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Erst danach ins Auto

TFahrschule übt Autofahrt am Simulator – Spielerei oder Super-Tool?

In der Fahrschule "Markus und Michi" von Markus Huck (rechts) bereitet ein Simulator die Schüler auf die Fahrt auf der Straße vor.

In der Fahrschule "Markus und Michi" von Markus Huck (rechts) bereitet ein Simulator die Schüler auf die Fahrt auf der Straße vor. Foto: Schweers

Eine Nordenhamer Fahrschule nutzt einen Fahrsimulator, um ihre Schüler auf den Verkehr vorzubereiten. Anfänger bauen mit dem Gerät ihre Unsicherheit ab.

Von Diana Schweers Sonntag, 23.03.2025, 09:00 Uhr

Nordenham.

Vor etwa 10 Jahren entdeckten Markus Huck und Michael Pape auf einer Messe einen Simulator für Autofahrten. Neugierig machten sie eine Probefahrt - und entschieden sich für den Kauf. Seitdem steht ein Modell der Marke Vogel in der Fahrschule „Markus und Michi“ an der Hafenstraße in Nordenham.

Auf den ersten Blick sieht das Gerät wie ein handelsüblicher Computer mit Autositz aus. Vor dem Fahrer befinden sich drei Bildschirme, auf denen eine Landstraße zu sehen ist. Mit der Bewegung des in die Anlage integrierten Lenkrades steuert der Fahrschüler das Auto. Vor ihm ist das gesamte Armaturenbrett zu sehen. Drei Monitore simulieren die Sicht aus einem Wagen. Zusätzlich sind Gurt, Knöpfe, Blinker, Schaltknüppel und drei Pedale verbaut.

Simulator nimmt die Angst vor der Straße

Welche Vorteile bringt der Simulator? Fahrschüler schaffen es schließlich auch mit traditionellen Fahrstunden, den Führerschein zu machen. Außerdem nimmt das Gefährt viel Platz ein und kostet schlappe 25.000 Euro. Dazu kommen laufende Kosten für Strom, Pflege und Instandhaltung.

„Es gibt Fahrschüler, die haben Angst davor, etwas kaputtzumachen oder jemanden zu verletzen. Sie kennen die Handgriffe im Auto noch nicht. Andere überschätzen sich selbst. Sie glauben, fahren zu können, weil sie einmal mit Papas Auto über den Hof gedüst sind. In beiden Fällen hilft uns der Simulator“, erklärt Markus Huck.

Wurde das Fahren auf diese Weise geübt, können sich die Schüler besser auf das Wesentliche, konzentrieren, die Straße. Sie müssen nicht erst auf Parkplätzen wertvolle Zeit vergeuden und können direkt am Verkehr teilnehmen.

Fahrschüler können in Ruhe das Lenken, Schalten und Abbiegen üben. Der Simulator gibt gesprochene Anweisungen, genau wie es der Fahrlehrer machen würde. Zwölf der am meisten vertretenen Sprachen werden unterstützt. Dazu gehören Portugiesisch, Türkisch und Russisch.

Die Fähigkeiten und Fortschritte des Schülers werden vom System dokumentiert und neutral bewertet. Angefangen wird mit einfachen Übungen, wie das Schalten auf der geraden Strecke. Danach nimmt der Fahrschüler am virtuellen Stadtverkehr teil und muss Ampeln und Schilder beachten, Aufgaben werden komplexer. Bei Unfällen quietschen die Reifen. Neuere Modelle überraschen ihren Fahrschüler mit dem Rütteln des Sitzes.

Fahrschüler berichtet von seiner Erfahrung

Es gibt Dinge, die im Simulator nicht so gut geübt werden können. Länge und Breite eines Fahrzeuges lassen sich schwer einschätzen. Einparken und Rückwärtsfahren sind schlechter nachvollziehbar. Gefahrenbremsungen werden erst im richtigen Auto geübt, denn die Schüler sollen die Gurte fühlen, in die sich der Körper hineinpresst.

Lernmodule umfassen beispielsweise das Anfahren, sowie das Lenk- und Schaltverhalten. Schafft es der Fahrer zeitig in den passenden Gang zu wechseln, ergibt die Auswertung ein hohes prozentuales Ergebnis. Der Schüler darf die nächste Übung beginnen. Drei Stunden im Simulator à 90 Minuten sind verpflichtend.

Philipp Ramadani hat bereits fünf Fahrstunden in dem Simulator absolviert. Er macht den Führerschein der Klasse B, weil er das Fahrradfahren im Regen satt ist. „Ich möchte entscheiden, wann und wohin ich fahre, ohne auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen zu sein. In meiner ersten Stunde im Simulator war ich nervös, aber im Auto hätte ich mehr Angst gehabt“, schätzt er sich ein. Markus Huck bereut bis heute diese Investition nicht.

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