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TElbfähre Glückstadt-Wischhafen: „Situation wird immer schlimmer“

Zum Tag der Mobilitätswende hatten die A20-Gegner ein Banner außenbords der Elbfähre befestigt. Die Fährverbindung über die Elbe müsse ausgebaut werden, fordern sie.

Zum Tag der Mobilitätswende hatten die A20-Gegner ein Banner außenbords der Elbfähre befestigt. Die Fährverbindung über die Elbe müsse ausgebaut werden, fordern sie. Foto: Rainer Hawmann

Eigentlich könnten die Elbfähren schneller, umweltfreundlich und effizient fahren, das Konzept dafür gibt es längst. Doch die Politik tut sich schwer. Jetzt liegt ein offener Brief vor.

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Von Grit Klempow
Dienstag, 27.05.2025, 05:50 Uhr

Wischhafen. Der offene Brief richtet sich an die zuständigen Verkehrsminister in Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Denn ohne die Unterstützung der Länder dies- und jenseits der Elbe bleibt das Konzept nur eine gute Idee.

Die sieht so aus: Die Reederei FRS Elbfähre würde investieren und neue Schiffe bauen. Vier emissionsfreie Elektrofähren im ersten Schritt, zwei weitere könnten folgen. Um die Kapazität zunächst um 300 Prozent zu steigern, muss der Anleger in Wischhafen als Doppelanleger gebaut und aus der verschlickten Wischhafener Süderelbe in Richtung Elbe verlegt werden.

Steigerung um bis zu 600 Prozent

Wenn auch der Anleger in Glückstadt als Doppelanleger ausgerichtet wird und insgesamt sechs Elektrofähren fahren, bedeutet das eine Steigerung der Kapazität um 600 Prozent.

Die Krux: Die Investitionen in neue Schiffe (pro Schiff mindestens 15 Millionen Euro) rentieren sich für das Unternehmen nicht, wenn der geplante A20-Elbtunnel bei Drochtersen in den kommenden Jahren gebaut wird. Die landseitige Infrastruktur ist zudem Sache der Länder, auch finanziell. Eine Pacht oder Miete seitens der FRS hatte deren Geschäftsführer Tim Kunstmann von Beginn an in Aussicht gestellt.

Position des Ministeriums sorgt für Wirbel

Die Reederei hat ihr Zukunftsprojekt in Hannover und Kiel vorgestellt. Vor einem halben Jahr hatte es nach einer Anfrage der Stader CDU-Landtagsabgeordneten Melanie Reinecke vor allem Wirbel um die Position des damaligen niedersächsischen Verkehrsministers und heutigen Ministerpräsidenten Olaf Lies gegeben.

Zuletzt hieß es aus dem Ministerium, Nachhaltigkeit und Klimaschutz seien wichtig, müssten aber auch wirtschaftlich darstellbar sein. Das Land sei offen für Gespräche, wenn ein Betreiber das Projekt „eigenwirtschaftlich darstellen oder ein tragfähiges Konzept vorlegen“ könne. Dann könne auch über eine Bürgschaft nachgedacht werden - allerdings immer in Kooperation mit Schleswig-Holstein, wo der Firmensitz der Reederei ist.

Auto- und Lkw-Fahrer stehen im Stau

Für den Bau des Elbtunnels wird mit einer Bauzeit zwischen 10 und 20 Jahren gerechnet - und das schon seit Jahren. Bis dahin werden die Elbfähren nicht nur dringend gebraucht, sie müssten auch modernisiert werden. Die Zeit geht ins Land - auf eine bessere Verbindung über die Elbe warten indes die Auto- und Lkw-Fahrer. Entweder im Stau vor dem Hamburger Elbtunnel oder im Stau vor der Fähre.

„Tut was, Olaf Lies und Grant Hendrik Tonne sowie Claus Ruhe Madsen“, hat deshalb die Initiative A20-nie ihren offenen Brief überschrieben, den sie an die Verkehrsminister von Niedersachsen und Schleswig-Holstein richtet. Nach einem bundesweiten Aktionstag und einem Besuch an der Fähre fordert sie zu handeln.

Lange Wartezeiten vor den Anlegern in Wischhafen und Glückstadt

„Die Situation an der Elbfähre Wischhafen-Glückstadt wird immer schlimmer: Wartezeiten von mehr als einer Stunde sind alltäglich, die Sedimentansammlung vor dem Anleger führt zu häufigen Einschränkungen im Fährverkehr, die alten Fähren haben ausgedient“, schreibt die Initiative.

Statt neuer, kostspieliger Verkehrsprojekte sollten vorhandene Straßen, Schienen, Brücken und Fähren saniert werden. Beim Verteilen der Handzettel an die Passagiere habe es fast nur Zustimmung gegeben. Vielen sei klar gewesen, dass es vermutlich noch Jahrzehnte bis zum Bau der milliardenteuren Autobahn brauche, „die Fährertüchtigung aber schon in etwa vier Jahren umsetzbar wäre“, schreibt die Initiative und fordert: „Nun sind die Landesregierungen dran, endlich die nötige Anlege-Infrastruktur zu schaffen.“

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Elbfähre auf dem Trockenen.

Elbfähre auf dem Trockenen. Foto: Wolfgang Kilian

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