TFestung Grauerort: Warum die Sanierung hunderttausende Euro kostet

Kurt von Schassen (links) und Meinolf Kleinschnittger vom Verein Festung Grauerort begutachten das Gemäuer der Galerie. Foto: Bisping
Es ist feucht, tropft und schimmelt: Seit Jahren setzt sich der Verein Festung Grauerort dafür ein, die Anlage in Schuss zu halten. Die Instandhaltung kostet. Zwar bekommt der Verein viele tausend Euro Fördergelder - doch dabei gibt es einige Haken.
Stade. Im vergangenen Jahr besuchten 20.000 Menschen die nahe der Elbe gelegene Festung Grauerort in Abbenfleth. Sie kamen zu Veranstaltungen, zu Märkten, zum Kaffeestopp oder zu privaten Feiern. Für einen reibungslosen Ablauf sorgt der Vorstand des Vereins Festung Grauerort und seine ehrenamtlich Engagierten. Doch jetzt halten ihn geplante Baumaßnahmen in Atem, für die er selbst schon tief in die Tasche gegriffen hat.
Pro Monat muss der Verein circa 6000 Euro erwirtschaften, um alles am Laufen zu halten. „Da müssen reichlich Kuchen und Würstchen über den Tresen gehen“, sagt Kurt von Schassen. Er ist im Verein für Veranstaltungen, Märkte und Buchungen verantwortlich.
Pro Jahr bis zu 8000 Stunden ehrenamtliche Arbeit
Ebenfalls stark eingebunden: der stellvertretende Vorsitzende Meinolf Kleinschnittger. Er kümmert sich um die Instandhaltung der Anlage und ist quasi vom Fach, hat lange in der Bauplanung der Dow gearbeitet. Gemeinsam mit ihrem engagierten Team kommen sie im Jahr auf 7000 bis 8000 Stunden ehrenamtliche Arbeitszeit. „Eigentlich ein Fulltimejob“, sagen sie.

Die Festung Grauerort, noch im Winterschlaf. Foto: Bisping
Was die beiden Vorstandsmitglieder derzeit umtreibt, ist die Planung der ausstehenden Baumaßnahmen. Insgesamt drei Bauabschnitte waren vorgesehen: im ersten die Sanierung des Daches und im zweiten die der sanitären Anlagen. Beide wurden umgesetzt: die Sanierung der Dachfläche für circa 900.000 Euro, die des Sanitärbereichs für gut 300.000 Euro.
Den dritten Bauabschnitt will der Vorstand jetzt anders durchführen als geplant. Die neue Strategie: abspecken, den zeitlichen Druck rausnehmen und erneut prüfen. Ursprünglich sollten geballt eine Aussichtsterrasse, eine Aufzugsanlage für Barrierefreiheit mit Öffnung der östlich gelegenen Fallgrube und der Zugang zum Elberadweg realisiert werden. Kostenpunkt: gut 1,15 Millionen Euro. Dabei wird der Verein auch finanziell unterstützt - allerdings gibt es einen Haken.
Förderung würde auch hohe Kosten für den Verein bedeuten
Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz will die Baumaßnahmen mit 60.000 Euro fördern. Vorgesehen sind sie für Arbeiten an der Carnot‘schen Mauer und den Durchgang zum Elberadweg. Laut Vorstand würde das Geld nur für die ersten sechs Meter der langen Mauer reichen.
Die Aktion Mensch will ebenfalls unterstützen und die Barrierefreiheit der Festung fördern. Dabei gehe sie von einer Investition in Höhe von 1,5 Millionen aus und wolle davon 16 Prozent, also 250.000 Euro, übernehmen, erklärt Kleinschnittger. Um die Summe einsetzen zu können, müsse der Verein demnach die verbleibenden 84 Prozent aufbringen, also knapp 1,25 Millionen Euro. „Das ist schwierig“, sagt Kleinschnittger.
Neue Planungen für den dritten Bauabschnitt
Auch kostengünstiger will der Vorstand planen. „Wir möchten die Maßnahmen des dritten Bauabschnitts entkoppeln und einzeln ohne Zeitdruck umsetzen“, sagt der stellvertretende Vorsitzende. So solle der Aufzug nicht, wie vorgesehen, in der Fallgrube installiert werden, sondern innerhalb des Gebäudes. Der neu ausgewählte Standort werde gerade denkmalrechtlich und bautechnisch geprüft.
Fällt die Prüfung positiv aus, will der Verein zwischen 200.000 und 250.000 Euro einwerben. „Auch die Stadt befürwortet diesen Weg, weil er sich besser finanzieren lässt“, sagt Kurt von Schassen. Denn mit den Fördermitteln ist es so eine Sache. Fristen müssen eingehalten, das Geld bei nicht bestimmungsgemäßer Nutzung oder nicht eingehaltener Nutzungsdauer anteilig zurückgezahlt werden. Bei der Aktion Mensch beträgt die vorgesehene Nutzungsdauer zum Beispiel 25 Jahre.

Das sanierte Dach bietet Platz für Stühle. Foto: Bisping
Was die im dritten Abschnitt ebenfalls geplante Aussichtsterrasse betrifft: Die ist im Grunde obsolet. Durch die Dachsanierung gibt es von oben bereits einen freien Blick auf die Elbe. Eine feste Bestuhlung, auch mit Tischen, soll dort noch aufgestellt werden.
Doch alleine damit sei es nicht getan. Es gebe die sogenannte Meinolf-Liste. Auf der stehen lauter kleine Baumaßnahmen und Investitionen, die auch gemacht werden müssten. Zum Beispiel im Durchgangstunnel im Eingangsbereich der Festung. Geschätzte Kosten: 85.000 Euro. In dem Gewölbe der Galerie werden auch Arbeiten fällig, dort ist es feucht. Kosten: noch unbekannt.

Eine weitere Baustelle. Meinolf Kleinschnittger (links) und Klaus von Schassen vermuten, dass Regen bei starkem Wind durch die Fassade gedrückt wird. Foto: Bisping
Auch die neuen Sanitäranlagen seien nicht komplett dicht, von irgendwo her dringt Wasser ein. Bei Sturm, vermuten sie, werde es durch die noch nicht sanierten Fassaden gedrückt. Ein altes Gemäuer eben, das voller Überraschungen stecke. So hätten sich Kosten bereits verdoppelt, beispielsweise für die sanitären Anlagen. Das gehe zu Lasten des Vereins. Zusammen mit einem für die Baumaßnahmen aufgenommenen Kredit hat er schon jetzt ungefähr 350.000 Euro investiert - und das ist noch lange nicht das Ende.
Die nächsten Veranstaltungen
Ab 28. März ist wieder geöffnet, am Tag darauf (Karfreitag) startet der Café-Betrieb. 1. April, 12 bis 15 Uhr: Ostereiersuche mit Drachenflug; 14. April, 11 bis 16 Uhr: Staudenmarkt; 21. April, 9.30 Uhr: Festungsfrühstück; 11. Mai, ab 10 Uhr: Oldtimer Show MoPar Spring Fling. Mehr im Internet: www.grauerort.com.

Von der Dachterrasse aus gibt es freien Blick auf die Elbe. Foto: Bisping

Meinolf Kleinschnittger zeigt Richtung Fallgrube, die nach ersten Planungen geöffnet werden sollte. Foto: Bisping