TFreibad in Bützfleth ist nicht mehr zu retten – Was kommt jetzt?

Blick auf das Freibad in Bützfleth mit seinen beiden Schwimmbecken. Foto: Verein
Das Freibad in Bützfleth ist in die Jahre gekommen und kaum mehr zu retten. Laut Gutachten ist eine Sanierung wenig empfehlenswert. Ein Neubau kostet zwischen 4 und 5,5 Millionen Euro. Ist es das wert oder gibt es für das Geld auch andere Ideen?
Stade. Eines steht dabei außer Frage: Bützfleth hat ein Recht auf das Freibad. Es ist vor 50 Jahren im Gebietsänderungsvertrag festgeschrieben worden, als der Ort wegen der Industrieansiedlung auf Bützflethersand der Stadt Stade zugeschlagen wurde. Die profitiert seitdem massiv von den Steuereinnahmen. Bützfleth muss mit der Industrie leben. Das Freibad gilt als Kompensation dafür.
Sanierung ist Flickwerk - ein teurer Neubau muss her
Nun ist es hinüber - laut einem Gutachten, das die Stader Bädergesellschaft in Auftrag gegeben hat. Eine Sanierung mache finanziell keinen Sinn, wird von den Gutachtern als Flickwerk betrachtet. Die Bädergesellschaft bildet zusammen mit den Stadtwerken und den Parkhäusern der Stadt eine Holding, alle drei sind hundertprozentige Töchter der Stadt.
Die Politik im Aufsichtsrat der Bädergesellschaft, im Ortsrat und Rat der Stadt stehen jetzt vor der Frage, was dem großzügigen Bau aus dem 70er Jahren folgen soll. Der Zustand klingt alarmierend. Wohl nur noch dieses Jahr ist ein sicherer Betrieb möglich.
Das alles ist im Freibad nicht mehr in Ordnung
Es bestehe akuter Handlungsbedarf, heißt es. Die Elektro- und die Anlagentechnik, die Rohrleitungen und allgemein der bauliche Zustand sind offenbar stark angegriffen. Weil eine Sanierung nicht sinnstiftend scheint, wird schon über Neubaumodelle diskutiert.
Drei Entwürfe brachte die Bädergesellschaft unter Führung von Christoph Born ins Spiel, der auch als Stadtwerke-Geschäftsführer fungiert. Das alte Bad würde demnach verschwinden und an alter Stelle ein neues entstehen.
Die große Variante kostet 5,5 Millionen Euro. Sie bietet Wasserbecken für Schwimmer, Nichtschwimmer und zum Kinderplanschen mit insgesamt 710 Quadratmetern. Das wären im Jahr 820.000 Euro Kosten durch Abschreibung und Zinsen. Dazu summiert sich der Fehlbetrag, der durch den Betrieb des Bades entsteht und bei weitem nicht von den Besucherzahlen aufgefangen werden kann.
Neues Bad in Bützfleth mit oder ohne Sprungturm?
Die mittlere Variante ist der großen Lösung ähnlich, aber das Schwimmerbecken wird um 100 Quadratmeter verkleinert. Es gibt keine Sprunggrube, also keinen Sprungturm mehr. Sie würde 4,6 Millionen Euro kosten, die jährliche Belastung beliefe sich auf 724.000 Euro.
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Bei der dritten Variante ist zusätzlich das Nichtschwimmerbecken um 50 Quadratmeter verkleinert. Die Beckenfläche beträgt hier 560 Quadratmeter. Dieser Neubau würde 4 Millionen Euro kosten, die Bädergesellschaft müsste 654.000 Euro berappen pro Jahr. Das alles hat Folgen auch für den angespannten Haushalt der Stadt.
Denn die Gewinnabführung der Stadtwerke an die Stadt würde geschmälert. Die Gewinne aus dem Verkauf von Gas, Strom und Wasser werden in der Holding mit dem Minus der Bädergesellschaft durch den Betrieb des Solemios mit Hallen- und Freibad sowie der Bützflether Einrichtung in der Höhe von 2,6 Millionen Euro verrechnet. Auch die Parkhäuser erwirtschaften rote Zahlen.
Minus der Bäder belastet die Stader Stadtkasse
Fällt das Minus aus Parkhäusern und Bädern höher aus, sinkt entsprechend die Gewinnabführung. Vorteil des Systems: Die Stadtwerke müssen weniger Steuern auf ihre Gewinne entrichten. Die Stadt lässt sich dennoch den Betrieb der Bäder 2 Millionen Euro pro Jahr kosten.
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In der Politik ist die Diskussion nicht öffentlich bereits entbrannt. Wie groß soll das neue Freibad ausfallen? Und muss es unbedingt ein Freibad sein, wo es doch in der Stadt das Solemio gibt? Oder bieten sich auch andere Lösungen an, die Bützfleth attraktiver machen?
Bürgermeister Sönke Hartlef, selbst ein Bützflether, zeigt sich für Alternativen offen. Selbstredend werde er den Vertrag nicht infrage stellen, aber wenn andere Lösungen gewünscht werden, „muss die Initiative aus Bützfleth kommen“.
Altes Freibad ist zu groß aus heutiger Sicht
Klar scheint zu sein, dass das alte Freibad überdimensioniert ist. Die große Wasserfläche frisst viel Energie. Es war einst für 40.000 Besucher ausgelegt. Zuletzt kamen in guten Jahren 20.000, 2023 waren es lediglich 8000, weil das Bad wegen eines fehlenden Schwimmmeisters spät öffnete und der Juli verregnet war. So benötigte das Bad 2023 einen Zuschuss von 420.000 Euro für den Betrieb - ohne Neubaukosten.
Für Christoph Born geht es jetzt darum, mit dem Trägerverein Bützflether Freibad und der Politik eine gute Lösung zu finden. Die Entscheidung fällt der Aufsichtsrat der Bädergesellschaft, der sich aus Politikern des Stader Rates zusammensetzt. Alle sind sich einig, dass der Ortsrat Signale geben muss, wie es in Bützfleth weitergehen soll.