TEngel mit Schere: Inna Findling setzt sich für Obdachlose ein
Inna Findling hat sich am 1. Oktober 2023 in Stade selbstständig gemacht. Foto: Stehr
Friseurmeisterin Inna Findling hat nicht nur beim Gründerstar buchstäblich gut abgeschnitten. Sie bricht auch eine Lanze für die Friseurausbildung und hilft Bedürftigen.
Stade. Manchmal kommt es anders als gedacht. Das beste Beispiel dafür ist Inna Findling. Die selbstständige Friseurmeisterin hat kürzlich, wie berichtet, den Gründerstar-Sonderpreis Handwerkskunst bekommen. Dabei wollte sie ursprünglich weder Friseurin werden noch sich selbstständig machen. Im Rampenlicht steht sie übrigens auch nicht gern.
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Mit 15 Jahren kam Inna Findling aus Kasachstan nach Deutschland, ohne ein Wort Deutsch zu sprechen. Ideen, was sie gerne machen würde, hatte sie mehrere. Haare schneiden zählte nicht dazu. Eher zufällig machte sie ein Praktikum in einem Friseursalon und entdeckte ihre Liebe zum Friseurhandwerk.
Mit knapp 40 auf die Meisterschule
Weil sie, nachdem sie schon viele Jahre als Friseurin gearbeitet hatte, auch andere für den Beruf begeistern wollte, entschied sie sich mit knapp 40 für den Besuch der Meisterschule. „Ich wollte Lehrlinge unterrichten und motivieren“, sagt die zweifache Mutter aus Hammah.
Dann sei sie gefragt worden, ob sie in Hammah einen Salon eröffnen wolle und ließ sich überzeugen. Um die Zeit bis zur Fertigstellung des Gebäudes zu überbrücken, guckte sie sich nach einer Anstellung um. „So erfuhr ich, dass meine Vorgängerin vom Hair-Café Pera aufhören wollte. Die Chance hab ich genutzt. Es war Fügung“, sagt Inna Findling. Der Hammah-Plan war damit vom Tisch.
„Es war Fügung“, sagt Friseurmeisterin Inna Findling über ihren Weg zum eigenen Salon. Foto: Stehr
Nur ein halbes Jahr, nachdem sie ihre Meisterprüfung bestanden hatte, und nach zwei sportlichen Renovierungswochen eröffnete sie am 1. Oktober 2023 Hair by Inna in Top-Lage direkt am Fischmarkt.
Für ihre Kundinnen und Kunden nimmt sie sich Zeit. „Mein größter Lohn ist, wenn die Leute entspannt und glücklich nach Hause gehen“, sagt sie. Wichtig sei ihr aber auch Ehrlichkeit. Viele kämen mit falschen Vorstellungen und Frisurwünschen zu ihr. Gute und individuelle Beratung ist für Inna Findling selbstverständlich. So passe nicht jede Frisur und auch nicht jede Haarfarbe zu jedem Gesicht und manchmal auch nicht gut zum Alltag der Person.
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Wie Friseurinnen und Friseure am besten mit ihrer Kundschaft umgehen, werde schon in der Ausbildung vermittelt. „Unser Job ist viel mehr als nur schnipp, schnapp, Haare ab“, sagt sie. „Wir tragen eine große Verantwortung, brauchen viel Feingefühl und wissen auch viel über Allergien und Hautanomalien.“ So falle zum Beispiel Kopfhautkrebs häufig erstmals beim Friseurbesuch auf, so Inna Findling. Der Beruf und die damit verbundene umfangreiche Ausbildung würden häufig total unterschätzt.
Engagiert für Obdachlose bei den Barber Angels
Die Friseurmeisterin nimmt sich nicht nur Zeit für ihre Kunden, sondern auch für diejenigen, die sich einen klassischen Friseurbesuch nicht leisten können. Unter dem Dach des karitativ tätigen Vereins Barber Angels Brotherhood e.V. schneidet sie regelmäßig Obdachlosen und anderen bedürftigen Personen kostenlos Haare und Bärte. Als sogenannter Gast-Angel im Chapter Bremen sammelt sie in ihrem Salon auch Spenden für die Bedürftigen. „Meine Kunden unterstützen mich dabei wirklich toll, viele bringen zum Beispiel Pflege- und Hygieneprodukte vorbei“, sagt Inna Findling.
Sie engagiert sich zudem bei der Aktion Heimatshoppen von der Stade Marketing und Tourismus GmbH. Die Teilnehmerinnen oder Teilnehmer, die mit 500 Euro Shoppinggeld in Geschäften der Stader Innenstadt auf die Jagd nach dem besten Outfit zum vorgegebenen Motto gehen, dürfen sich in ihrem Salon umziehen und stylen lassen.
