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Einstige Corona-Hilfen

TFriseure in Not: Jetzt sollen sie auch noch Strafzinsen zahlen

Zahlreiche Friseurinnen und Friseure in Deutschland fordern eine Absenkung der Mehrwertsteuer für ihre Dienstleistungen von 19 auf 7 Prozent.

Zahlreiche Friseurinnen und Friseure in Deutschland fordern eine Absenkung der Mehrwertsteuer für ihre Dienstleistungen von 19 auf 7 Prozent. Foto: Sebastian Kahnert/dpa

Die Abwicklung der Rückzahlungspflicht der Corona-Hilfen macht Betriebe fassungslos. Bescheide wurden zu spät versandt – zahlen aber sollen die Ladeninhaber.

Von Denice May Samstag, 13.01.2024, 16:23 Uhr

Landkreis/Cuxhaven. Im Juni vergangenen Jahres erhielten Friseure die bittere Nachricht: Die ursprünglich „nichtrückzahlbaren“ Corona-Soforthilfen sollen dem Land Niedersachsen doch zurückgezahlt werden. Und das bis zum 30. November 2023. Spätere Rückzahlungen seien nicht mehr zinsfrei. Doch nicht alle Friseur-Betriebe erhielten Rückforderungsbescheide. Über 200 Friseurbetriebe aus Niedersachsen appellierten deshalb an die Politik, Lösungen zu finden, um das Friseurhandwerk zu entlasten. Sie seien enttäuscht von der aufkommenden Verzinsung bei der Rückzahlung sowie fassungslos über unterschiedliche Abrechnungsmodalitäten und fehlende politische Unterstützung. „Das Thema wurde dann im Finanz- und Wirtschaftsausschuss sowie im Landtag diskutiert“, erklärt der Obermeister Ingo Toborg von der Friseur-Innung Cuxhaven-Land Hadeln. „Uns wurde gesagt, dass es ein Entgegenkommen gab. Wir hätten elf statt sieben Monaten Zeit gehabt, die Hilfen zurückzuzahlen. Etwas anderes wäre nicht machbar.“

Manche Friseure haben Rückzahlungsaufforderung erst im Dezember erhalten

Wie mit der Rückzahlung der Corona-Soforthilfe umgegangen wird, ist von Bundesland zu Bundesland übrigens unterschiedlich. So müssen Friseur-Betriebe im Saarland oder in Hessen beispielsweise keine Hilfen zurückzahlen, in Bayern nur teilweise. Über die hiesige Vorgehensweise ist Friseurmeister Toborg verärgert: „Manche Kollegen haben den Bescheid erst im Dezember bekommen und müssen jetzt Verzugszinsen zahlen.“ Wie und mit welchen Zinssatz die Forderung zurückgezahlt werde, sei „Verhandlungssache“.

Energiekrise, Mindestlohn und Fachkräftemangel sind zusätzliche Faktoren

Ingo Toborg, der seit zwölf Jahren das Amt des Obermeisters innehat, ist daran gelegen, dass die Betriebe im Kreis Cuxhaven aufrechterhalten werden. Doch das sei mit der Rückzahlungsforderung gar nicht so einfach: „Salons haben investiert, neue Betriebe haben Kredite aufgenommen. Für die ist das ganz bitter. Hinzu kommt die Erhöhung des Mindestlohns, die Energiekrise, Fachkräftemangel.“ Seit etwa drei Monaten komme ein weiterer Punkt hinzu, der sich in der Kasse der Salons bemerkbar mache: „Wir kämpfen mit der Grippewelle. Termine werden kurzfristig abgesagt und wir können die Lücken nicht so schnell schließen. Das belastet die Betriebe zusätzlich. Es kommt gerade alles geballt.“

Zukunftsaussichten: „Wir werden immer Haare schneiden“

Trotz der vielen Einflüsse, die keine guten Aussichten auf die Friseur-Betriebe haben, möchte Ingo Toborg, der seit 1983 das Friseurhandwerk mit Leib und Seele ausübt, dass Friseure positiv in die Zukunft blicken. „Durch künstliche Intelligenz findet in allen Bereichen eine Umstrukturierung statt. Bei uns Friseuren geht das nicht. Wir werden immer Haare schneiden. Wir arbeiten am Menschen, sind Gesprächspartner, machen Menschen schöner, glücklicher, stärken ihre Persönlichkeit und ihr Selbstbewusstsein. Der Beruf ist vielseitig und es gibt nichts schöneres, als glückliche Kunden.“ Diese positiven Dinge müsse man mitnehmen und sich weiterentwickeln: „Dann existieren wir auch weiterhin.“

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