Elbe Klinikum behandelt Herzerkrankungen mit neuer Katheter-Technik

Der neue Linksherzkatheter-Messplatz wurde in der Klinik für Innere Medizin am Elbe Klinikum Stade vom Projektteam rund um Chefarzt Dr. Sebastian Philipp (5. von links) ) in Betrieb genommen. Foto: Elbe Kliniken/Sebastian Bräutigam
Die Kardiologie am Elbe Klinikum Stade weitet ihre Behandlungsmöglichkeiten aus: Ein Linksherzkatheter-Messplatz wurde in Betrieb genommen. Das hilft vor allem bei Diagnosen.
Premium-Zugriff auf tageblatt.de für nur 0,99 €
Jetzt sichern!
Stade. Seit 2023 werden am Elbe Klinikum Stade minimalinvasive Mitralklappen-Operationen durchgeführt, seit Anfang des Jahres auch minimalinvasive Trikuspidalklappen-Interventionen, heißt es im leichten Fachchinesisch in einer Mitteilung der Elbe Kliniken. Jetzt wurde ein Linksherzkatheter-Messplatz (LHKM) in Betrieb genommen. Das Gerät der neuesten Generation ermögliche es den Medizinern, mittels minimalinvasiver Methoden Diagnosen noch präziser zu stellen, um die jeweils ideale Operationsmethode für Patienten zu ermitteln.
Das Team um Chefarzt Dr. Sebastian Philipp hat viel Erfahrung mit minimalinvasiven Eingriffen am Herzen. „Der neue Linksherzkatheter ermöglicht es uns, hochpräzise strukturelle Herzeingriffe und komplexe Perkutane Koronarintervention (PKI) durchzuführen, da es die kardiologische Bildgebung mit besonders hoher Auflösung sicherstellt“, teilte der Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, Kardiologie und Intensivmedizin mit.
Herzklappenfehler werden diagnostiziert
Bei einer Linksherzkatheter-Untersuchung wird mittels eines Katheters unter Röntgenkontrolle Kontrastmittel in die Herzkranzgefäße injiziert. So können die Herzkranzgefäße und Einengungen dargestellt werden. Häufig werden während der Untersuchung auch Ballondilatationen zum Weiten von verengten Gefäßen oder Stent-Implantationen, bei denen kleine Stützen zur Offenhaltung der Gefäße eingesetzt werden, durchgeführt. Auch der Blutdruck und der Blutfluss im Herzen können gemessen und somit eventuelle Herzklappenfehler diagnostiziert werden.
Projekt Landgang
T Landkreis will jungen Medizinern Landmedizin schmackhaft machen
Transplantation
T Organspende ja oder nein? Das sagen die TAGEBLATT-Leser
Auch bei Eingriffen bei Patienten mit Vorhofflimmern komme der neue Messplatz zum Tragen. Ziel: das Risiko von Schlaganfällen reduzieren. Das gelte auch bei angeborenen Herzfehlern, bei denen eine Öffnung in der Scheidewand zwischen den Herzvorhöfen (Atrien) besteht.

Das Gerät der neuesten Generation soll die Diagnostik und Behandlung von Herzerkrankungen noch präziser und effektiver machen. Foto: Elbe Kliniken/Sebastian Bräutigam
Der jetzt in Betrieb genommene LHKM unterstütze das Medizinerteam vor allem bei strukturellen Eingriffen im Bereich der Vorhöfe und Klappen. Mit seiner präzisen Bildfusion mittels Echo-Navigator mache er eine exakte Orientierung im dreidimensionalen Raum möglich. Die Operateure könnten relevante anatomische Landmarken direkt markieren und visuell verfolgen. Das erleichter die Koordination im Team und verbessere die Genauigkeit bei Positionierung und Implantation, so die Elbe Kliniken weiter.
Die neuste Technik biete den betroffenen Patienten und Patientinnenmehrere Vorteile wie eine präzisere Stentplatzierung, geringere Komplikationsraten und kürzere Interventionsdauer bei komplexen Fällen, fasst es Lukas Claßen, Pflegerischer Leiter im Funktionsbereich Kardiologie, laut Pressemitteilung zusammen.
Defekte Mitralklappen und Trikuspidalklappen
Wer Symptome wie Kurzatmigkeit, Müdigkeit, Erschöpfung und Brustschmerzen erlebt, könnte eine defekte Mitralklappe haben. Die Mitralklappe ist eine der vier Herzklappen und regelt den Blutfluss vom linken Herzvorhof in die linke Herzkammer. Wer Symptomen wie Flüssigkeitsansammlungen in den Beinen oder im Bauchraum, Luftnot und Gewichtszunahme wahrnimmt, könnte an einer defekten Trikuspidalklappe leiden.
Risiko von Komplikationen wird reduziert
Bei der Mitralklappen-Intervention und bei der Trikuspidalklappen-Intervention handele es sich um minimalinvasive Eingriffe, bei denen ein Katheter durch eine kleine Öffnung im Leistenbereich eingeführt und die defekte Herzklappe von innen repariert wird. Dies geschehe entweder mittels einer Klammer, dem MitraClip, der die Undichtigkeit behebt, oder mit einem TriClip, der die Herzklappe wieder abdichtet. Für beide Eingriffe werde ein steuerbarer Herzkatheter durch eine kleine Öffnung im Leistenbereich eingeführt; dies geschehe unter dauerhafter Röntgen- und 3D-Ultraschall-Überwachung. Im Vergleich zu einer Herzoperation am offenen Brustkorb könnten diese Methoden das Risiko von Komplikationen sowie die Genesungszeit deutlich reduzieren.
Die minimalinvasiven Methoden würden meist bei Patienten angewendet, die einem erhöhten Operationsrisiko unterliegen, da sie zum Beispiel unter Vorerkrankungen leiden oder fortgeschrittenen Alters sind. „Wir freuen uns sehr, dass wir dank des neuen LHKM noch präziser, schneller und sicherer in der Diagnostik und Behandlung von Herzerkrankungen sind und wir unsere Patienten noch schneller und effektiver unterstützen und die jeweils am besten geeignete Operationsmethode ermitteln können“, sagt Chefarzt Philipp. Die minimalinvasive Technik senke das Risiko für die Patienten deutlich. Nach der erfolgreichen Operation hätten sie in der Regel deutlich weniger Beschwerden als zuvor und würden ihre Lebensqualität nahezu vollständig zurückerlangen. (sal)
Copyright © 2025 TAGEBLATT | Weiterverwendung und -verbreitung nur mit Genehmigung.