TSo läuft´s mit dem E-Rezept: Was gut funktioniert und wo es noch hakt

Der Stader Daniel Zabel, hier mit seiner Tochter Bea, löst sein E-Rezept bei Apothekerin Katrin Prahl in der Apotheke im Medeum in Stade ein. Foto: Richter
Seit Januar sollen Ärzte ihre Rezepte elektronisch ausstellen. Und wie sind die ersten sechs Wochen mit dem E-Rezept gelaufen? Teils, teils. Apotheker und Ärzte aus dem Kreis Stade berichten von guten Erfahrungen, aber auch von Kinderkrankheiten des Systems.
Stade. Daniel Zabel löst heute das erste E-Rezept seines Lebens ein. Die Apothekerin muss dazu nicht viel erklären. „Einmal die Karte bitte“, sagt Katrin Prahl von der Apotheke im Medeum in Stade. Zabel kann das Medikament sofort mitnehmen. Sein Fazit: „Völlig problemlos.“ Die Apothekerin sagt: „Wenn’s funktioniert, ist es eine gute Sache.“
Doch so gut läuft es nicht immer. „Als Schulnote würde ich sagen: Drei minus“, sagt Dr. Mathias Grau. Der stellvertretende Vorsitzende des Landesapothekerverbands, der die Rats-Apotheke in Horneburg betreibt, ist zwar überzeugt vom E-Rezept an sich. Aber noch laufe es alles andere als rund. „Es sind noch zu viele Kinderkrankheiten im System“, findet auch Dr. Stephan Brune, Kardiologe und Vorsitzender des Bezirksausschusses der Kassenärztlichen Vereinigung.
Von der Praxis in die Cloud geschickt und von der Apotheke abgerufen
Bei Daniel Zabel hat der Arzt in der Praxis das Rezept elektronisch ausgestellt, unterschrieben und in die Cloud des E-Rezeptfachdiensts der Gematik, der nationalen Agentur für digitale Medizin, geschickt. Zabel ist gleich in die Apotheke gegangen, wo das Rezept über seine Gesundheitskarte ausgelesen wurde.
Das geht auch per E-Rezept-App. Wer sie installieren möchte, braucht die Gesundheitskarte und eine PIN seiner Krankenkasse. Die wird per Post zugeschickt. Wer einen Personalausweis mit eID hat, kann das online beantragen, ansonsten muss das persönlich in einer Geschäftsstelle der Krankenkasse erledigt werden. In der App kann direkt bestellt und eine Stammapotheke hinterlegt werden. Ein Medi-Planer erinnert an die rechtzeitige Medikamenteneinnahme.
Daniel Zabel nutzt die App noch nicht. Doch für den 38-Jährigen, der obendrein Informatiker ist, stellen weder E-Rezept noch App ein Problem dar. „Die jüngeren Patienten finden das richtig gut. Ältere tun sich oft schwerer“, sagt Brune. Die Arztpraxis gibt auf Wunsch auch einen Papier-Ausdruck mit QR-Code mit, der in der Apotheke vorgelegt werden kann. Auch den guten, alten rosa Zettel gibt es noch - für die, die mit dem E-Rezept gar nicht klarkommen. Auch Betäubungsmittel oder Medizinprodukte wie Spritzen gibt es noch nicht auf E-Rezept.
Praxis-Systeme funktionieren je nach Anbieter besser oder schlechter
Laut Brune ruckelt es vor allem bei den Praxisverwaltungssystemen noch. Je nach Anbieter funktionieren sie mal besser, mal schlechter. „Was uns massiv ärgert: Es gibt zu wenig Möglichkeiten, das System zu wechseln“, sagt er. Die Krankenkasse entschädige zwar für anfallende Hardware, aber nicht für laufende Kosten. Wenn jemand zur Wartung und Problemklärung kommt, werden laut Brune 200 bis 500 Euro pro Stunde fällig.
In einer aktuellen Umfrage der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg geben 96 Prozent der befragten Praxen an, schon E-Rezepte auszustellen. Rund die Hälfte bemängelt, dass es oft Probleme beim Aufbau einer stabilen Datenverbindung gibt. „Das Abrufen klappt teilweise leider erst mit starker zeitlicher Verzögerung“, berichtet auch Brune.
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Praxen dürfen sich aussuchen, ob sie das Rezept sofort signieren oder bis abends sammeln, um zeitsparend viele auf einmal zu signieren. „Das muss jeder für sich entscheiden. Viele nutzen es“, sagt Brune. Für die Apotheker ist das nicht ideal: „Wenn jemand denkt, das Rezept ist schon da, den Nachbarn zum Abholen schickt und wir ihn wieder wegschicken müssen, ist das blöd“, sagt Mathias Grau. Am besten sei es, die Rezepte gleich fertigzustellen, wenn der Patient noch in der Praxis ist.
In der Regel sind sie auch gleich abrufbereit, berichtet Barbara Scheunert, pharmazeutisch-technische Assistentin in der Apotheke im Medeum. Etwas länger könne es dauern, wenn der Patient in der Praxis anruft und etwas bestellt.
Das E-Rezept gibt’s nur für Kassenpatienten - Private müssen warten
Formfehler beim Ausfüllen des E-Rezepts können in der Apotheke Probleme machen. „Eigentlich hat das Gesundheitsministerium uns einen Referenzvalidator versprochen“, sagt Grau. Dieses Abgleich-Tool sollte ausschließen, dass Rezepte, die nicht den Anforderungen genügen, die Praxen verlassen. Bisher steht es nicht zur Verfügung, doch Grau hofft auf Nachlieferung: „Bei fehlerhaften Formularen kann es sein, dass die Kasse uns die Kosten nicht erstattet.“
Ansonsten sei es gut angelaufen. Für Kunden, die im laufenden Quartal ein Medikament nachbestellen, ist es bequem, nicht in die Praxis laufen zu müssen. Hier haben Kassenpatienten einen Vorteil: Privatpatienten können das E-Rezept noch nicht nutzen. Doch auch für sie ist das in Arbeit.