TGeschichte und Gespräche: Das ist die neue gute Stube von Burweg

Thorsten Ratzke, Kerstin Rademaker und Bürgermeister Matthias Wolff (von rechts) bilden mit Dirk Ratzke den Vorstand des Heimat- und Kulturvereins Burweg. Foto: Helfferich
Die Burweger haben jetzt eine Heimatstube. Ein Ort, an dem sie über die Geschichte der Gemeinde ins Gespräch kommen sollen. Das Projekt war ein Wettlauf gegen die Zeit.
Burweg. Thorsten Ratzke und Matthias Wolff hatten gerade ein Spielhaus auf dem Spielplatz in der Ortsmitte repariert, ließen den Blick über die Umgebung schweifen und überlegten, welches Projekt sie als Nächstes in Angriff nehmen könnten. Da blieb der Blick am Schuppen gegenüber hängen, der zum Gasthof Dieckmann gehört.
„Wir überlegten, ob sich da nicht etwas mit Hilfe der Dorfentwicklung machen lassen könnte“, erzählt Thorsten Ratzke; etwa ein Ort, an dem sich die Burweger treffen können, um sich über ihre Geschichte auszutauschen.

Thorsten Ratzke, Kerstin Rademaker und Bürgermeister Matthias Wolff (von rechts) bilden mit Dirk Ratzke den Vorstand des Heimat- und Kulturvereins Burweg. Foto: Helfferich
So ist es gekommen. Der Heimat- und Kulturverein Burweg weiht am 11. August seine Heimatstube ein. „Wir wollen hier kein Museum einrichten, sondern Erinnerungen sammeln“, sagt Matthias Wolff, Bürgermeister von Burweg und 2. Vorsitzender des 2018 gegründeten Heimat- und Kulturvereins.
Oft seien es prägende Gebäude, über die die Menschen im Dorf ins Gespräch kommen, sie setzten Erinnerungen wach. So auch der alte Schuppen bei Wolff selbst: Ursprünglich habe es dort auch eine Remise und eine alte Viehwaage gegeben, erinnert er sich.
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Ursprungsgebäude war nicht mehr zu retten
Es ließ sich was machen. Das Konzept der Heimatstube, eines Dorftreffpunktes, um Geschichte zu bewahren und Gemeinschaft zu stärken, überzeugte das für Dorfentwicklung zuständige Amt für regionale Landesentwicklung (ArL). Das 198.000 Euro teure Projekt wird zu 73 Prozent aus dem Dorfentwicklungsprogramm bezuschusst.

Vorher: So sah der alte Schuppen aus, der weitgehend abgetragen und neu gebaut wurde. Foto: Matthias Wolff
Das ursprüngliche Stallgebäude aus dem Jahr 1908 war allerdings nicht mehr zu retten. „Wir wollten eigentlich alles, was rot ist, stehen lassen“, erzählt Wolff, aber die Mauern seien so marode gewesen, dass nur ein kleines Stück erhalten werden konnte.
Auch das Dach ist komplett neu. Da dort ein Taubenschlag untergebracht war, musste zunächst ein halber Meter Taubenmist entsorgt werden, und es stellte sich heraus, dass die Balken erneuert werden mussten.
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Bauarbeiten unter erheblichem Zeitdruck
Die in Burweg ansässige Firma Hölting erhielt den Auftrag. Sie entwarf das Gebäude in Holzrahmenbauweise. Die einzelnen Wände wurden in der Werkstatt komplett und passgenau inklusive Löcher für die Steckdosen vorbereitet und dann in Gänze angeliefert.
Der eigentliche Aufbau habe nur einen Tag gedauert. Danach wurde außen verklinkert und innen ausgebaut. Gipsen, malen, streichen übernahmen die Vereinsmitglieder; häufig nach Feierabend.

Nachher: Nah am Original wurde der Schuppen wieder aufgebaut. Rechts ist die Heimatstube untergebracht, im linken Teil befindet sich ein Lagerraum der Gastwirtschaft Dieckmann. Foto: Susanne Helfferich
„Dabei tickte ständig die Uhr“, erzählt Vereinsvorsitzender Thorsten Ratzke. Nach Zusage der Fördergelder im Januar 2023 hätte das Gebäude binnen eines Jahres fertig sein sollen.
Obwohl das Gebäude in den Ausmaßen mit dem alten identisch war, musste eine Umnutzung beantragt und damit ein Bauantrag gestellt werden; schließlich sollte es nicht mehr als Stall genutzt werden.
Acht Monate habe der Verein auf die Baugenehmigung gewartet, so Ratzke. Dank einer Fristverlängerung konnte der Anbau schließlich in viereinhalb Monaten abgeschlossen werden.
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Geschichte am Herd und mit Computer aufarbeiten
Inzwischen ist die Heimatstube weitgehend eingerichtet. Hier ist Platz für 10 bis 16 Personen. Eine komplett eingerichtete Küchenzeile ermöglicht gemeinsames Kochen und Backen, etwa um alte Rezepte auszuprobieren.
Auf einem großen Bildschirm können mit mehreren Leuten digitalisierte Bilder betrachtet werden. Rund 1000 Fotografien hat Matthias Wolff abgespeichert. Auch gibt es einiges an der Dorfgeschichte aufzuarbeiten, da die bisherige Dorfchronik in den 80er Jahren endet.
Die gerade wiederentdeckte Schulchronik, die im Jahr 1890 beginnt, ist in Sütterlin geschrieben. Es gebe zwar ein Programm, das diese Schrift transkribiert, aber die Texte müssten noch einmal Korrektur gelesen werden.

Ein Blick in die gute Stube. Hier sollen sich künftig Menschen treffen und sich Geschichten aus dem und über das Dorf erzählen. Foto: Helfferich
Wie viel Tolles es in Burweg gibt und gab, das sei vielen Einwohnern gar nicht bewusst, erzählt der Bürgermeister. Einst habe es in jedem Dorf Treffpunkte gegeben. Es brauche solche Punkte, um ins Gespräch zu kommen.
Vorstandsmitglied Kerstin Rademaker verweist auf die vergessenen Orte in Burweg, deren Geschichte auf Schautafeln in den Ortsteilen Burweg, Bossel und Blumenthal erzählt wird. Auch die gäben Anlass, über Erinnerungen zu reden. Die Heimatstube wird am Sonntag, 11. August, ab 14 Uhr offiziell eröffnet.