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TGesundheitssenatorin: „Kalt erwischt“ vom Klinik-Aus in Bremerhaven

Das Ameos-Klinikum Mitte wird ab Mai geschlossen. Entstehen soll ein ambulantes OP-Zentrum.

Das Ameos-Klinikum Mitte wird ab Mai geschlossen. Entstehen soll ein ambulantes OP-Zentrum. Foto: Scheschonka

Das plötzliche Klinik-Aus bei Ameos in Mitte „hat uns schon kalt erwischt“, sagt Bremens Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Die Linke). Sie äußert sich zu den Folgen für Patienten und Mitarbeiter. Und massive Kritik gibt es auch.

Von Denise von der Ahé Freitag, 09.02.2024, 06:00 Uhr

Bremerhaven. Das Klinik-Aus bei Ameos in Bremerhaven-Mitte hat für deutlichen Unmut in der Gesundheitsdeputation geführt. Der plötzliche Schlussstrich „hat uns schon kalt erwischt“, sagte Bremens Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Die Linke). „Das ist auch nicht die feine englische Art.“ Aus Niedersachsen sei ihr bekannt, dass Ameos dort an Klinikstandorten ähnlich vorgegangen sei, sagte Bernhard.

Ziel müsse es jetzt sein, dass so viele Versorgungsaufträge wie möglich aus Mitte vom Klinikum Reinkenheide und dem Ameos-Klinikum am Bürgerpark übernommen werden. Das gehe allerdings nicht schon zum 1. Mai, wie Ameos das vorhabe, machte die Senatorin deutlich. Die offiziellen Anträge von Ameos zur Rückgabe der Versorgungsaufträge im Klinikum Mitte liegen dem Gesundheitsressort bisher nicht vor. Die Behörde rechnet in der kommenden Woche damit.

Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard.

Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard. Foto: Focke Strangmann/dpa

Bernhard: Personal wird unterkommen

„Wir haben aber keinen Anlass zur Sorge, dass wir jetzt in Bremerhaven in ein Versorgungsdesaster stürzen“, beruhigte Bernhard. Auch um das Personal macht sie sich angesichts des Fachkräftemangels keine großen Sorgen: „Das Personal hat kein Problem unterzukommen“, so Bernhard. Die Ameos-Geschäftsführung hatte betont, dass keine Pflegekraft gekündigt werden soll. Davon betroffen sein sollen allerdings zehn Ärzte. Bernhard betonte: „Es gibt Bestrebungen, die Ärzte im Land Bremen zu halten.“

Die CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Sina Dertwinkel befürchtet hingegen schon, „dass es zu Versorgungsengpässen kommen wird.“ Beispielhaft nannte sie die Versorgung von Herzpatienten. Dertwinkel bezweifelt, dass Reinkenheide die von Ameos genannten 750 Notfälle im Herzkatheterlabor pro Jahr „nicht einfach so wuppen kann“. Jeder Arzt, der Bremerhaven verlasse, sei „ein großer Verlust“.

Linke kritisieren Ameos scharf

Nelson Janßen (Die Linke) kritisierte Ameos scharf: Das Vorgehen sei typisch „für Großkonzerne“. Janßen warf Ameos vor, unrentable Versorgungsaufträge loswerden zu wollen, ohne Genehmigung einen Herzkatheter hochzuziehen, dann in ein Rechtsverfahren zu gehen und im Zweifel bei Unrentabilität die Flinte ins Korn zu werfen. „Es überrascht mich nicht, aber es frustriert mich trotzdem“, machte Janßen seinem Ärger Luft. Das systematische Problem mit „renditeorientierten Akteuren“ sei, dass es nicht primär um die medizinische Versorgung der Patienten vor Ort gehe. Er erkundigte sich beim Gesundheitsressort, ob es Möglichkeiten gebe, an Ameos geflossene öffentliche Investitionsmittel zurückzufordern.

Das Ressort kündigte an, Rückforderungen prüfen zu wollen.

Dertwinkel wies allerdings darauf hin, dass die medizinische Versorgung in Bremerhaven am Ende wäre, wenn Ameos die Krankenhäuser nicht 2014 übernommen hätte.

„Patientenversorgung muss im Fokus stehen“

Maike Schaefer von den Grünen forderte, dass jetzt die Patientenversorgung im Fokus stehen müsse.

Künftig soll es in Bremerhaven nur noch zwei Krankenhäuser geben. Einige Abteilungen des Klinikums Mitte sollen an das Bürgerpark-Klinikum verlagert, andere Fachbereiche sogar komplett geschlossen werden. Das Ameos-Klinikum Mitte soll zu einem ambulanten Operations-Zentrum umgebaut werden.

„Wir müssen jetzt handeln, um zu überleben“, hatte Ameos-Regionalgeschäftsführer Stephan Freitag diesen Schritt begründet. Andernfalls wären beide Krankenhausstandorte in Gefahr.

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