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Nachbarkreise

TExtremwandern: Stefanie Lüdke macht im Kreis Rotenburg Kilometer

Auf ihren Wanderungen braucht Stefanie Lüdke nicht viel, nur Wasser, ein paar Nüsse und Apfelspalten. Alles findet im kleinen Laufrucksack Platz.

Auf ihren Wanderungen braucht Stefanie Lüdke nicht viel, nur Wasser, ein paar Nüsse und Apfelspalten. Alles findet im kleinen Laufrucksack Platz. Foto: Gefken/Kreiszeitung

Während andere nach zehn Kilometern aufgeben, ist Stefanie Lüdke noch voller Energie: Die Bremerhavenerin bewältigt eine Marathonstrecke nach der anderen und schreibt so Geschichte im Kreis Rotenburg.

Von Lucia Gefken Samstag, 26.04.2025, 13:00 Uhr

Landkreis Rotenburg. Einige Wanderer sind nach zehn Kilometern bereits erschöpft. Für Stefanie Lüdke aus Bremerhaven scheint das erst die Aufwärmphase zu sein. Sie geht weiter. Viel weiter. Auch auf den Nordpfaden im Landkreis Rotenburg, wo sie kurzerhand mehrere Wanderwege miteinander verbindet, um ihren sportlichen Anforderungen gerecht zu werden. Nicht selten läuft sie über 50 Kilometer pro Tour. Am Ende braucht sie lediglich zehn Tage, um alle 24 Nordpfade abzuwandern und damit Einzug in die Hall of Nordpfade zu halten. Eine Leistung, die selbst Udo Fischer vom Touristikverband Rotenburg schwer beeindruckt.

Aber was treibt sie an? Und hat sie die hiesige Wanderregion unter diesen Umständen überhaupt genießen können? „Die Wümmeniederung im Sommer war sehr schön, die flache Landschaft in Verbindung mit dem Wasser, das war schon ein Highlight. Aber auch die Mühle in Sittensen oder die Vareler Heide hatten ihren Reiz“, blickt die 42-Jährige auf ihre persönlichen Wanderweg-Lieblinge im Landkreis Rotenburg zurück. Dass sie den längsten Nordpfad Wümmeniederung, immerhin über 32 Kilometer lang, mit dem über 20 Kilometer langen Nordpfad Rotenburger Wasserreich kombiniert und am Ende des Tages eine Strecke von 55 Kilometern auf der Uhr hat, scheint für sie keine Besonderheit zu sein. Im Gegenteil: Sie ist wesentlich längere Wanderungen gewohnt.

Wanderung über Nordpfade als Training für andere Extremmärsche genutzt

„Ich habe die Nordpfade teilweise auch als Training für andere Extremmärsche genutzt“, erklärt die passionierte Wanderin, die aufgrund von Rücken- und Knieproblemen 2016 mit Nordic Walking startet und darüber schnell zum Extremwandern kommt. Seit 2017 läuft sie regelmäßig 100 Kilometer und mehr – am Stück. Am 11. Dezember 2022 schreibt sie auf ihrem Facebook-Account: „Zwei auf einen Streich! Gestern zwei von 24 Nordpfaden gewandert. Es war sehr kalt, aber das Wetter war sonst gut. Die Nordpfade sind eine gute Möglichkeit, die Natur zwischen Hamburg und Bremen zu erkunden“.

Die aufgezeichnete Strecke misst 35 Kilometer. Lüdke startet auf den Nordpfaden Hinzel und Hölzerbruch-Malse und verbindet beide Rundwanderwege zu Fuß miteinander. Für die gesamte Strecke benötigt sie knapp sechs Stunden.

Auf ihren Wanderungen braucht Stefanie Lüdke nicht viel, nur Wasser, ein paar Nüsse und Apfelspalten. Alles findet im kleinen Laufrucksack Platz.

