TFörderschüler ziehen unter das Dach des Harsefelder Gymnasiums

Die Balthasar-Leander-Schule in Harsefeld wird es ab 2028 nicht mehr geben. Was passiert dann mit dem Gebäude? Foto: Pauline Meyer
25 Schüler und vier Lehrer: In der Balthasar-Leander-Schule wäre es derzeit einsam. Daher werden die Jugendlichen jetzt im Gymnasium unterrichtet. Was steckt dahinter?
Harsefeld. Die Förderschulen Lernen sollen in Niedersachsen schließen. Bereits 2012 wurde das beschlossen und seither schrittweise umgesetzt. Davon betroffen ist auch die Balthasar-Leander-Schule in Harsefeld (BLS), deren verbliebene zwei Klassen im Sommer in das Gebäude des Aue-Geest-Gymnasiums (AGG) eingezogen sind.
Das Aus soll schrittweise kommen
Im Jahr 2022 wurden die letzten fünften Jahrgänge an den Förderschulen Lernen aufgenommen. Bis spätestens 2028, wenn die letzten Jahrgänge ihren Abschluss erlangen, soll es diese Schulform nicht mehr geben. Bis dahin bleiben einige wenige Schüler und Lehrer übrig.
Gegen die Einsamkeit auf dem Pausenhof
Leere Klassenzimmer, hallende Flure und ein dünn besetztes Lehrerzimmer: Damit das nicht Realität wird, entschied man sich dafür, die Schüler der BLS künftig in den Räumlichkeiten des Gymnasiums zu unterrichten. „Durch den Umzug möchten wir der Vereinsamung im eigenen Gebäude entgegenwirken", erklärt AGG-Schulleiter Christian Sondern.
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Denn: Die Balthasar-Leander-Schule zählt seit diesem Schuljahr nur noch knapp 25 Schülerinnen und Schüler - aufgeteilt auf zwei Klassen - sowie vier Lehrkräfte. „Mit dieser geringen Schülerzahl ist ein pädagogisch wertvolles Schulleben nur schwer zu gestalten“, erklärt Bianca Trogisch, Pressesprecherin der Regionalen Landesämter für Schule und Bildung. Durch den Umzug werde der inklusive Gedanke im Schulalltag gelebt.
Inklusion geglückt
„Wir sehen es als Gewinn für beide Seiten", erklärt Sondern. Die Gymnasiasten würden die gelebte Inklusion in den allgemeinbildenden Schulen lernen. „Hier haben wir noch viel Entwicklungspotenzial", so Sondern. Gleichzeitig würden die Acht- und Neuntklässler der BLS schonmal ein großes Schulsystem kennenlernen, bevor sie nach dem Abschluss möglicherweise auf eine Berufsbildende Schule wechseln.

Soll bis 2028 auslaufen: Die Balthasar-Leander-Schule. Foto: Pauline Meyer
Die Integration in den Schulalltag klappe ohne Probleme. „Wir freuen uns sehr, dass das Zusammenleben unter einem Dach so gut funktioniert", bestätigt Sondern. Für die Zukunft seien bereits gemeinsame jahrgangsübergreifende Projekte, wie etwa ein Projekttag Sprachen, geplant. „Positive Schulhofbegegnungen mit gemeinsamen Spielen sowie Kooperationen zwischen den Lehrkräften finden bereits statt", sagt Bianca Trogisch.
Interesse am Gebäude von mehreren Seiten
Ab dem nächsten Schuljahr wird sich der letzte Jahrgang der Balthasar-Leander-Schule auf seinen Abschluss vorbereiten. Danach wird die Schule Geschichte sein. Und schon jetzt fragt man sich in Harsefeld, was mit dem Gebäude geschieht.
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Unbestritten ist, dass es innerhalb der kommenden zwei Jahre noch für Förderschulzwecke benötigt wird. Aktuell findet beispielsweise an einem Tag in der Woche in den Fachräumen der BLS ein Praxistag (Hauswirtschaft, Werken, Textiles Gestalten) statt.
Was danach mit dem Gebäude passieren wird, sei Gegenstand von Gesprächen zwischen dem Landkreis Stade, der Eigentümer ist, und der Harsefelder Verwaltung. Man könne sich etwa eine Vermietung vorstellen. „Konkrete Vereinbarungen gibt es aber noch nicht", sagt Landkreissprecher Daniel Beneke.

Die Rosenborn-Grundschule liegt nur wenige Schritte weg von der Balthasar-Leander-Schule. Foto: Pauline Meyer
Nutzung für Grundschule oder Vereine wäre möglich
Wünsche hingegen gibt es bereits. Sowohl die Samtgemeinde als auch der Flecken Harsefeld hätten Interesse an einer Nutzung des Gebäudes, bestätigt Bernd Meinke, in der Verwaltung Fachbereichsleiter Zentrale Dienste, Jugend und Bildung. Insbesondere die Nähe zur Rosenborn-Grundschule sei attraktiv und könnte das Problem mit dem Platzmangel lösen. An der Schule wurden in 2022 Container aufgestellt, in denen sich heute der Schul-Kindergarten befindet. In den Containern an der Rosenborn-Grundschule ist der Schul-Kindergarten untergebracht.
Foto: Pauline Meyer
„Es haben sich auch schon Harsefelder Vereine gemeldet", berichtet Meinke. Doch so weit sei man noch nicht. Erst wenn die BLS das Gebäude nicht mehr nutze, könne man in Verhandlungen gehen.

Das Gebäude der Balthasar-Leander-Schule wird noch bis 2028 für schulische Zwecke genutzt. Foto: Pauline Meyer
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