TEx-Gastwirt Bernd Staats bekommt Oederqarter Bürgerpreis

Bürgerpreisträger Bernd Staats hat keine Zeit für den Ruhestand. Es ist zu viel zu tun. Ehrenamtlich, versteht sich. Aktuell ist die Dorfchronik dran. Foto: Knappe
Jahrzehntelang stand er hinter dem einzigen Gaststättentresen in Oederquart. Bernd Staats, der sich in vielerlei Weise fürs Dorf engagiert, erhielt den Bürgerpreis 2025.
Oederquart. Alle zwei Jahre vergibt die Gemeinde Oederquart diesen Preis an Menschen, die sich in besonderer Weise für das Gemeinwohl in ihrem Ort einsetzen. Bernd Staats winkt ab: Er sei nie ein Alleinkämpfer gewesen und nehme deshalb den Preis stellvertretend für alle seine Mitstreiter in Vereinen, Feuerwehr und Initiativen entgegen, mit denen er sich zusammen engagiert habe, betont der 73-Jährige.
Der Ex-Gastronom, der früher selber gerne kickte, ist seit mehr als 50 Jahren Mitglied im MTSV Oederquart, war von 1988 bis 2008 Vorsitzender, seitdem Ehrenvorsitzender. Seit 1970 ist Staats in der Ortsfeuerwehr, von 1977 bis 1995 rückte er als stellvertretender Ortsbrandmeister aus. Jahrelang war er stellvertretender Vorsitzender des Touristikvereins Kehdingen und zudem aktiv im Wahlehrenamt.
Immer am Tresen und auf dem Laufenden
Auch wenn er sich mit vielen anderen Bürgern über zehn Jahre hinweg aktiv am Dorfentwicklungsprozess beteiligte - in die Kommunalpolitik hat es Bernd Staats nie gezogen. Als Gastwirt sei das heikel, die meisten Wirte hielten sich aus der Parteipolitik heraus, sagt Staats. Gut informiert über die Entwicklungen im Ort war er immer, schließlich fanden Versammlungen und Zusammenkünfte in der Regel in „Witt’s Gasthof Zur Post“ statt.
Bernd Staats erinnert sich an viele hitzige Debatten über Windkraft, die seinerzeit im Gasthof geführt wurden - Oederquart machte sich einst in der Region einen Namen als Windenergie-Pionier.
Und am Tresen wurde natürlich immer geschnackt. „Vielleicht habe ich in Tresengesprächen auch mal meine Meinung gesagt. Und vielleicht ist da auch mal was umgesetzt worden“, räumt Bernd Staats ein. So war ihm im Jahr 2006 die Realisierung der Idee „Ein Dorf stellt sich vor“ zu verdanken: Alle Vereine und Initiativen stellten sich mit Veranstaltungen vor.
Bernd Staats fürchtet um Oederquarts Zukunft
Zwar sollen im Ort demnächst noch Baugrundstücke erschlossen werden, dennoch fürchtet der 73-Jährige den Einwohnerschwund und den Bedeutungsverlust des 1000-Seelen-Ortes. „Wichtig für Oederquart wäre der Erhalt der Schule gewesen“, bedauert Staats. Auch seine beiden Söhne Uwe und Marc und zwei seiner vier Enkel haben die Grundschule hier noch besucht.
Es gebe kaum noch Läden vor Ort. Viele Junge zögen weg und der Arbeit hinterher. „Und viele Alte sterben weg.“ Zwar kämen auch einige Auswärtige neu hinzu. „Aber nicht alle engagieren sich auch fürs dörfliche Leben, natürlich gibt es hier auch Ausnahmen“, sagt Staats.
Bernd Staats ist Oederquarter mit Leib und Seele. Geboren wurde er aber 1951 einen Ort weiter, in Krummendeich. 1962 bauten die Eltern in Oederquart, seitdem lebt er hier, besuchte hier die Schule, machte eine Lehre als Kfz-Mechaniker bei Gätcke & Behrens.
1972, nach einem Feuerwehrdienst, lernte Bernd Staats seine Herzdame kennen - Hotelfachfrau Annegret Witt aus Oederquart, die zu der Zeit am Tegernsee arbeitete und in der Heimat Urlaub machte. 1972 heirateten die beiden. Die Schwiegereltern führten „Witt’s Gasthof Zur Post“. „Es gab keinen Nachfolger und mein Schwiegervater war krank. So haben wir entschieden, dass wir übernehmen“, erzählt Staats. Er war zwar Quereinsteiger in der Gastronomie - „aber ich hatte Lust dazu. Wir hatten guten Zulauf und einen guten Start.“
Das junge Paar zog zunächst ins Gästehaus, 1979 erfolgte der Umzug ins Hauptgebäude, in den einstigen Tanzsaal im Obergeschoss, der inzwischen zur Wohnung umgebaut worden war. Ringsum starben die Gasthäuser. „Um die Jahrtausendwende herum waren wir die einzige Gaststätte im Ort. Früher gab es in Oederquart und umzu 13 Gaststätten. Das hatte mein Schwiegervater mal recherchiert“, erzählt Staats.
Dorfchronik entpuppt sich als Großprojekt
2007 übergaben die Eheleute den Gasthof an Sohn Uwe. Nach wie vor unterstützt Bernd Staats - „aber nur auf Abruf, mehr im Büro“. Einmal wöchentlich geht er ins Fitnessstudio, im Sommer fährt er Rad. Ansonsten hält ihn sein aktuelles Projekt auf Trab: Gemeinsam mit seinen Mitstreitern Marga Cochu, Hans-Heinrich Janßen und Heinrich Kühlcke-Schmoldt arbeitet er an einer umfangreichen neuen Dorfchronik ab dem Zweiten Weltkrieg, das Material wird immer mehr. Wenn alles gut läuft, könnte sie Ende des Jahres fertig werden.
„Wir sind gespannt auf das Ergebnis der Dorfchronik und freuen uns auf weitere kreative Ideen unseres Bürgerpreisträgers. Rat und Verwaltung der Gemeinde Oederquart danken Bernd Staats ganz herzlich für seinen großartigen Einsatz für die Gemeinschaft“, so Gemeindedirektorin Erika Hatecke.
Was Staats sich für Oederquart wünscht? „Dass Radwege saniert und gebaut werden, die Wege sind teils nicht mehr befahrbar. Und ich wünsche mir, dass der Zusammenhalt und die Nachbarschaft im Dorf auch künftig so gut funktionieren.“

Beim Neujahrsempfang der Kirchengemeinden Oederquart und Hamelwörden wurde Bernd Staats (Mitte) mit dem Bürgerpreis der Gemeinde Oederquart ausgezeichnet. Ehrenbürgermeister und Laudator Hans-Heinrich Janßen (links) und Bürgermeister Stefan Raap gratulierten.