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Bildung

TGanztagsschule für die Erstklässler: In Fredenbeck wird es damit 2026 nichts

Schule und Lernen ja, Betreuungsangebote für alle Erstklässler nein: Der Ganztag bedeutet acht Stunden Aufenthalt. Dafür reichen keine Klassenräume.

Schule und Lernen ja, Betreuungsangebote für alle Erstklässler nein: Der Ganztag bedeutet acht Stunden Aufenthalt. Dafür reichen keine Klassenräume. Foto: Arne Dedert/dpa

Ab nächsten Sommer haben Eltern von Erstklässlern Anspruch auf eine Ganztagsbetreuung - in Fredenbeck klappt das allerdings nicht. Und nun?

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Von Miriam Fehlbus
Freitag, 22.08.2025, 17:50 Uhr

Fredenbeck. Fredenbecks Samtgemeindebürgermeister Matthias Hartlef hat sich in dieser Woche über die Kindertagesstätten an die Eltern der zukünftigen Erstklässler gewandt. Es ist eine harte Nachricht, verbunden mit der Bitte um Verständnis und Geduld. Die Samtgemeinde Fredenbeck wird ab dem kommenden Jahr an keinem ihrer Grundschulstandorte den Rechtsanspruch auf Ganztagsschule erfüllen.

Frühester Start in Kutenholz im August 2029

„Mir ist bewusst, wie wichtig eine bedarfsgerechte Förderung ist und dass viele Familien auf eine gesicherte Ganztagsbetreuung angewiesen sind. Es wird bereits alles getan, um die notwendigen Ganztagsplätze zu schaffen. Doch es benötigt Zeit - und zwar mehr, als der Gesetzgeber uns dafür gegeben hat“, schreibt Hartlef. Frühester Start der Ganztagsgrundschule in den neuen Räumen in Kutenholz könnte der 1. August 2029 sein. Ab da gilt der Rechtsanspruch für alle vier Klassen.

Ab dem kommenden Jahr besteht zunächst ein Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung an Grundschulen in der ersten Klasse, in den folgenden Jahren um die weiteren Klassenstufen aufsteigend. Das bedeutet, dass Kutenholz drei Jahre lang kein entsprechendes Angebot hat.

Ganztagsschule am Raakamp startet ein Jahr später

Auch am zweiten Schulstandort in der ländlichen Samtgemeinde mit 13.000 Einwohnern wird es keinen Start 2026 geben. Frühester und voraussichtlicher Start des Ganztags in Fredenbeck am Raakamp ist der Schuljahresbeginn 2027/2028.

Das Thema Ganztagsschule bewegt Verwaltung und Politik in der Samtgemeinde Fredenbeck dabei seit Jahren. Die Pläne sind da, sogar weit fortgeschritten. An der Grundschule Raakamp in Fredenbeck werden Mensa, Bewegungsraum und eine Bibliothek angebaut. Das geplante Investitionsvolumen an dieser vergleichsweise jungen Grundschule mit dem Baujahr 2002 liegt bei 5,23 Millionen Euro.

Hortangebot möglich - aber kaum vorhanden

Die baulichen Maßnahmen sind Voraussetzung für die Umsetzung. Das über das Gesetz zur ganztägigen Förderung von Kindern im Grundschulalter festgeschriebene Angebot Ganztagsschule geht über acht Stunden. Da sind reine Unterrichtsräume von morgens bis in den Nachmittag nicht ausreichend.

Keine Ganztagsschule, aber ein Hortangebot? Der Gesetzgeber hat hier beim Rechtsanspruch eine Hintertür gelassen. Hartlef muss den Eltern die Hoffnung auf einen sicheren Platz nehmen: Trotz intensiver Planungen fehlten neben den räumlichen Voraussetzungen auch die personellen, um den Rechtsanspruch auf Ganztag zu erfüllen.

Bürgermeister Matthias Hartlef hat die Eltern in der Samtgemeinde Fredenbeck frühzeitig informiert.

Bürgermeister Matthias Hartlef hat die Eltern in der Samtgemeinde Fredenbeck frühzeitig informiert. Foto: SG Fredenbeck

Der Hort samt schulischem Halbtagsangebot erfülle diesen zwar bereits heute, eine Ausweitung sei nach eigenen Erfahrungen aber praktisch kaum möglich. Seit Jahren schon gelinge es nur in Einzelfällen, Erzieher für den Hort auf dem Arbeitsmarkt zu finden. Das gilt für alle Standorte.

Größte Einzelinvestition in der Geschichte

Für die bislang auf zwei Standorte aufgeteilte Grundschule Mulsum-Kutenholz wird es wie berichtet künftig nur noch eine gemeinsame Schule in Kutenholz geben. „Das Grundstück ist gefunden, im Besitz der Gemeinde und groß genug“, sagt Hartlef. Zwar wurde geprüft, noch eine zweite Fläche hinzuzukaufen. Das wäre aber für die Kommune zu teuer geworden.

Die Grundschule Mulsum-Kutenholz wird in der Nähe der Sporthalle Kutenholz als Ganztagsschule neu errichtet. Anders ließe sich die Dorfschule nicht auf die modernen Anforderungen umbauen. „Diese Maßnahme mit einem geplanten Investitionsvolumen von 27,88 Millionen Euro ist die größte Einzelinvestition in der Geschichte der Samtgemeinde Fredenbeck“, unterstreicht Hartlef.

Steuererhöhungen für den Schuldendienst

Ohne Steuererhöhungen geht es nicht. Die Fredenbecker scheinen die Investitionen in die Zukunft grundsätzlich mittragen zu wollen, sagt Hartlef. Der große Protest blieb aus. Dabei haben die Gemeinderäte Deinste, Fredenbeck und Kutenholz vor einem Jahr eine tüchtige Erhöhung der bisher gültigen Steuersätze beschlossen. In allen drei Mitgliedsgemeinden der Samtgemeinde Fredenbeck stieg die Gewerbesteuer. Den höchsten Sprung gab es in der Gemeinde Fredenbeck, hier stieg sie um 80 Prozentpunkte.

Bei der Grundsteuer lag der Hebesatz in Deinste schon bei 600 Prozent. Das hängt auch mit der in Deinste abgeschafften Straßenausbaubeitragssatzung zusammen. In Fredenbeck wurde 2024 die Erhöhung des Faktors bei der Grundsteuer auf 545 Prozent und in Kutenholz auf 525 Prozent beschlossen.

Auch andere Kommunen werden aktiv

Die Steuererhöhung ist für die Abzahlung der Darlehen. Die Schulden für die flächendeckende Ganztagsschule sind von Bund und Land an die Kommunen weitergegeben worden. Wie der Umgang mit dem Rechtsanspruch im Klagefall ist, wird sich zeigen müssen. Auch andere Kommunen stehen vor ähnlichen Problemen. In Harsefeld haben SPD und Grüne gerade eine zeitnahe Schulausschusssitzung beantragt. Thema: Ganztag und Rechtsanspruch mit Blick auf Bargstedt und Ahlerstedt.

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