Zähl Pixel
Ernährung

TEltern der IGS Stade sauer: Kein Geld für besseres Schulessen

Mittag in der IGS: Wer Tischdienst hat, holt das Essen für die anderen mit dem Rollwagen ab. Die Schüler essen gemeinsam mit ihrer Lerngruppe.

Mittag in der IGS: Wer Tischdienst hat, holt das Essen für die anderen mit dem Rollwagen ab. Die Schüler essen gemeinsam mit ihrer Lerngruppe. Foto: Richter

Das Cook-and-Chill-Verfahren bei Mensa-Essen bietet Vorteile. Das wollen die Eltern von der IGS Stade auch für ihre Kinder. Doch dafür ist zurzeit offenbar kein Geld da.

author
Von Anping Richter
Montag, 16.12.2024, 13:50 Uhr

Stade. Mittagszeit in der IGS Stade: Die ersten Schüler rollen mit dem Servierwagen heran. Christina Romahn und Brigitte Meyer haben schon alles vorbereitet. Es gibt Rinderbraten, Kartoffeln und Rotkohl oder einen vegetarischen Eintopf, wer will, kann sich aber auch am Salatbüfett einen bunten Salat zusammenstellen. Immer zwei Schüler lassen sich große Schüsseln füllen und bringen das Essen an die Tische, wo sie klassenweise zusammen essen.

Das Schulessen in der IGS Stade.

Das Schulessen in der IGS Stade. Foto: Richter

Heute gab es 380 Bestellungen, an anderen Tagen sind es um die 460 Essen. Beliefert wird die Mensa mit fertig gegarten Mahlzeiten aus der Qualifizierungsküche des Bildungswerks Stade-Cadenberge in Stade. Bis zur Ausgabe werden sie warm gehalten (Cook-and-Hold). „Aktuell läuft es gut, die Nachfrage ist okay“, sagt

Christian Häckl, der Vorsitzende des Schulelternrats der IGS. Aber Geschmack, Qualität und Konsistenz des Essens litten unter dem Warmhalten. Deshalb würden sich die Eltern wünschen, die Cook-and-Chill-Methode einzuführen - je früher, desto besser.

Einzige weiterführende Schule ohne Cook-and-Chill

Cook-and-Chill bedeutet: Nach dem Garen werden die Speisen sehr schnell stark heruntergekühlt und in die Schule geliefert. Dort wird das Essen im Kombidämpfer (Konvektomat) regeneriert. Die Ausgabe kann zeitlich und damit auch räumlich von der Produktion entkoppelt werden, ohne Geschmack und Aroma zu verlieren. Inzwischen ist Cook-and-Chill in allen weiterführenden Schulen in Stade eingeführt worden - nur nicht in der IGS mit ihren mehr als 1000 Schülern.

Die SPD-Fraktion im Stader Rat hat den Wunsch der Eltern aufgegriffen. Im Schulausschuss beantragte sie, dass die Verwaltung prüfen soll, was es kosten würde, Cook-and-Chill an der IGS einzuführen. Doch mit Blick auf die Haushaltslage hat eine knappe Mehrheit das abgelehnt. Stadtrat Carsten Brokelmann hatte für die Umrüstung auf Cook-and-Chill eine siebenstellige Summe in den Raum gestellt.

„Cook-and-Hold ist nicht so grausam, dass wir jetzt umstellen müssten“, befand Arne Kramer (CDU). Er wies darauf hin, dass 2019 beschlossen wurde, bei Schulneubauten und -umbauten sukzessive auf Cook-and-Chill umzurüsten. An der IGS werde aktuell nicht gebaut. Unter den Grundschulen und Kitas seien zudem viele noch nicht umgerüstet: „Weshalb soll ausgerechnet die IGS jetzt zum Zuge kommen?“ Die Stadt schiebe auch noch etliche Turnhallen- und Grundschulsanierungen vor sich her.

Ehrliche Politik oder Nebel-Nummer?

„Wir sollten nicht prüfen, Begehrlichkeiten wecken und dann sagen, wir schaffen das doch nicht. Das wäre keine ehrliche Politik“, sagte Kramer. Das wollte Franziska Scheschonk, die den SPD-Antrag zeichnet, nicht gelten lassen. Sie hielt eine siebenstellige Investition für nicht nachvollziehbar: „Das ist eine Nebel-Nummer. Wir wollen wissen, ob es wirklich so ist.“ Die IGS sei die größte Schule in Stade, Cook-and-Chill spare zudem Energiekosten.

André Seckinger von der Qualifizierungsküche will sich aus der Diskussion heraushalten, sagt er auf Nachfrage. Von der Lieferseite her sei es möglich, auf Cook-and-Chill umzustellen. Von Vorteil seien dabei die verkürzten Standzeiten und dass das Essen nicht warm transportiert werden müsse. Doch auch jetzt seien die Standzeiten nicht lang. Das Essen werde frisch gekocht, sofort transportiert und sei eine halbe bis dreiviertel Stunde vor dem Servieren in der IGS.

„Die Schülerinnen und Schüler haben zum Teil längere Schultage als mancher Arbeitnehmer. Eine gesunde warme Mittagsmahlzeit ist in meinen Augen dringend geboten“, sagt der Elternratsvorsitzende Christian Häckl. Für das Schulpersonal, das in der Mensa essen könne, verbessere das die Arbeitsbedingungen.

Schulleitung hält Räume auch ohne Umbau für geeignet

Mit Schulleiter Jörg Moser-Kollenda hat Häckl Mensa und Nebenräume besichtigt. Benötigt würden Konvektomaten und ein Kühlschrank oder Kühlraum. „Klar kriegen wir das hin“, sagt Moser-Kollenda. Ein Umbau wäre aus seiner Sicht nicht nötig, die Geräte könnten in den vorhandenen Räumen untergebracht werden.

Schulleiter Jörg Moser-Kollenda und Elternvertreter Christian Häckl besprechen vor Ort, wie Konvektomaten und Kühlung untergebracht werden könnten.

Schulleiter Jörg Moser-Kollenda und Elternvertreter Christian Häckl besprechen vor Ort, wie Konvektomaten und Kühlung untergebracht werden könnten. Foto: Richter

Bislang sieht es für die schnelle Einrichtung von Cook-and-Chill an der IGS nicht gut aus. Die Eltern hoffen auf die letzte Sitzung des Rats in diesem Jahr am Montag, 16. Dezember, wo endgültig entschieden wird, ob ermittelt werden soll, was die Sache kosten würde. Die Sitzung ist öffentlich und beginnt um 18 Uhr im großen Ratssaal.

Weitere Artikel