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Gewalt

T„Fackeln dir deine Praxis ab“: Ärzte über schockierende Vorfälle

Patienten in einem Wartezimmer. Die KV Bremen fordert besseren gesetzlichen Schutz für medizinisches Fachpersonal vor Übergriffen.

Patienten in einem Wartezimmer. Die KV Bremen fordert besseren gesetzlichen Schutz für medizinisches Fachpersonal vor Übergriffen. Foto: Daniel Karmann/dpa

Die Kassenärzte in Bremen schlagen Alarm. Betroffene erzählen von ihren schlimmsten Bedrohungen im Praxisalltag. Sie fordern mehr Schutz.

Von Redaktion Montag, 05.08.2024, 07:20 Uhr

Bremen. In den vergangenen Jahren haben die Anfeindungen, Beleidigungen und Gewaltakte nicht nur gegen Rettungskräfte und Polizisten besorgniserregend zugenommen, sondern auch gegen Ärzte, Psychotherapeuten und Praxismitarbeiter. Das schreibt die KV Bremen in einer Pressemitteilung. Dies belege auch eine Umfrage der KV Bremen unter ihren Mitgliedern und Medizinischen Fachangestellten. Etliche Erfahrungsberichte zeigten demnach, dass das Ausmaß an Enthemmung und verbaler sowie körperlicher Gewalt ein noch nie dagewesenes Ausmaß angenommen habe.

Dazu erklären die Vorstände der KV Bremen Dr. Bernhard Rochell und Peter Kurt Josenhans: „Wir sind bestürzt, dass die Praxen bei der jetzt geplanten Verschärfung im Strafgesetzbuch nicht berücksichtigt werden. Wir fordern Bundesjustizminister Marco Buschmann auf, Ärzte, Psychotherapeuten und ihre Mitarbeiter explizit in den Gesetzesentwurf aufzunehmen und ihnen ebenfalls strafrechtlichen Schutz bei der Ausübung ihrer Tätigkeit zukommen zu lassen.“

KV Bremen: „Wir sehen einen besorgniserregenden Trend“

Die KV Bremen warnt davor, dass diese Entwicklung nicht nur die Sicherheit der Mediziner und Praxisangestellten gefährdet, sondern auch den Fachkräftemangel verschärft. Der Ärztemangel ist in aller Munde. Aber auch viele Medizinische Fachangestellte verlassen ihren Beruf. „Wir sehen einen besorgniserregenden Trend: Unsere Praxen verlieren wertvolles Personal, weil sich die Arbeitsbedingungen verschlechtern“, so die Vorstände der KV Bremen. „Jeder Übergriff auf unser medizinisches Personal ist ein Angriff auf die Gesundheitsversorgung insgesamt. Wir müssen klare Zeichen setzen und unsere Praxen zu sicheren Orten machen.“

Betroffene schildern ihre Erfahrungen

Die KV Bremen hat niedergelassene Ärzte und Psychotherapeuten sowie ihre Praxismitarbeiter um Erlebnisberichte im Zusammenhang mit Gewalterfahrungen gebeten. Hier Auszüge aus einigen Zuschriften:

• […] Völlig unvermittelt stürmte mir der angeblich gehbehinderte Patient (ohne seinen Gehwagen) nach und baute sich wenige Zentimeter mit erhobenen und geballten Fäusten vor mir auf. Ich forderte ihn auf, zurückzutreten und umgehend die Praxis zu verlassen. Erst als ich mit der Polizei drohte, trat er zurück und sagte laut hörbar: „Ich habe Freunde bei der Russenmafia, die fackeln dir deine Praxis ab“.

• Meine Medizinische Fachangestellte am Empfang bat einen Patienten wegen einer gesperrten Krankenversicherungskarte eine Ersatzbescheinigung zu besorgen. Daraufhin wurde der Patient laut, sodass ich aus meinem Sprechzimmer dazu kam. Der Patient drohte, er könne meiner Mitarbeiterin „eins auf die Schnauze hauen“. Daraufhin verwies ich den schreienden Patienten der Praxis. Er beschimpfte mich daraufhin mit „Du Fotze, du Hure“ und schlug weiter von außen an die Fensterscheiben […]

• Tatsächlich wurde ich (MFA) mal an der Anmeldung bedroht. Ein Grund von vielen, warum ich der Praxis den Rücken gekehrt habe.

• […] Die Mutter rastete aus, beschimpfte mich mit den Worten: „Ich werde dich totmachen“, spuckte und kniff, sodass ich blaue Flecken bekam.

• Die Coronazeit war das Schlimmste, was ich in 30 Jahren im MFA-Job erlebt habe! Mittlerweile arbeite ich nicht mehr als MFA in einer Praxis. Beschimpfungen, ständiges Motzen, Beleidigungen und Drohungen waren an der Tagesordnung. (pm/skw)

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