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Himmelpforten

TEine Big Band, zwei Sängerinnen und die Funken im Konzert

Vorfreude: Rita Gerding-Hitschler (rechts) und Evgenia Schulz bereichern die Big Band Himmelpforten mit ihren Stimmen. Darüber freut sich auch Bandleader Vardan Tonojan.

Vorfreude: Rita Gerding-Hitschler (rechts) und Evgenia Schulz bereichern die Big Band Himmelpforten mit ihren Stimmen. Darüber freut sich auch Bandleader Vardan Tonojan. Foto: Stief

Swing oder Latin – die Big Band Himmelpforten hat sich bestens auf ihr Jahreskonzert vorbereitet, besonders die beiden Sängerinnen. Aber: Gesang ist nicht gleich Gesang.

Von Wilfried Stief Mittwoch, 10.12.2025, 14:50 Uhr

Himmelpforten. Die Stimmen von Rita Gerding-Hitschler und Evgenia Schulz sind sehr unterschiedlich. Und das hat seinen Grund. Beide Sängerinnen zeichnet aus, dass sie schon in jungen Jahren die Liebe zum Gesang entdeckten und in Kinderchören mitsangen. Hier enden die Gemeinsamkeiten aber auch schon, denn die Wege zur Musik beschritten sie auf ganz unterschiedlichen Pfaden.

Jazz und Blues im Elternhaus

Im Elternhaus von Rita Gerding-Hitschler wurde viel Big-Band-Musik gehört, der ältere Bruder brachte Jazz, Blues und Rock ins Haus, erzählt die Sängerin. „Gemeinsam lernten wir Gitarre, was uns in den 70er Jahren die Möglichkeit gab, uns selbst zu begleiten und in Bands zu spielen.“

Die ersten selbst gekauften Schallplatten waren Doppelalben von Louis Armstrong, Bill Haley und George Gershwin. Gleichzeitig haben sie aber auch Künstler wie Zarah Leander und Heinz Erhardt fasziniert; ihr unverwechselbarer Stil, ihre Haltung und ihr Humor zeigen, wie weit das musikalische Spektrum reichen kann und wie unterschiedliche Ausdrucksformen dennoch berühren.

Chorgesang in St. Petersburg

Evgenia Schulz wuchs in St. Petersburg auf. Musik gehörte nach dem Schulunterricht zum festen Bestandteil des Tages. Sie sang viel in Chören. Dann kam sie mit ihren Eltern nach Sachsen, wo sie gleich Anschluss an singende Gemeinschaften suchte.

Ihr erstes Geld verdiente sie mit Singen. „Nach einem Auftritt in einem Seniorenheim bekam ich zehn Euro überreicht“, sagt Evgenia Schulz. Als junge Frau studierte sie an der Musikhochschule in Hamburg im klassischen Bereich und sang im philharmonischen Chor Düsseldorf.

Endlich Trompetenunterricht

Auch der Kontakt zur Bigband Himmelpforten entstand auf ganz unterschiedliche Weise. Rita Gerding-Hitschler bekam als Jugendliche von einem Nachbarn eine Trompete geschenkt, es fehlten aber die finanziellen Mittel für den Unterricht. Der Wunsch, dieses Instrument zu erlernen, blieb jedoch bestehen.

Vor acht Jahren hat sie ihren Traum schließlich verwirklicht und mit Trompetenunterricht bei Vardan Tonojan, dem Leiter der Big Band Himmelpforten, begonnen. „Da ich zuvor bereits in anderen Big Bands gesungen hatte, lag es nahe, auch in seiner Band mitzuwirken.“ Um sich stimmlich kontinuierlich weiterzuentwickeln, nimmt sie regelmäßig an Workshops für Jazzgesang teil.

Hausbesuch vom Bigbandleader

Evgenia Schulz zog nach Himmelpforten, in den Heimatort ihres Mannes. Über drei Ecken erfuhr Bandleader Vardan Tonojan, dass es also eine ausgebildete Sängerin in Himmelpforten gibt. Als die sich gar nicht bei der Big Band vorstellen wollte, klingelte Tonojan bei Familie Schulz an der Haustür. So kam Evgenia vor einigen Wochen zur Big Band.

Evgenia Schulz fühlt sich fit für den Auftritt. „Jazz ist superspannend“, findet sie. Ihre klassisch ausgebildete Stimme müsse aber noch reifen, denn im Jazz sind Töne und Schwingungen erwünscht, die im klassischen Bereich als ungenau oder gar falsch gelten.

Freiheit im Jazzgesang

Im Jazz gebe es mehr Freiheiten beim Gesang, sagt Evgenia Schulz, aber im klassischen Bereich mehr Orientierung. Hier wird sie ihren eingeschlagenen Weg noch weiter gehen, um zu entdecken, wo blue notes – frei übersetzt schiefe Töne – am besten passen.

„Big-Band-Musik ist für mich kein nostalgischer Klang, sondern eine Verbindung zu den Ursprüngen des Jazz“, sagt Rita Gerding-Hitschler. In einer Big Band lerne man, seinen Platz einzunehmen, ohne sich in den Vordergrund zu drängen. „Wir teilen Atem, Pausen und Rhythmus.“

Ungeplante Funken im Konzert

Jeder Konzertabend ist für Rita Gerding-Hitschler sowohl eine Darbietung als auch eine Begegnung. Das Publikum bringt sein Interesse und Wohlwollen mit, und sie hofft, dass es sich durch die Musik bereichert fühlt. „Manchmal entsteht dabei etwas, das sich nicht planen lässt, ein besonderer, geteilter Moment, wenn der Funke überspringt.“

Die Big Band Himmelpforten beschränkt sich in ihrem Repertoire nicht ausschließlich auf Swing. Es umfasst ebenso Latin, Bossa, Blues, Rock und Pop. Der Abend mit den 15 Musikerinnen und Musikern unter der Leitung von Vardan Tonojan beginnt am Sonnabend, 13. Dezember, um 19 Uhr in der Eulsetehalle in Himmelpforten. Der Eintritt ist frei.

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