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Versteigerung

TFundsachen-Auktion in Bützfleth: Das landet unterm Hammer

Rüdiger Wehner führte mit viel Humor durch die Versteigerung.

Rüdiger Wehner führte mit viel Humor durch die Versteigerung. Foto: Stehr

Zum ersten, zum zweiten und zum dritten - bei der Stader Fundsachen-Versteigerung mit Knöllchen-Schreiber Rüdiger Wehner vom Ordnungsamt wurde buchstäblich einiges geboten.

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Von Lena Stehr
Donnerstag, 10.04.2025, 08:10 Uhr

Stade. Um 8 Uhr öffnet sich das Rolltor einer Halle am Flethweg in Bützfleth. In einer halben Stunde beginnt hier die Versteigerung diverser Fundsachen. Auf einem Tisch liegen Jacken, Schuhe, Socken, Uhren und Modeschmuck. Ein Paar Skistiefel, ein Barttrimmer, Klangkugeln, Parfum und mehrere Pakete kabelloser Kopfhörer kommen ebenfalls unter den Hammer. Genauso wie ungefähr 60 Fahrräder, darunter ein Hamburger Stadtrad, mehrere Klapp- und Kettlerräder sowie ein E-Mountainbike im Wert von fast 2500 Euro. Allerdings fehlen hier Sattel, Pedale und Lenker.

Rüdiger Wehner will heute mit Fundsachen statt mit Knöllchen Geld einnehmen

Versteigert wird durchschnittlich einmal im Jahr alles, was sich im Fundbüro der Stadt angesammelt hat. Vieles kommt auch von der Polizei. So wie die neuen Jacken, an denen teilweise noch die Preisschilder hängen, die nagelneuen Schuhe und Socken sowie die kabellosen Kopfhörer. Hierbei handele es sich wohl um Diebesgut, das nicht mehr zugeordnet werden konnte, vermutet Rüdiger Wehner, Verkehrsüberwacher vom Ordnungsamt. Gemeinsam mit seiner Kollegin Marita Vagts will er möglichst viel Geld für den angeschlagenen Stadthaushalt einnehmen - heute mit Fundsachen statt mit Knöllchen. „Vertick alles, was du verticken kannst“, habe der Bürgermeister ihm mit auf den Weg gegeben, sagt Wehner und grinst.

Auch mehrere neue Jacken kamen bei der Versteigerung unter den Hammer.

Auch mehrere neue Jacken kamen bei der Versteigerung unter den Hammer. Foto: Stehr

Inzwischen füllt sich die kalte Halle langsam, hauptsächlich mit Männern mittleren Alters. Auch einige Ehepaare sind dabei. Alle nehmen die Auktionsobjekte genau unter die Lupe, bevor sie sich setzen und gespannt darauf warten, dass Rüdiger Wehner sein Hämmerchen rausholt. Die Rentner Ronald und Alice Zielinski aus Drochtersen interessieren sich vor allem für die Fahrräder, wollen ihre „alten Krücken“ durch schönere Modelle ersetzen. „Ich habe in den vergangenen Jahren schon etliche Räder bei Auktionen gekauft, für Familie, Freunde und Bekannte“, sagt Ronald. Er ist extra mit einem Hänger angereist.

Ronald Zielinski ist extra mit einem Anhäger gekommen, weil er mehrere Fahrräder kaufen möchte.

Ronald Zielinski ist extra mit einem Anhäger gekommen, weil er mehrere Fahrräder kaufen möchte. Foto: Stehr

Weil nur knapp 20 Menschen den Weg zur Versteigerung gefunden haben, machen sich Rüdiger Wehner und Marita Vagts Sorgen, dass viel übrig bleiben könnte. Bei der letzten Auktion seien gut 80 Interessierte gekommen. Es war die erste Vor-Ort-Auktion nach der Corona-Pause. Vorher wurden die Fundsachen online versteigert. „Das lief aber nicht so gut“, sagt Marita Vagts.

Barkauf ohne Garantie und Rückgaberecht

Kein Wunder, denn die Atmosphäre in der Halle ist besonders. Spannung liegt in der Luft. Endlich hat Rüdiger Wehner seinen großen Auftritt. Locker-flockig und mit viel Humor animiert er die Anwesenden in den kommenden zwei Stunden dazu, ihren Geldbeutel zu zücken. Gezahlt wird ausschließlich in bar, gekauft wird wie gesehen, eine Garantie oder ein Rückgaberecht gibt es nicht. Los geht es mit den Stücken auf dem Tisch. Es dauert eine halbe Stunde, dann ist der Tisch leer.

Besonders begehrt sind die Adidas- und Lederjacken, die zwischendurch auch anprobiert werden dürfen. Zwei Männer überbieten sich regelmäßig, auch ein Ehepaar aus der ersten Reihe mischt bei fast allen Stücken mit und treibt die Preise hoch. Viele Uhren kommen dennoch für weniger als 10 Euro unter den Hammer, mit Ausnahme einer Stoppuhr, die für 35 Euro versteigert wird. Ein Edelstahlring bringt 70 Euro ein, eine ganze Schatulle voller Modeschmuck wird für 21 Euro versteigert. Die Kopfhörer gehen für jeweils 5 Euro pro Paket weg, das „Taschenbillardspiel für Arme“ (die Klangkugeln) versteigert Wehner zusammen mit dem Parfum für 10 Euro. Das Ehepaar Zielinski ersteigert mehrere Paar Kinderschuhe für 15 Euro.

E-Bike ohne Sattel, Lenker und Pedale für 250 Euro versteigert

Jetzt kommen die Räder unter den Hammer. Eines nach dem anderen wird von Marita Vagts nach vorne geschoben und von Rüdiger Wehner angepriesen. Am Ende sind 35 der insgesamt 60 Räder weg. Am meisten bringt mit 250 Euro das E-Mountainbike ein, obwohl ja Pedale, Lenker und Sattel fehlen. „Es hat halt kleine Mängel“, sagt Wehner. Einen E-Roller will er gerne für 20 Euro versteigern, bekommt aber nur 16 Euro. Schließlich steht nicht fest, ob er überhaupt noch funktioniert. Abgesehen von einem Pegasus-Rad, das für 105 Euro unter den Hammer kommt, werden die übrigen Räder für kleinere zweistellige Beträge versteigert. Das Ehepaar Zielinski transportiert schließlich mehrere Modelle ab, darunter auch ein Klapprad und zwei Kinderräder.

Rüdiger Wehner bot insgesamt knapp 60 Fahrräder an. Mehr als die Hälfte fanden einen neuen Besitzer.

Rüdiger Wehner bot insgesamt knapp 60 Fahrräder an. Mehr als die Hälfte fanden einen neuen Besitzer. Foto: Stehr

Das Stadtrad wollte niemand haben. Es wird - genau wie die anderen übrig gebliebenen Räder - entweder an eine Fahrradwerkstatt gespendet oder bei der nächsten Versteigerung noch einmal angeboten. Wer hofft, dort wieder Rüdiger Wehner in A(u)ktion erleben zu können, wird leider enttäuscht. Der Verkehrsüberwacher geht kurz vor Ostern in Rente. Vorher füllt er noch das Stadtkonto mit den Erlösen der Versteigerung auf - circa 2000 Euro sind zusammengekommen.

Diese goldene Uhr von Seico brachte der Stadt sieben Euro ein.

Diese goldene Uhr von Seico brachte der Stadt sieben Euro ein. Foto: Stehr

Eine Schatulle voller Modeschmuck wurde für 21 Euro ersteigert.

Eine Schatulle voller Modeschmuck wurde für 21 Euro ersteigert.

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