TNach Insolvenzen: Fünf Jahre Wohnpark Fredenbeck mit Höhen und Tiefen

Wohnparkleiterin Janet Schönfeld und Ehrenamtler Uwe Kowald mit der ältesten Bewohnerin: Edith Lüngen ist 100 Jahre alt. Foto: Bisping
Mit viel Herzblut und engagierten Unterstützern hat Janet Schönfeld den Wohnpark Fredenbeck durch unruhige Zeiten manövriert. Jetzt feiern sie fünfjähriges Bestehen.
Fredenbeck. Rundum sorgloses Wohnen für Senioren war vorgesehen. Doch seit seiner Eröffnung im Juli 2020 hat der Wohnpark Fredenbeck einige Turbulenzen erlebt. Dass er seit fünf Jahren und zwei Insolvenzen weiter betrieben wird, liegt wohl an Parkleiterin Janet Schönfeld und ihren Unterstützern. Alle hatten sich intensiv dafür eingesetzt, dass es mit dem Wohnpark weitergeht. Das wird nun gefeiert.
Am 9. August gibt es für geladene Gäste aus der Politik, für Ehrenamtliche und Bewohner ein Frühstück. Einen Tag später findet im Wohnpark von 10 bis 17 Uhr der Tag der offenen Tür statt. Besucher dürfen sich auf ein Programm mit großem Flohmarkt, Hüpfburg, Popcorn und Glücksrad freuen. Dazu gibt es ein Kinder- und Seniorenfest mit DJ Dirk.
Er unterstützt seit Jahren ehrenamtlich
Uwe Kowald von der Initiative „ ...fair geht vor!“ bringt sich seit bald vier Jahren ehrenamtlich im Wohnpark ein. „Wir helfen bei großen Veranstaltungen des Heims, unterstützen bei Ausflügen, besorgen Busse und Autos“, sagt Uwe Kowald. Erst kürzlich waren 33 Bewohner bei einem Ausflug auf Krautsand unterwegs.

Nach dem Mittagessen schlendern Anwohner zwischen den Gebäuden zurück zu ihren Wohnungen. Foto: Bisping
Der Ehrenamtler macht auch die Außenwerbung für den Wohnpark und hat dort verschiedene Veranstaltungen wie beispielsweise das Bürgerfrühstück organisiert. Bei der Planung zum Tag der offenen Tür hat er ebenfalls mitgewirkt und unter anderem mit seiner Initiative den Flohmarkt auf die Beine gestellt.
24-Stunden-Reportage
T Von Glitzersteinen und flotten Sprüchen: Nachtwache im Seniorenheim
Krise in der Pflege
T Seniorenheim in Buxtehude ist insolvent: So geht es weiter
„Das Motto des Wohnparks lautet: Alt und Jung zusammenbringen“, sagt Kowald. Das sei auch das Ziel der Einrichtung - und das der Politik. Mit der benachbarten Kita beispielsweise herrsche reger Kontakt. „Das Ziel ist aber noch nicht erreicht, die Fredenbecker nehmen den Wohnpark noch nicht so an. Aber wir sind auf einem sehr guten Weg.“

Im Bistro besprechen Parkleiterin Janet Schönfeld und Ehrenamtler Uwe Kowald weitere Pläne. Foto: Bisping
Schönfeld und Kowald betonen, dass es sich bei der Einrichtung um einen Wohnpark handle - „nicht um ein Seniorenheim“. Bei Veranstaltungen sei jeder willkommen. Der letzte „Klönschnack für alle“ sei von 80 Leuten besucht worden. DJ Dirk Ludewig habe ehrenamtlich für den musikalischen Rahmen gesorgt - auch er engagiert sich regelmäßig.

