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Totensonntag

TEngel und Palmwedel: Was sie auf dem Friedhof Himmelpforten bedeuten

Ein Engel mit Rosen schmückt ein Grab in Himmelpforten.

Ein Engel mit Rosen schmückt ein Grab in Himmelpforten. Foto: Klempow

Engel überall und Efeu auf uralten Gräbern - ist doch klar, warum das auf dem Himmelpfortener Friedhof zu sehen ist. Oder nicht? Heidrun Ahrens kann darüber mehr erzählen.

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Von Grit Klempow
Sonntag, 23.11.2025, 13:18 Uhr

Himmelpforten. Viele der Grabstellen sind zum Ewigkeitssonntag, auch Totensonntag genannt, auf dem Himmelpfortener Friedhof frisch geharkt, die Grabsteine glänzen.

Heidrun Ahrens bietet kulturhistorische Führungen über den Friedhof in Himmelpforten an.

Heidrun Ahrens bietet kulturhistorische Führungen über den Friedhof in Himmelpforten an. Foto: Klempow

Heidrun Ahrens hat einen besonderen Blick auf Steine und Grabschmuck. Die pensionierte Lehrerin aus Hemmoor bietet Führungen auf dem kirchlichen Friedhof an. Sie erklärt, was hinter dem scheinbar Selbstverständlichen steckt:

Die Grabsteine: Sie stehen meist aufrecht auf den großen Familiengrabstätten. „Immer nach oben ausgerichtet“, so Ahrens. Gibt es Linien in der individuellen Form, führe der Schwung ebenfalls „Richtung Himmel“. Manche Grabsteine sind in Buchform gefertigt: „Sie stehen für die Bibel oder das Buch des Lebens“, sagt Heidrun Ahrens. Stelen wiederum sind meist in den Proportionen eines Menschen angefertigt. „Ein stilisierter, aufrecht stehender Mensch“, erklärt Ahrens.

Efeu - die pflegeleichte Grabgestaltung anno dazumal.

Efeu - die pflegeleichte Grabgestaltung anno dazumal. Foto: Klempow

In Stein gemeißelte Zeichen

  • Palmwedel: Der griechische Begriff lautet Phoenix - wie der Vogel, der aus seiner eigenen Asche wiedergeboren wird. Der Palmwedel steht damit für die Auferstehung im christlichen Sinn. Abgebildet wird er auf dem Kreuz, das für den Tod steht. Das ist nicht immer so: Heidrun Ahrens ist aufgefallen, dass sowohl in Himmelpforten als auch Hechthausen und auf dem Horstfriedhof in Stade das Kreuz auch über auf dem Palmwedel abgebildet ist. Eine Erklärung hat sie nicht, „vielleicht hat die der Steinmetz“, sagt sie.
  • Betende Hände: Sind erinnern daran, für die Verstorbenen zu beten, so wie im katholischen Glauben die Überlebenden für ihre Toten Messen lesen und beten.
  • Ähre: Ein Zeichen für Fruchtbarkeit, Reichtum und ewiges Leben.
  • Kreuz: Das Symbol für den Tod; ist eine Sonne dahinter zu sehen, steht sie für die Auferstehung, „dafür, ins Licht zu gehen“.
Kreuz über dem Palmwedel - eigentlich müsste der Palmwedel als Symbol der Auferstehung auf dem Kreuz liegen. In Himmelpforten, auf dem Horstfriedhof und in Hechthausen hat Heidrun Ahrens es auch so herum gesehen.

Kreuz über dem Palmwedel - eigentlich müsste der Palmwedel als Symbol der Auferstehung auf dem Kreuz liegen. In Himmelpforten, auf dem Horstfriedhof und in Hechthausen hat Heidrun Ahrens es auch so herum gesehen. Foto: Klempow

Pflanzen:
Friedhöfe wurden nach der Reformation aus der direkten Nähe der Kirchen verlegt, auch, weil Platz gebraucht wurde. „Die Bevölkerungszahl war gestiegen“, nennt Heidrun Ahrens einen Aspekt. „Aber Friedhöfe sollten nach Luther auch ein Ort der Andacht und des Friedens sein.“ Dafür sorgen oft Hecken, die den Friedhof einfrieden.

  • Die Rose: Sie ist das Zeichen der Liebe und oft auf Grabsteinen abgebildet. „Früher hatten die Leute gar nicht genug Geld, um sie zu pflanzen“, sagt Ahrens.
  • Efeu war im alten Ägypten die Pflanze der Freundschaft und der Treue. „Efeu wächst an Totholz hoch und ist damit auch ein Symbol für die Überwindung des Todes.“ Einige der ältesten Himmelpfortener Gräber aus dem 19. Jahrhundert sind von Efeu bedeckt - auch aus pragmatischen Gründen: „Das war früher die Vorstellung von pflegeleichter Grabgestaltung.“
  • Hornveilchen: Es steckt voller Symbolkraft. Fünf Blüten stehen für die Anzahl der Wunden von Jesus am Kreuz. Ihre Dreifarbigkeit steht auch für die Dreifaltigkeit - nur zwei Deutungen, die sich auf die vielfältige Symbolkraft beziehen. „So haben die Menschen früher Pflanzen und Farben eine Bedeutung zugeschrieben.“

Die Rose als Blume der Liebe blüht gleich zweifach auf der Grabstelle. Als steinernes Symbol und als Pflanze.

Die Rose als Blume der Liebe blüht gleich zweifach auf der Grabstelle. Als steinernes Symbol und als Pflanze. Foto: Klempow

Grabgestaltung:

Steine, Pflanzen und Grabschmuck spiegeln den Zeitgeist, zeugen aber dennoch von unbewusster Tradition. Das Bedürfnis von Grabbeigaben oder das Hinterlassen von etwas Persönlichem am Grab „tragen wir in uns“, sagt Ahrens. Neben Herzen sind wieder viele Engel auf dem Friedhof zu sehen. Schlafende, beschützende Engel oder Puttenengel - ein Bild dafür, „die Botschaften, die wir noch haben, was wir noch sagen wollen in den Himmel zu transportieren“.

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