Auf ihren Wanderungen braucht Stefanie Lüdke nicht viel, nur Wasser, ein paar Nüsse und Apfelspalten. Alles findet im kleinen Laufrucksack Platz. Foto: Gefken/Kreiszeitung

Am 3. Januar 2023 folgen weitere Nordpfade, unter anderem Kempowskis Idylle, die Gesamtstrecke des Tages liegt bei über 60 Kilometern in elf Stunden. Aufgrund der kurzen Wintertage läuft Lüdke an diesem Tag mit Stirnlampe durch die dunklen Wälder, eine Freundin begleitet sie. Doch auf den meisten Touren wandert sie alleine und mit leichtem Gepäck. Auf dem Rücken trägt sie einen kleinen Laufrucksack, als Wegverpflegung habe sie in der Regel Wasser, Nüsse und Apfelspalten dabei. In Ruhe irgendwo einkehren oder längere Pausenzeiten gebe es bei ihr nicht. Auch nicht bei ihrer längsten Nordpfade-Tour, die am Ende eine Strecke von über 63 Kilometern misst und von Lüdke in nur 10,5 Stunden bewältigt wird.

Eine grandiose Leistung, keine Frage. Aber tut das nicht weh? „Die Beine waren schon etwas müde, aber Schmerzen hatte ich nicht“, lautet die Antwort. Und so setzt sich die ambitionierte Wanderin nach jeder Tour in ihr Auto und fährt zurück nach Bremerhaven, um am nächsten Tag wieder bei ihrer Arbeit als Aufmaßtechnikerin aufzuschlagen. „Ich hab aber ein Automatikauto“, schiebt sie hinterher und lacht.

„Die Anfahrt muss sich schließlich lohnen“

Die Fahrzeit von über eine Stunde ist auch die Begründung für die langen Touren: „Die Anfahrt muss sich schließlich lohnen.“ Und so fährt sie zwischen 2022 und 2024 insgesamt zehnmal durch den Landkreis Rotenburg, um alle 24 Rundwanderwege abzuwandern. „Die Nordpfade gaben mir den Anreiz, das Vorhaben durchzuziehen. Mir ging es nicht darum, einen Rekord aufzustellen, mir ging es darum, alle 24 Nordpfade zu laufen.“ Laut Udo Fischer vom Touristikverband Rotenburg sei die gelernte Maler- und Lackiererin die erste Person, die die Nordpfade nachweislich in solch einer kurzen Zeit geschafft hätte, ein anderer Wanderer aus Bad Zwischenahn habe vor ihr elf Tage gebraucht.

Die weiteste Strecke: 63 Kilometer legt Stefanie Lüdke auf ihrer längsten Nordpfade-Tour zurück und verbindet gleich mehrere Wanderwege miteinander.

Die weiteste Strecke: 63 Kilometer legt Stefanie Lüdke auf ihrer längsten Nordpfade-Tour zurück und verbindet gleich mehrere Wanderwege miteinander. Foto: Gefken/Kreiszeitung

Zwischen den Nordpfaden besucht sie andere Wanderwege, nimmt am Megamarsch teil, läuft 100 Kilometer in 24 Stunden und besucht den Kölnpfad, legt hier insgesamt 171 Kilometer in 48 Stunden zurück. Aber wie reagieren Freunde und Familie auf solch extreme Wanderbegeisterung? „Sie wissen, ganz normal ist es nicht. Sie finden es aber gut.“ Auch Lüdke selbst weiß, dass ihr Hobby nicht jedermanns Sache wäre. „Aber ich brauche immer Ziele, um darauf hinzuarbeiten.“ Als Nächstes steht eine neue sportliche Herausforderung an: Die Wanderin schnürt seit dem vergangenen Jahr auch regelmäßig ihre Laufschuhe und möchte in diesem Jahr zum ersten Mal einen Marathon laufen. Die Nordpfade will sie auf jeden Fall nochmal besuchen, ob laufend oder wandernd, kann sie aber noch nicht genau sagen. (rk/mar)

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