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Neelix

T„Fürchterliche Tat“: Belohnung nach Schüssen auf Katze ausgesetzt

Katze Neelix ist noch sichtlich gezeichnet von den Folgen der Schussverletzung.

Katze Neelix ist noch sichtlich gezeichnet von den Folgen der Schussverletzung. Foto: Masorat

Den Schuss auf Neelix wird Florian Guhr nie vergessen. Er ist entsetzt, dass jemand ein Luftgewehr angelegt hat, um seine geliebte Katze zu verletzen, vielleicht sogar zu töten. Jetzt ermittelt die Polizei. Der Vorfall in Debstedt ist keine Ausnahme.

Von Andreas Schoener Freitag, 01.03.2024, 14:41 Uhr

Schüsse auf Katzen im Landkreis Cuxhaven bilden keine Ausnahme. Immer wieder gab es Vorfälle dieser Art. So schossen beispielsweise im Mai 2022 Unbekannte in Loxstedt mit einer Kleinkaliberwaffe auf Kater Cherry. Der „Stubentiger“ - in einem beschaulichen Wohngebiet zu Hause - starb auf dem Tisch des Tierarztes. Die Besitzer erstatteten Anzeige bei der Polizei. Bislang ohne Ergebnis.

Insgesamt acht vergleichbare Fälle in vier Jahren

„Seit dem Jahr 2020 bis heute sind im Bereich der Polizeiinspektion insgesamt acht Fälle von Schussabgaben mittels Luftgewehr, zumeist auf Katzen, angezeigt worden“, formuliert Stephan Hertz, Sprecher der Polizei in Cuxhaven. Und er muss einräumen: „In allen Fällen konnte bisher leider kein Tatverdächtiger ermittelt werden.“

Auch im „Fall Neelix“ sieht es noch schlecht aus. Nach der Veröffentlichung des Zeugenaufrufs durch die Polizei und den Schilderungen der Debstedter „Katzeneltern“ Florian Guhr und Sandy Witgen in der Nordsee-Zeitung sind „bislang keine weiteren Zeugenhinweise eingegangen“, stellt Hertz fest.

Schuss aus Luftgewehr „wenig bis kaum hörbar“

Tätern ist in solchen Fällen schwer auf die Spur zu kommen. Über die Gründe lassen sich nach Einschätzung des Polizeisprechers nur Vermutungen anstellen. „Luftgewehre oder Pistolen bis 7,5 Joule Geschossenergie sind ab 18 Jahren frei verkäuflich“, sagt Hertz. Eine Waffenbesitzkarte, in der die Identität des Eigentümers vermerkt ist, muss also nicht vorgelegt werden.

Das Geschoss, das 20 Zentimeter in den Körper von Neelix eindrang, stammt aus einem Luftgewehr. „Solche Waffen finden gerade in Schützenvereinen große Verbreitung und Anwendung“, sagt der Polizeisprecher, ohne einem bestimmten Personenkreis die Tat unterstellen zu wollen. „Die Projektile - kleine ,Diabolos‘ - sind, wie die Waffen selbst, frei erhältlich.“ Und - nicht zuletzt - ist die Abgabe eines Schusses aus einem Luftgewehr „wenig bis kaum hörbar“.

Die Röntgenaufnahme bringt es ans Licht: Gut ist das Projektil zu erkennen, dass sich in den Körpfer von Katze Neelix gebohrt hat und dicht vor dem Brustkorb zum Stehen gekommen ist.

Die Röntgenaufnahme bringt es ans Licht: Gut ist das Projektil zu erkennen, dass sich in den Körpfer von Katze Neelix gebohrt hat und dicht vor dem Brustkorb zum Stehen gekommen ist. Foto: Privat

Belohnung von 500 Euro in bar ausgesetzt

Florian Guhr und Sandy Witgen haben „Anzeige gegen Unbekannt“ erstattet. Sie hoffen darauf, dass der Übeltäter dingfest gemacht werden kann. Zwar erholt sich Neelix auf dem Sofa von der lebensrettenden Operation, doch der Schock sitzt tief. Auch deshalb hat der „Katzenvater“ für Hinweise, die zur Ergreifung des Täters führen, eine Belohnung von 500 Euro ausgesetzt. In bar.

Wer auf ein Tier schießt, muss mit empfindlichen Konsequenzen rechnen. Im Tierschutzgesetz ist geregelt, dass eine solche Tat mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder mit einer Geldbuße belangt werden kann. Doch zunächst muss erst einmal ein Täter gefunden sein. Die Polizei bleibt dran.

„Vielleicht hat ja jemand was gesehen“

Das hofft auch der Verein Tierschutz Langen und Umgebung. Dessen Vorsitzende Ingrid Domhardt kritisiert den Schuss auf Katze Neelix als einen „ungeheuerlichen Vorgang“ und eine „absolute Sauerei“. Fälle dieser Art sind dem Verein noch nicht untergekommen. „Wir hatten mal einen verletzten Hund zu versorgen“, sagt die Langerin, „aber noch keine Katze.“ Es sei gut gewesen, Anzeige zu erstatten. Domhardt: „Vielleicht hat ja jemand etwas gesehen.“

Lüder Steinberg ist Vorsitzender der Jägerschaft Wesermünde-Bremerhaven: Nach dem Tierschutzgesetz ist das eine Straftat.

Lüder Steinberg ist Vorsitzender der Jägerschaft Wesermünde-Bremerhaven: Nach dem Tierschutzgesetz ist das eine Straftat. Foto: Masorat

„Jäger würden auf keine Hauskatze schießen“

Der Schuss auf Neelix ist an der Kreisjägerschaft ebenfalls nicht vorbeigegangen. Vorsitzender Lüder Steinberg bedauert den Vorfall und weist eine Beteiligung der Mitglieder zurück. „Nach dem Tierschutzgesetz ist das eine Straftat“, sagt er. Auch wenn das Jagdrecht einräume, wildernde Katzen in einem Umkreis von 300 Metern außerhalb jeder Wohnbebauung schießen zu dürfen, wenn sie wiederholt Bodenbrüter, Singvögel oder Eichhörnchen angreifen - „aber Jäger würden auf keine Hauskatze schießen.“

Der Fachmann könne Hauskatzen von wildlebenden Katzen unterscheiden. „Während eine Hauskatze bei der Begegnung mit Menschen sitzenbleibt und neugierig guckt, sind wildlebende Katzen scheu“, sagt Steinberg. „Sie meiden den Kontakt zu Menschen und laufen sofort weg.“ Außerdem passe das Projektil, das auf die Katze abgeschossen wurde, nicht. „Jäger benutzen eine Kleinkaliberwaffe und kein Luftgewehr.“

„Fürchterliche Tat, die mit aller Härte bestraft werden muss“

Betroffenheit beim Bezirksschützenverband Bremerhaven-Wesermünde, dem 58 Vereine mit 6500 Mitgliedern angehören. „Eine fürchterliche Tat, die mit aller Härte bestraft werden muss“, kommentiert Vorsitzender Marc Ruhwedel. Er unterstreicht, „dass unsere Mitglieder den Umgang mit der Waffe als Sport betrachten“. Jedem Schützen werde die sachgemäße Handhabung einer Waffe beigebracht. Ruhwedel: „Ich schließe aus, dass ein Sportschütze die Tat begangen hat.“

Für Florian Guhr und Sandy Witgen bleibt nur die Hoffnung, dass die Arbeit der Polizei zum Erfolg führt. Katze Neelix weiß nichts von der Aufregung. Ihre Genesung macht Fortschritte. Mittlerweile ist sie wieder draußen unterwegs.

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