Gemeinsam Mittag essen im Bistro - das können nicht nur Bewohner des Wohnparks. Auch für die Öffentlichkeit ist das Bistro zugänglich. Foto: Bisping
Das hauseigene Bistro Moin ist auch für Nicht-Bewohner geöffnet, mit Mittagstisch, Kaffee und Kuchen und einer Eiskarte. „Das ist in der Öffentlichkeit nicht bekannt und wir werden zu wenig besucht“, stellt die Parkleiterin bedauernd fest.
Fünf Jahre mit Höhen und Tiefen
Die vergangenen fünf Jahre bescherten dem Wohnpark Höhen und Tiefen. Janet Schönfeld zieht Bilanz. „Der erste Betreiber war Convivo, von Juli 2020 bis April 2023“, sagt sie. Im April 2023 musste Convivo Insolvenz anmelden. Dann übernahm Stadt und Land aus Stade bis Mai 2024 den Wohnpark - und ging ebenfalls insolvent.
Senioreneinrichtung
T Nach zwei Insolvenzen: Jetzt übernimmt Fredencare den Wohnpark in Fredenbeck
Im dritten Anlauf kam die Fredencare GmbH. „Das war eine Interimslösung, sie holte sich die Lebenszeit Niedersachsen GmbH mit ins Boot“, sagt Schönfeld. Anfang 2025 hat nun Lebenszeit den Wohnpark komplett übernommen.
Die Insolvenz der beiden Vorgänger erklärt die Parkleiterin damit, dass die Auslastung noch nicht sehr hoch gewesen sei, dafür dann aber die Kosten. „Es gab nicht viele Anfragen“, sagt sie. Das hat sich inzwischen geändert.
Mit viel Herzblut und einer Kartoffelqueen
Sie selbst habe nie daran gedacht, ihren Hut zu nehmen, sagt Janet Schönfeld. „Es waren damals Überstunden en masse angesagt, aber man muss dann unbedingt für die Leute da sein.“ Man müsse „Sicherheit geben und kämpfen und sie nicht alleine lassen“.
Rückblickend sagt sie: „Ich habe nicht aufgegeben.“ Die Senioren liegen ihr sehr am Herzen. „Diese Dankbarkeit, die zurückkommt, ist mit keinem Geld der Welt aufzuwiegen.“ Sie liebe ihren Job und sei froh, Teil eines „tollen Teams“ zu sein.
Ehrenamtliche packen im Wohnpark gerne mit an. So auch Carmen Münster: Sie schält jede Woche für alle Kartoffeln, stolze 50 Kilo. Dafür wurde sie zur Kartoffelqueen gekürt.

Janet Schönfeld mit der frisch gekürten Kartoffelqueen Carmen Münster. Foto: Wohnpark
Rückhalt habe es auch von Fredenbecks Bürgermeister Uli Schumacher gegeben. „Er war da, hatte immer ein offenes Ohr.“ Genauso wie Elke und Wolfgang Weh, beide engagieren sich viel in der Samtgemeinde. Auch durch die lokale Politik und den Landrat habe sie Unterstützung erfahren. „Es war ein herzliches Miteinander auf freundschaftlicher Basis.“
Das hat der Wohnpark zu bieten
Der Wohnpark hält in sieben Gebäuden 75 Ein- bis Zweizimmerwohnungen zwischen 53 bis 80 Quadratmetern bereit. Jede Wohnung ist mit Küchenzeile, großem Bad und Hauswirtschaftsraum ausgestattet. Haustiere sind erlaubt.

Ein Blick in die Ein-Zimmer-Musterwohnung mit Küchenzeile, Bad und Hauswirtschaftsraum. Foto: Bisping
Aktuell wohnen in 55 Wohnungen 68 Mieter. Wer einziehen möchte, braucht keinen Pflegegrad. Leistungen von Reinigung bis hin zu Pflege können dazugebucht werden.
Es gibt drei Wohngemeinschaften mit je zwölf Zimmern und aktuell 31 Bewohnern. Eine Intensivpflege-WG soll in Kürze eröffnet werden. Auch Tagespflege steht im Angebot, derzeit aber mit Warteliste.
Was dem Wohnpark dringend fehlt, ist eine Bushaltestelle. Kowald: „Die ist schon lange genehmigt, gebaut allerdings noch nicht.“
Copyright © 2025 TAGEBLATT | Weiterverwendung und -verbreitung nur mit Genehmigung.