TEine Alternative für die Krabbenfischer? Der Kutter der Zukunft

Der Kutterhafen in Dorum-Neufeld. Foto: Hartmann
An der Hochschule Emden/Leer mag sich sicher niemand vorstellen, dass in den kleinen Häfen zwischen Dollart und Sylt keine Schiffe von Krabbenfischern mehr liegen. Sie haben deshalb den „Fischkutter der Zukunft“ entwickelt.
Emden. Modern, sicher, umweltfreundlich, bezahlbar: Er wird als „Fischkutter der Zukunft“ gehandelt. Doch ob er die familiengeführte Küstenfischerei retten kann, muss sich erst zeigen.
Denn bisher existiert er nur auf Papier beziehungsweise als Entwurf im Computer. Ob der Kutter rechtzeitig kommt, bevor ältere Krabbenfischer beispielsweise im Landkreis Cuxhaven die Segel streichen und ihre Schiffe zum Kauf anbieten, weiß keiner.
Im Moment geht es darum, Geld für den Bau eines Prototyps aufzutreiben. Selbst wenn das gelingen würde, vergehen noch Jahre, bis die Schiffe den Krabbenfischern angeboten werden können.
Energieeffiziente und zukunftsweisende Küstenfischerei
Aber alles auf Anfang. An der Hochschule Emden/Leer wurde unter Professor Jann Strybny und Professor Michael Vahs das Fischereifahrzeug im Projekt „Energieeffiziente zukunftsweisende Küstenfischerei“ entwickelt.
Der 19,5 Meter lange moderne Fischkutter soll mit einem umweltfreundlichen Methanol-Antrieb in Serie gehen und so die deutsche Fischereiflotte modernisieren. Strybny lehrt und forscht im Bereich Maritime Umwelttechnik.
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Er hat zusammen mit Vahs die wissenschaftliche Leitung der Fraunhofer-Arbeitsgruppe Nachhaltige Maritime Mobilität übernommen, die zu gleichen Teilen von der Hochschule Emden/Leer und vom Bremerhavener Fraunhofer-Institut IWES getragen wird.
Befragung unter den Fischern zwischen Dollart und Sylt
Projektmitarbeiter Tammo Lenger hat 220 Fischereibetriebe angeschrieben und gezielt ermittelt, welche Vorstellungen die späteren Nutzer von einem modernen Fischereifahrzeug haben. 34 Krabbenfischer vor allem aus dem ostfriesischen Bereich haben sich beteiligt.
Das Bremerhavener Konstruktionsbüro Judel/Vrolijk ließ die Ergebnisse in in eine Konzept-Studie einfließen. Ausgangspunkt für das Design des „Kutters der Zukunft“ ist die Rumpfform des klassischen Lübbe-Voss-Kutters. Ein paar Besonderheiten des Entwurfs:
- Länge: 19,5 Meter, Breite: 5,9 Meter, Tiefgang 2 Meter. Der Kutter ist bewusst groß geplant worden, um die Null-Emissions-Antriebstechnik und die nötigen Tankkapazitäten für künstliche Kraftstoffe unterbringen zu können.
- Denn er soll mit umweltfreundlichen Methanol fahren. Ein Elektromotor mit zwei großen und einem kleinen Stromgenerator (zu- und wegschaltbar) soll in einem gesonderten Raum untergebracht werden.
- Das Ruderhaus ist im vorderen Teil. Diese Anordnung bringt unter anderem sicherheitsrelevante Vorteile. Die Unterkünfte sind im Vordeck.
- Der Laderaum soll etwa 330 Standard-Fischkisten umfassen.
- Dem Schiff liegt ein multifunktionales Konzept zugrunde, damit es später vielfältig einsetzbar ist. Damit wird auch die Finanzierung leichter.
Die Kosten hat Strybny im vergangenen Jahr auf zwei Millionen Euro geschätzt. Ziel ist aber, mit einer Serienfertigung (mindestens fünf Kutter) und den Verzicht auf individuelle Zusatzwünsche von Fischern die Baukosten geringer zu halten.
Ohne öffentliche Förderung ist der Prototyp kaum umzusetzen
Klar sei aber auch, so machte Strybny seinerzeit deutlich, dass ohne öffentliche Förderung der Prototyp und die späteren Kutter für die Fischer nicht finanzierbar seien.
Mit dem romantischen Krabbenkutter, den Touristen gerne im Kopf haben, hat der „Neue“ nicht mehr so viel zu tun. Sie sind kleiner, sind oft aus Holz und fahren mit Diesel.