Zähl Pixel
Ahlerstedt

TEinsatz zwischen Leben und Tod - die AED-Gruppe Ahlerstedt hilft bei Notfällen

Sie proben den Notfall (von links): Mirko Witkowski, Dr. Wolf Rößler, Max Sauerbeck, Björn Beckmann und Michael Tatter.

Sie proben den Notfall (von links): Mirko Witkowski, Dr. Wolf Rößler, Max Sauerbeck, Björn Beckmann und Michael Tatter.

Wenn sie ausrücken, geht es um Leben und Tod: Seit zehn Jahren sind die Mitglieder der AED-Gruppe Ahlerstedt ehrenamtlich im Einsatz, um Menschen zu retten. Dabei gab es anfangs Widerstand gegen die neue Gruppe.

Von Susanne Laudien Dienstag, 19.12.2023, 17:50 Uhr

Ahlerstedt. Nur wenige Sekunden können über Leben und Tod eines Menschen entscheiden. In den vergangenen zehn Jahren hat die AED-Gruppe (Automatisierter Externer Defibrillator) als fester Bestandteil der Freiwilligen Feuerwehr Ahlerstedt rund 150 Einsätze geleistet. Mirko Witkowski und seine Kameraden konnten etliche Menschen aus akuter Lebensgefahr retten.

Nicht selten ist die Belastung für sie hoch. Der stellvertretende Ortsbrandmeister wird zwei seiner Einsätze nie vergessen - da er persönlich betroffen war. „Beim ersten Mal handelte es sich um meine Oma. Nachdem der Notruf einging, waren wir wenige Sekunden später mit der AED-Gruppe vor Ort, aber wir konnten sie nicht mehr ins Leben zurückholen.“

Tragische Schicksalsschläge zum Start der AED-Gruppe

Danach schlug das Schicksal für den Ahlerstedter noch tragischer zu. Beim zweiten Einsatz handelte es sich um seinen Vater. Auch ihn konnte Witkowski nicht mehr reanimieren. „Dass ich meinem eigenen Vater nicht helfen konnte, war für mich ein schwerer Schock“, erzählt der Ahlerstedter. Seine Kameraden halfen ihm hinterher bei der seelischen Verarbeitung. Aber auch professionelle Hilfe etwa durch den Bargstedter Pastor kann in Anspruch genommen werden. Mirko Witkowski ließ sich durch die beiden Schicksalsschläge nicht entmutigen. Gleich beim nächsten Einsatz konnte er einen Mann wiederbeleben und im Laufe der Zeit noch vielen weiteren Menschen in Notsituationen helfen.

Lesen Sie auch:

Von den 50 Aktiven der Freiwilligen Feuerwehr Ahlerstedt haben sich bereits 30 Kameradinnen und Kameraden für AED-Einsätze ausbilden lassen. Die Mitglieder, die mit der AED-Gruppe Ahrensmoor zusammenarbeiten, werden zeitgleich mit Rettungswagen und Notarzt alarmiert. Da bei einem festgestellten Herzstillstand die ersten zehn Minuten über Leben und Tod entscheiden, können ortsansässige AED-Gruppen schnell zur Stelle sein und bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes Erstmaßnahmen mit Herzdruckmassage, Beatmung und einem Defibrillator durchführen.

Neuer ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes Stade

Notarzt Dr. Wolf Rößler begleitet die AED-Gruppe Ahlerstedt regelmäßig bei ihren Einsätzen. Er hat einige Jahre Berufspraxis als Notarzt und war bislang Oberarzt am Elbe Klinikum Buxtehude. Ab Januar wartet neben den Einsätzen mit der AED-Gruppe Ahlerstedt eine neue Aufgabe auf ihn als ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes Stade. Auch Ahlerstedts Hausart Dr. Max Plötzke rückt hin und wieder mit aus.

„Es ist ein großer Vorteil, wenn ein Arzt dabei ist, der noch besser eingreifen kann“, sagt Witkowkski. „Wenn bei Menschen Herzstillstand festgestellt wird, zählt jede Sekunde“, weiß Dr. Rößler. Es müsse sofort mit der Reanimation angefangen werden, denn bereits nach drei bis fünf Minuten können irreversible Hirnschäden die Folge sein. Daher sei es eine tolle Sache, die AED-Gruppe in kürzester Zeit vor Ort zu haben, so der Notarzt.

AED-Gruppen sind mittlerweile fest etabliert

Rund 48 AED-Gruppen gibt es mittlerweile im Landkreis Stade. „Am Anfang unserer Gründung vor zehn Jahren haben wir allerdings größeren Widerstand erfahren und es entbrannte die Diskussion, ob AED-Gruppen den Rettungsdiensten die Arbeit wegnehmen“, berichtet Witkowski. Etliche Bedenken habe es gegen sie als Konkurrenz der Rettungsdienste gegeben. Doch seitens der Politik und der Samtgemeinde wurde die AED-Gruppe Ahlerstedt schließlich bestärkt und unterstützt. „Inzwischen besteht ein gutes Zusammenspiel mit den Rettungsdiensten“, sagt Witkowski.

Unterstützung von Ahlerstedts Gewerbebetrieben

Über ihre Ausrüstung können die AED-Mitglieder nicht klagen. Für die Basisreanimation gibt es zwei Defibrillatoren, einer ist allerdings inzwischen fünf Jahre alt. „Ein neuer Defi ist unser großer Wunsch“, sagt Witkowski. Weitere Defibrillatoren befinden sich an öffentlichen Stellen im Gemeindehaus und bei der Ahlerstedter Sparkasse.

Auch Ahlerstedter Gewerbebetriebe sowie die Windkraft-Stiftung sorgten für finanzielle Unterstützung - und durch den Verkauf der TAGEBLATT-Glücksschweinchen konnte eine Übungspuppe angeschafft werden.

Wichtig sei aber auch ausreichend Personal. „Wenn man nur zu zweit ist, muss man ganz schön rotieren“, sagt Witkowski. Daher würde sich die AED-Gruppe über Zuwachs bei der freiwilligen Feuerwehr freuen, damit sich noch weitere Kameradinnen und Kameraden zum AED-Helfer ausbilden lassen.

Tipp des Notarztes für Laien: „Nicht wegschauen, sondern als Erstes den Notruf 112 absetzen“, rät Dr. Rößler. Prüfen, anrufen, drücken, sei die Faustregel. Beim Drücken, also der Herzdruckmassage, gibt der Disco-Hit „Staying alive“ von den Bee Gees den richtigen Rhythmus vor.

Weitere Artikel

Worth-Höfe: Einweihungsfeier in Ahlerstedt erst ab Samstag

In der Ausgabe des Mittwochsjournals vom 10. September hat sich ein Fehler eingeschlichen: Die Einweihungsfeier der neu gestalteten Ortsmitte Ahlerstedt findet ausschließlich am Samstag und Sonntag, 13. und 14. September, statt. Nicht wie angegeben bereits am Freitag.