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Tierrettung

TErst kuscheln, dann weg damit: Tierfreunde retten ausgesetzte Katzen

Christine Josten vom Tiergnadenhof Rasselbande mit zwei ausgesetzten Katzen, die in Sandbostel Schutz fanden.

Christine Josten vom Tiergnadenhof Rasselbande mit zwei ausgesetzten Katzen, die in Sandbostel Schutz fanden. Foto: Gromilina, Katarina

Ohne Hilfe haben Haustiere oft keine Chance, in der Natur zu überleben. Trotzdem finden Passanten nicht selten herrenlose Tiere im Wald oder an der Straße. Zuletzt retteten Tierfreunde in der Nähe von Breddorf Katzen, die an der Straße liefen.

Von Katarina Gromilina Donnerstag, 04.04.2024, 08:00 Uhr

Tarmstedt. Es ist leider nicht selten, ein ausgesetztes Tier auf der Straße oder im Wald zu finden. Ob Hunde, Katzen, Kaninchen oder Hähne. Immer wieder finden etwa Spaziergänger auf sich gestellte Tiere. So wie einige Junghähne, die Tierfreunde erst kürzlich nahe Breddorf im Wald fanden. Oder auch Kaninchen, die in Bülstedt im Wald ausgesetzt wurden. Diese Tiere hätten keine Überlebenschance in der freien Natur. Davon ist auch Nina Blome überzeugt.

Tarmstedterin rettet Katzen

Die Tarmstedterin berichtet zudem von einer Katzenfamilie, die vor etwa einem Monat bei Breddorf aufgefunden wurde. Offenbar wurden die Tiere zuvor ausgesetzt. Die umherlaufenden Tiere wurden unmittelbar der Polizei gemeldet und Nina Blome erklärte sich sofort bereit, die Katzen einzufangen.

Die Tarmstedterin engagiert sich für den Verein Katzenhilfe Bremen und hat regelmäßig mit Katzen zu tun, die kein Zuhause haben. Zwei der Katzen aus Breddorf konnten gesichert werden, teilt sie mit und sagt: „Man ist sauer, denn ein Haustier ist kein Wildtier.“

Ihre Verzweiflung verdeutlicht, dass Haustiere aufgrund ihrer Abhängigkeit von Menschen eine gesonderte Behandlung und Fürsorge benötigen. Menschen, die ihre Haustiere aussetzen, würden sich von der Verantwortung drücken. „Zuerst auf der Couch gekuschelt und dann auf sich selbst gestellt“, bringt es die Tarmstedterin auf den Punkt.

Verantwortung und Fürsorge fehlen

Verantwortung und Fürsorge ist es, woran es so manch einem Tierhalter mangelt. Nina Blome kennt viele Fälle, die das deutlich machen. So wie die verletzte Katze, auf die sie im Dezember des vergangenen Jahres stieß. Laut Nina Blome sei das Humpeln der Katze auffällig gewesen. Beim Tierarzt stellte sich dann heraus, dass die Katze eine Schussverletzung hatte, die eine Operation nötig machte. Das Bein konnte aber leider nicht gerettet werden, erzählt die Tarmstedterin. Die Katze wurde beim Ordnungsamt gemeldet und müsste Besitzer haben, sehr wahrscheinlich sogar in Tarmstedt, so Blome und fügt an: „Mit einem angeschossenen Bein konnte sie nicht weit laufen.“ Ein trauriges Beispiel, aber solche Fälle passieren regelmäßig, lässt die Tierfreundin wissen.

Mit Tieren, die keiner mehr haben möchte, kennt sich auch Christine Josten aus. Seit rund 20 Jahren betreibt sie den Tiergnadenhof Rasselbande in Sandbostel.

Verein kümmert sich um verletzte, kranke, alte und ausgesetzte Tiere

Der Verein ist zuständig für Bremervörde, Geestequelle, Gnarrenburg, Selsingen, Sittensen, Tarmstedt und Zeven. Dort werden verletzte, alte, kranke und ausgesetzte Tiere aufgenommen und gepflegt.

Junge und gesunde Tiere sollen dann aber in gute Hände vermittelt werden. Wer Christine Josten auf ihrem Tiergnadenhof besucht, der trifft eine große Fläche mit unterschiedlichen Tieren wie Hühnern, Ziegen, auf ein Schwein und Emus. Es scheint wie eine heile Welt, doch die Schicksale der Tiere haben oft wenig mit heiler Welt zu tun. Es sind Tiere, die nur kurz geliebt, gekuschelt und versorgt wurden. Danach sollten sie weg und einige von ihnen landeten schließlich bei Christine Josten. Die Tierfreundin berichtet über die Arbeit der Menschen dort und das Leid vieler Tiere, die auf dem Tiergnadenhof jetzt gepflegt werden.

Die Tiere leben zusammen in Gruppen, was diesem Ort eine gemütliche und familiäre Atmosphäre verleiht. Über große Räume, in denen alte Hunde Schutz finden, gelangt man in die Abteilung der Katzen und der Kleintiere.

Auf dem Tiergnadenhof finden viele verschiedene Tiere ein neues Zuhause: Hunde, Katzen, Hühner, Meerschweinchen, aber auch exotische Tiere, wie Kamele und Eidechsen.

Behandlung ist Besitzern oft zu teuer

„Sterbende Tiere werden hier einfach vor die Tür gelegt“, sagt Christine Josten. Häufig findet sie bei diesen Tieren einen Zettel mit den Worten, dass das Tier schwer krank oder alt und eine Behandlung vom Besitzer nicht zu leisten sei. Diese Menschen legen das Tier einfach ab, ohne Gebühren zu zahlen.

Es ist oft zu beobachten, dass Tiere, die pflegebedürftig sind, besonders häufig ausgesetzt werden, damit keine Kosten getragen werden müssen, berichtet Josten.

Schwer verletzte Tiere, wie ein Kater, der mit Schrauben im Magen bei ihnen landete, werden vom Verein zu einem Tierarzt gebracht und entsprechend behandelt.

Es werden auch Ziegen auf die Weidefläche ausgesetzt. „Man wacht auf und sieht auf einmal fünf statt vier Ziegen bei sich auf dem Grundstück“, sagt Josten. Für die Tierschützerin und ihr Team ist in solchen Situationen klar: „Es gibt es keine andere Option, als den Tieren zu helfen.“

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