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Expansion

TGefährden Industrieunternehmen Festivalflächen beim Deichbrand?

Das Gelände während des Deichbrand-Festivals: Wenn sich neue Industriebetriebe im Industriegebiet in Wanhöden ansiedeln, fällt ein Teil der Campingflächen weg.

Das Gelände während des Deichbrand-Festivals: Wenn sich neue Industriebetriebe im Industriegebiet in Wanhöden ansiedeln, fällt ein Teil der Campingflächen weg. Foto: Scheer

Es interessieren sich gleich mehrere Industriebetriebe für Wanhöden. Wermutstropfen: Einmal im Jahr sind die Flächen fest in Händen des Deichbrand-Festivals. Was dort passiert.

Von Heike Leuschner Donnerstag, 05.12.2024, 15:40 Uhr

Nordholz. Ein Industriegebiet rund um den zivilen Teil des Flughafens in Wanhöden für flughafenaffines Gewerbe: Anfang der 2000er-Jahre hatte die damals noch existierende Gemeinde Nordholz dieses Konzept beschlossen. Über viele Jahre schien dieser Plan nicht so richtig aufzugehen. Mittlerweile hat sich das geändert.

„Die Nachfrage nach Baugrundstücken im Industriegebiet am Zivilflughafen Cuxhaven/Nordholz und des Bundeswehrgeländes hat rasant zugenommen“, berichtete Gemeindebürger Jörg-Andreas Sagemühl (CDU) in dieser Woche im Nordholzer Ortsrat. In den zurückliegenden Monaten seien bereits Verkaufsgespräche über die gewerblichen Baugrundstücke geführt worden.

Wer den Zuschlag erhält, steht bisher nicht fest

Dabei geht es zunächst um eine bereits erschlossene Industriefläche am zivilen Teil des Nordholzer Flughafens. Fans des Deichbrand-Festivals kennen diesen Teil als „Camp Central“. Aktuell könne er noch nicht sagen, wer den Zuschlag für dieses Grundstück erhalten wird, betonte Sagemühl in der gut besuchten Ortsratssitzung. Eine Entscheidung könnte aber bereits Anfang 2025 fallen.

Mit dem Münchener Unternehmen INTEC Industrie-Technik GmbH & Co. KG wird im Industriegebiet Wanhöden bereits ein Aviation Support Center mit gut 30 Mitarbeitern für die industriell-logistische Betreuung des Seefernaufklärers Boeing P-8A Poseidon aufgebaut.

Mit dem Münchener Unternehmen INTEC Industrie-Technik GmbH & Co. KG wird im Industriegebiet Wanhöden bereits ein Aviation Support Center mit gut 30 Mitarbeitern für die industriell-logistische Betreuung des Seefernaufklärers Boeing P-8A Poseidon aufgebaut. Foto: Leuschner

Zur Anzahl der potenziellen Unternehmen und deren Namen äußert sich der Bürgermeister nicht. Es handle sich um Betriebe, die mit dem benachbarten Marinefliegerstützpunkt zusammenarbeiten. Daher sei insbesondere eine Anbindung zum militärischen Teil des Flughafens wichtig.

Gemeinde: Planungen haben Auswirkungen auf Deichbrand

Sollten mehrere Betriebe an ihrem Ansiedlungswunsch festhalten, will die Gemeinde weitere, planerisch bereits vordefinierte Flächen am Flughafen erschließen. „Auch das hat Auswirkungen auf Deichbrand“, stellte der Bürgermeister klar. Aber das sei für Deichbrand-Geschäftsführer Marc Engelke nichts Neues.

Bei diesen weiteren Planungen geht es um das idyllisch von Wald eingerahmte Greencamp. Ein potenzieller Verlust, der die Festivalveranstalter wohl mehr schmerzen dürfte als das Camp Central.

Sagemühl geht davon aus, dass sich die Pläne nicht bereits auf das Jubiläums-Deichbrand-Festival in 2025 auswirken: „Wenn wir Anfang des Jahres entscheiden, an wen wir das Grundstück verkaufen, sehen wir es nicht, dass bis zum Deichbrand schon nennenswerte Bautätigkeit dort stattfindet.“ Gleichzeitig schiebt er einschränkend nach, dass es sich bei der Einschätzung „nicht um Wissen handelt“.

Erweiterungsflächen betreffen das Deichbrand-Greencamp

Allerdings schließt der Bürgermeister nicht aus, dass sich das „Greencamp“ bis zum Sommer bereits gelichtet haben könnte. Im Falle einer Erweiterung des Industriegebietes wird zumindest ein Teil des Baumbestandes weichen müssen.

Für die Gemeinde geht es aktuell darum, die planerischen Voraussetzungen für die Investoren zu schaffen. Es ist vorgesehen, auf den vorhandenen Flächen Hallen und passende Zufahrtswege zu errichten, um eine optimale Nutzung des Geländes für luftfahrtaffine Unternehmen zu gewährleisten.

Im Zuge der Erweiterung könnte auch eine Zuwegung von der Autobahn in das Industriegebiet gebaut werden, die nicht durch das Dorf Wanhöden führt. „Die Erweiterung der Industrieflächen können wir uns aber nur dann leisten, wenn wir Fördermittel bekommen“, hob Sagemühl hervor. Berechtigte Hoffnungen könne sich die Gemeinde aber nur machen, wenn sie „sehr konkrete Anfragen für die Industrieflächen“ hat.

Mit dem Baustoff-Hersteller Thomas Beton fing alles an

„Wir sind froh, dass die Gemeinde jetzt Anfragen hat, das Industriegebiet weiterzuentwickeln“, sagte Marco Witthohn. Das CDU-Ortsratsmitglied erinnerte daran, dass der Baustoff-Hersteller Thomas Beton lange der einzige Industriebetrieb in dem Gewerbegebiet war. 2020/21 errichtete dann die Wurster Lagerhausgesellschaft eine Halle. Dahinter verbergen sich die Deichbrand-Veranstalter, die ihr Festival in Wanhöden für mittlerweile 60.000 Besucher veranstalten.

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