TEine Viertelmilliarde Euro fließt in den Windkraftausbau in Oederquart

Der Windpark am Seeweg wird nach der geplanten Erweiterung mit dann 50 Megawatt installierter Leistung der größte in der Gemeinde Oederquart sein. Foto: Jürgen Goldenstein
In Oederquart könnten in den nächsten Jahren mehr als eine Viertelmilliarde Euro für den Ausbau der Windenergie investiert werden. Für die Gemeinde Oederquart würde dabei eine hohe Summe herausspringen. Was der Bürgerwindpark genau plant.
Oederquart. Während der Ratssitzung am Mittwochabend präsentierte der Geschäftsführer des Bürgerwindparks Oederquart, Jürgen Goldenstein, die Pläne für die kommenden Jahre. „Wir haben wirklich Großes vor“, leitete Goldenstein seinen Vortrag ein. Bis 2027/2028 sollen in Oederquart 172,6 Megawatt installierte (maximale) Leistung geschaffen werden. Der größte Teil des Kuchens gehört dem Bürgerwindpark: 134 Megawatt.
Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) der Bundesregierung will die installierte Leistung von Windenergieanlagen an Land bis zum Jahr 2040 auf 160 Gigawatt steigern. Um das zu erreichen, müssen Abstandsregeln verändert werden. Im derzeitigen gültigen Regionalen Raumordnungsprogramm (RROP) des Landkreises gelten schon 600 Meter Abstand zur Wohnbebauung.
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Fällt der Mindestabstand zwischen den Windparks?
Aber auch der Mindestabstand zwischen Windparks von jetzt vier Kilometern könnte verkürzt werden. So erklärte der Planungsamtsleiter des Landkreises Stade, Simon Grotthoff, während der Februarsitzung des Regionalplanungsausschusses auf Nachfrage, dass im neuen RROP keine Mindestabstände mehr vorgesehen seien.
Das würde dem Bürgerwindpark neue Möglichkeiten eröffnen: Statt sechs Anlagen könnte das Unternehmen im Windpark Oederquart-Wischhafen sieben Anlagen errichten. An der Gehrener Sietwende könnte ein Windpark mit fünf Anlagen hinzukommen und am Seeweg acht statt vier Mühlen gebaut werden, falls der Abstand von vier Kilometern wegfällt.
Alles in allem wird der Bürgerwindpark von 2017 bis 2027 in Oederquart 223 Millionen Euro investiert haben - mit anderen Playern vor Ort 268 Millionen Euro, also mehr als eine Viertelmilliarde. Nach einer Aufstellung Goldensteins könnten dann die Windenergieanlagen in Oederquart und Wischhafen 407.000 Megawattstunden Energie pro Jahr erzeugen.
Gemeinde Oederquart profitiert mit 814.000 Euro
Davon profitiert nicht nur die Energiewende und damit das Klima, sondern auch die Oederquarter ganz konkret. Denn der Paragraf 6 des EEG schafft einen gesetzlichen Rahmen für die finanzielle Beteiligung von Gemeinden in Höhe von 0,2 Cent pro Kilowattstunde - ohne Gegenleistung. In Oederquart und Wischhafen werden mit dem Ausbau bis 2027 insgesamt 407.000 Megawattstunden produziert, so dass die Gemeinde 814.000 Euro pro Jahr abschöpfen könne, so Goldenstein - „und die Gewerbesteuer kommt noch obendrauf“.
Außerdem gibt es einen Gesetzentwurf des Landes, die Anlagenbetreiber zur Zahlung einer Akzeptanzabgabe von 0,2 Cent pro erzeugter Kilowattstunde an die jeweilige Kommune zu verpflichten. Eine zusätzliche Beteiligungsmöglichkeit für Kommunen und Bevölkerung, dieses Geld soll allerdings nicht für Pflichtaufgaben der Kommunen, sondern nur für freiwillige Leistungen eingesetzt werden.
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Umsetzung in den nächsten vier Jahren machbar
Bis 2027/2028 sei eine Umsetzung der Pläne machbar, sagte Goldenstein - vorausgesetzt, die Lieferzeiten würden eingehalten. Dabei hat er auch die Abstimmung mit der Gemeinde, dem Landkreis und anderen Beteiligten im Blick. In Sachen Naturschutz geht der Geschäftsführer ohnehin auf Nummer sicher: „Ich lasse alle zwei Jahre die avifaunistischen Gutachten aktualisieren.“
Angesichts schier unbegrenzter Möglichkeiten erinnerte der CDU-Fraktionsvorsitzende Jörg Oldenburg daran, dass der Rat vor 15 Jahren beschlossen habe, dass die Gemeinde sich nicht von zwei Seiten mit Windparks zubauen lassen werde. Dabei hat er neben den großen Windparks im Süden der Gemeinde auch den Forschungswindpark im Norden im Blick. Mirco Otto (SPD) wies auf Belastungen durch die Geräuschkulisse hin.
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Geld kommt auch vom Forschungswindpark
Vom Forschungswindpark wird die Gemeinde auch profitieren. Der Rat stimmte einem Beteiligungsvertrag mit dem Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum (DLR) zu. Danach beträgt die Zuwendung 0,2 Cent pro Kilowattstunde der in das Netz eingespeisten Strommenge. Der sich daraus ergebende Betrag wird auf die Gemeinden Krummendeich und Oederquart aufgeteilt, entsprechend ihrem Anteil an der Fläche.