TEs war ein Wolf: Acht tote und mehrere verletzte Schafe in Butjadingen

Im Bereich Eckwarden und Langwarden hat ein Wolf (Symbolbild) mehrere Schafe gerissen. Foto: Oliver Berg
Butjadingen ist von Wolfsrissen bislang verschont geblieben. Doch nun ist passiert, wovor Schafhalter schon lange große Angst hatten. Ein Wolf hat acht Schafe getötet und weitere verletzt. Christoph Thien, einer der betroffenen Halter, ist geschockt.
Butjadingen. Die große Sorge der Schafhalter in Butjadingen (Landkreis Wesermarsch) ist am vergangenen Wochenende zur blutigen Realität geworden: Im Bereich Langwarden und Eckwarden sind mehrere Schafe getötet worden. Die Landwirtschaftskammer in Oldenburg bestätigt auf Nachfrage der Kreiszeitung: Es handelt sich um Wolfsrisse.
Christoph Thien ist Hobby-Schäfer. Er hält rund 50 Schafe auf Weiden im Bereich Eckwarderhörne. Der 39-jährige gelernte Tierpfleger arbeitet für einen landwirtschaftlichen Betrieb in Butjadingen. Als Christoph Thien früh am Samstagmorgen zur Arbeit fuhr, machte dort die Nachricht die Runde, dass in Butjadingen Schafe gerissen worden seien.
„Ein Unbehagen hat man als Schafhalter ja schon lange. Als ich von den Rissen hörte, dachte ich, Mensch, der Wolf kommt immer näher“, berichtete Christoph Thien am Montag. Verbunden waren diese Gedanken mit der großen Sorge, dass auch Schafe aus seiner Herde getötet worden sein könnten.
Schrecklicher Verdacht wird zur Gewissheit
Als der 39-Jährige seine Arbeit beendet hatte, fuhr er umgehend nach Hause, um nach seinen Tieren zu sehen. Das Erste, was ihm auffiel, waren Büschel von Wolle, die an einem zu seiner Weide führenden Weg lagen. Als Zweites sah er Krähen, die sich offenbar über eine Beute hermachten. „Da wusste ich, es stimmt etwas nicht“, sagt Christoph Thien. Und schließlich wurde der schreckliche Verdacht zur Gewissheit.
Diskussionsrunde
T Kampf um die Weide: Tierfreunde suchen nach Antworten auf Wolfsangriffe
Hahnöfersand
T Erstmals Wolfs-Attacke im Alten Land: Schafe getötet
Der Butjadinger fand auf der nicht weit von einer Ferienhaussiedlung in Eckwarderhörne gelegenen Weide zwei verletzte und zwei tote Schafe. Eines der toten Tiere wies große Wunden im Bereich der Hinterläufe und des Brustkorbs auf. Der Wolf muss, so vermutet Christoph Thien, in der Nacht zu Sonnabend über die Tiere hergefallen sein.
Tote und verletzte Schafe auch in Langwarden
Bereits am Freitag hatte es Risse im Bereich Langwarden mit drei toten und vier verletzten Schafen gegeben. Ebenfalls in Langwarden kam es am Sonnabend zu weiteren Übergriffen eines Wolfs. Drei Tiere starben dabei.
Ein Wolfexperte der Landwirtschaftskammer Niedersachsen in Oldenburg, den die betroffenen Schafhalter sofort informiert hatten, hat vor Ort die verletzten und getöteten Tiere begutachtet. Während es in Butjadingen zunächst die Vermutung gab, dass auch ein Hund die Tiere gerissen haben könnte, steht nach der Begutachtung der Bisswunden durch den Fachmann nun fest, dass ein Wolf der Verursacher ist. Das bestätigt auf Nachfrage unserer Redaktion Wolfgang Ehrecke, Pressesprecher der Landwirtschaftskammer.
Rissbegutachter nimmt DNA-Proben
Nach seiner Auskunft hat der Rissbegutachter DNA-Proben von den Wunden der Schafe genommen. Diese Proben gehen ans Wolfsbüro, das beim Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) angesiedelt ist. Dort werde nun über die Verwendung der DNA-Proben entschieden, teilt Wolfgang Ehrecke mit. Sollten die Proben analysiert werden, ließe sich herausfinden, ob es sich um einen Wolf oder sogar um mehrere Wölfe handelt, der oder die als Verursacher für die gerissenen Schafe infrage kommen.
Ein weiterer Vorfall wurde am Sonntag aus Eckfleth in der südlichen Wesermarsch gemeldet. Dort hat ein Wolf drei Schafe getötet und vier weitere verletzt. Ob es sich um den gleichen Wolf wie in Butjadingen handelt, darüber könnte die Analyse der DNA-Proben ebenfalls Aufschluss geben.
Geschockter Halter fragt sich: Wie soll es nun weitergehen?
Unterdessen fragt sich Christoph Thien, wie es nun weitergehen soll. Traurig und geschockt sei er, sagt der Butjadinger. Er hat am Samstag umgehend zusammen mit einem Tierarzt seine verletzten Tiere versorgt und alle anderen Schafe in den Stall geholt. „Das kann aber kein Dauerzustand sein“, sagt der 39-Jährige, „Schafe gehören nach draußen.“ Sie dauerhaft im Stall zu halten, das sei nicht konform mit den Tierwohlbestimmungen.
Draußen auf der Weide sind die Schafe aber offenbar nicht mehr sicher. Und Wolfszäune, davon ist Christoph Thien überzeugt, stellen für Butjadingen keine Lösung dar. „Ich bin Idealist“, sagt der Schafhalter, „aber man ist jetzt natürlich ständig beunruhigt.“ Nach den Vorfällen des vergangenen Wochenendes denkt der Butjadinger bereits darüber nach, seine Herde abzugeben. So schwer ihm das auch fallen würde.
Wolfsrisse wurden in der Vergangenheit auch bereits in den Gemeinden Stadland und Ovelgönne nachgewiesen. Butjadingen war bislang jedoch verschont geblieben.
Wolfsriss im Alten Land vor wenigen Tagen
Erst vor wenigen schlug der Wolf zuletzt im Landkreis Stade zu: Auf Hahnöfersand sind zwei Schafe gerissen worden, acht weitere Tiere sind teils schwer verletzt worden. Zum ersten Mal schlug ein Wolf damit im Alten Land zu.
Das Besondere an der Wolfsattacke: Die Schafe waren wie vorgeschrieben geschützt. Die 250 Tiere starke Herde war auf dem Deich-Gelände von einem mobilen Flechtzaun mit einer Höhe von 1,06 Metern umgeben. Dieser führt Strom von bis zu 3000 Volt. Beide Voraussetzungen für einen angeblich wolfssicheren Zaun wurden laut Oberdeichrichter Wilhelm Ulferts am Sonnabend vom Wolfsberater geprüft und bestätigt.