge muss weichen. Mit dem Abriss enden 186 Jahre bewegte Geschichte. Interessierte können sich Erinnerungsstücke sichern.
Cadenberge. Dieses Gemäuer atmet Geschichte über den Ort Cadenberge hinaus - es war sogar Schaustätte eines königlichen Besuches. Aber das ist schon mehr als 160 Jahre her. Jetzt steht es schon einige Jahre leer. Bald wird das Fachwerkhaus „Zum weißen Roß“ zwischen Marktplatz und Kirche dem Erdboden gleich gemacht und durch einen Neubau ersetzt.
Modernisierung
T Stader Architekten planen neuen Cadenberger Bahnhof
Wann genau dieses Gebäude in unmittelbarer Nachbarschaft der Cadenberger Kirche errichtet wurde, ist zwar nicht bekannt. Von Anfang an war es ein Gasthaus. Vermutlich stammt es aus dem ersten Drittel des 19. Jahrhunderts, Bauherr soll Jakob Nagel um 1839 gewesen sein. Den Namen Eylmanns Hotel trägt es nach den früheren Besitzern erst seit dem Jahr 1951.
Wie das Gasthaus zu seinem Namen „Zum weißen Roß“ kam
Es ist eines der ältesten Gebäude in Cadenberge und gibt Zeugnis einer Zeit, als die Familie Graf Bremer hier das Sagen hatte. Einem dieser Gutsherrn wurde die Marotte zugeschrieben, dass er mit seinem Schimmel durch die Tür ritt, um im Gasthaus einzukehren. So soll der Name „Zum weißen Roß“ entstanden sein. Und sogar ein echter König gab sich in diesem Haus die Ehre.
König Georg V. von Hannover besuchte Graf Bremer in Cadenberge für zehn Tage im Sommer 1862.

Der König mit Entourage am 6. Juli 1862 nach dem Kirchgang vor dem Gasthaus „Zum weißen Roß“ in Cadenberge.
Dokumentiert ist der Königsbesuch durch eine Fotografie - der ältesten bekannten Aufnahme aus Cadenberge. Sie zeigt Georg V. nach seinem Kirchbesuch am 6. Juli 1862 mit seiner Begleitung und der mit sechs Schimmeln bespannten Equipage, der Stader Regimentskapelle und einigen Bürgern vor dem Gasthaus „Zum weißen Roß“.
Pappwände, steile Treppe, Asbest: Gebäude als Hotel ungeeignet
Das alles ist längst Vergangenheit. Hotel- und Restaurantbetrieb herrscht hier schon die zurückliegenden Jahre nicht mehr. Es war nicht mehr zeitgemäß. Jetzt liegt dem Besitzer Hans-Jürgen Hartmann die Abrissgenehmigung vor. „Da war nichts mehr zu retten“, betont der Cadenberger Unternehmer. Ohnehin sei es heutzutage schwierig mit Gastronomie.
Die Hotelzimmer entsprächen ganz und gar nicht mehr dem Standard, die Treppe sei viel zu steil und der Einbau eines Fahrstuhls sei unmöglich gewesen. Innen gebe es Pappwände, oben asbestbelastete Steinwolle und das Haus verfüge über kein Fundament - auf dem Erdboden seien einfach Holzbretter verlegt worden.
Geschäftshaus und Mietwohnungen sind geplant
„Drei verschiedene Gutachter und Statiker haben sich an einem Sanierungskonzept versucht. Sie kamen alle zu dem Ergebnis, das geht nicht“, beschreibt Hartmann seine Bemühungen und den Entschluss, an selber Stelle neu zu bauen - und zwar ein Geschäftshaus mit hochwertigen Mietwohnungen. Auch mit seiner eigenen Firma beabsichtigt Hartmann hier einzuziehen.

Die Pläne für den Neubau - hier die Ansicht der Ostseite. Foto: Frenzel
Bürgermeister Wolfgang Heß betont gegenüber den Cuxhavener Nachrichten, dass die Gemeinde das Projekt von Anfang an gutgeheißen und bereits die ersten von Hartmann vorgelegten Pläne abgesegnet habe. Allerdings sorgte die Anfangsplanung für Probleme und Verzögerung, denn die Landeskirche legte ihr Veto gegen den Baukörper ein.
Absprache mit der Landeskirche Hannover notwendig
Die benachbarte St.-Nikolai-Kirche in Cadenberge ist denkmalgeschützt. Die neuerlichen Pläne sind in Abstimmung mit der Landeskirche in Hannover erfolgt. Auch dem Bürgermeister gefallen sie besser als die erste vorgelegte Planung. Der Neubau sieht 14 Wohneinheiten und drei Gewerbeeinheiten verteilt auf drei Etagen und eine Tiefgarage vor. Die Wohnfläche beträgt insgesamt rund 900 Quadratmeter, die Gewerbefläche laut Architektenbüro circa 600 Quadratmeter.
„Die Substanz ist hier nicht so wichtig wie der Fortschritt - und der Neubau passt sich gut ins Ensemble am Marktplatz ein“, meint der Bürgermeister zu den Planungen für den rot geklinkerten Mehrgiebelbau und begrüßt ausdrücklich die Schaffung von Wohnraum.
Abschied im März
Am Sonnabend, 8. März, besteht die letzte Gelegenheit, sich von dem Gebäude zu verabschieden. Interessierte können sich im Gebäude von 10 bis 14 Uhr umschauen und sich nach Absprache vor Ort Dinge wie Türen, Fenster, Mobiliar oder Geschirr sichern.
Das große Gemälde, das über dem Portal hing, hat Besitzer Hans-Jürgen Hartmann bereits dem Ortsheimatpfleger angeboten.