TFDP-Kandidat Wichert: Zwischen Politik und Schalke-Leidenschaft

FDP-Bundestagskandidat Günter Wichert vor der Gorch-Fock-Grundschule in Cuxhaven. Die Zukunft der Schule ist für Wichert ein wichtiges Anliegen. Foto: Kul
Günter Wichert tritt im Wahlkreis 29 für die FDP an. Seine Chancen schätzt er als nicht sehr hoch ein, stellt sich aber trotzdem zur Wahl.
Landkreis. Günter Wichert tritt im Wahlkreis Cuxhaven-Stade II für die FDP an. Über seinen Einzug in den Bundestag macht sich der 58-Jährige keine Illusionen - es sei denn, es passiert ein Wunder. Sein Name wird auf der Landesliste der Freien Demokraten auf Platz 13 geführt. Damit er den Sprung in den Bundestag schafft, müsste die FDP um die 18 Prozent der Stimmen bekommen. Wichert trat auch bei der Bundestagswahl 2021 an und holte für seine Partei 6,89 Prozent.
Warum stellt er sich dann zur Wahl? „Ich mache das für die Partei und für das Land“, sagt er. Nach dem alten Wahlrecht hätten schon zwölf Prozent ausgereicht. Dennoch findet er die Wahlrechtsreform und die Verkleinerung des Bundestags gut, auch wenn sich das auf die Zahl der Sitze der FDP im Bundestag negativ auswirkt. Da zeigt sich der Freie Demokrat in ihm, der eine Aufblähung des Staates nicht gutheißt.
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Liberal auch in der Kindererziehung
Günter Wichert ist Unternehmer in Cuxhaven. Er führt eine Veranstaltungsagentur. Neben ihm sind in dieser noch drei Aushilfen beschäftigt. Er organisiert unter anderem den Blumenmarkt in Cuxhaven, das Sahlenburger Dorffest oder andere Veranstaltungen für Privatfirmen. Auf die Frage, was seine Stärken sind, antwortet er: „Ich bin seit 30 Jahren Unternehmer. Ich sehe nie die Risiken, sondern die Chancen.“
In die FDP trat Günter Wichert vor 18 Jahren ein. „Wir sind die Partei der Freiheit. Wir schreiben Eigenverantwortung groß und rufen nicht immer nach dem Staat“, sagt er. Diese liberale Haltung zeige sich auch bei der Kindererziehung. „Ich sage den Kindern immer, klettert so hoch wie möglich - das sieht meine Frau natürlich anders.“ Es gehe eben um Haltung, um die Frage, wo jemand steht.
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Dabei stammt Günter Wichert nicht aus einem Elternhaus, das zum typischen FDP-Milieu zählt. Er wird 1966 in Recklinghausen im Ruhrgebiet geboren. Sein Vater ist damals Steiger im Steinkohlebergbau, seine Mutter Hausfrau. 1986 erlangt er in Herten die Fachoberschulreife, lernt danach Industriemechaniker. Die Liebe führte ihn vor 15 Jahren nach Cuxhaven. Heute hat er drei Kinder von 23, 13 und 9 Jahren.
Aus Überzeugung unverheiratet
Mit seiner Frau lebt er ohne den Trauschein - und das aus Überzeugung. „Ich halte nichts von der Ehe“, stellt er fest. „Wir sind so glücklich.“ Seine Frau, die aus Thüringen ist, sehe das genauso. Und woher kommt die Überzeugung? „Ich habe so viele Ehen scheitern sehen in meinem Umfeld. Würden Sie über die Autobahn laufen, wenn Sie sehen, wo jeder Zweite überfahren wird?“
Für die Region hat Günter Wichert zwei wichtige Anliegen. Das ist einmal die A20. „Die A20 muss weitergebaut werden. Das ist das Wichtigste für die Region“, findet er. Dafür möchte er alles tun. Das Zweite ist die Schulpolitik. Die Gorch-Fock-Schule in Cuxhaven ist in seinen Augen die größte Problemschule landesweit. Er möchte, dass das alte Schulgebäude zurückgekauft wird. Das soll durch ein Bürgerbegehren erreicht werden. In zwei Monaten sollen dafür Unterschriften gesammelt werden.
Auch wenn Günter Wichert hier fest verwurzelt ist, den Kontakt in die alte Heimat hat er nicht verloren. Dafür sorgt seine Leidenschaft für den FC Schalke 04. Er ist Mitglied im Verein, seit 24 Jahren besitzt er eine Dauerkarte. Mittlerweile nutze sein Sohn die Karte, was ihm recht ist: „Man achtet darauf, dass die Kinder Schalker werden.“