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Digitalisierung

TGlasfaser-Offensive im Landkreis: 70 Millionen Euro für schnelles Internet

Aus dem Sockel eines Schaltschranks ragen Glasfaserkabel heraus. Der Landkreis Stade startet ein neues Ausbauprogramm.

Aus dem Sockel eines Schaltschranks ragen Glasfaserkabel heraus. Der Landkreis Stade startet ein neues Ausbauprogramm. Foto: Jan Woitas/dpa

Der Landkreis Stade will mehr Geld als jemals zuvor in ein Einzelprojekt investieren und 4500 Haushalte mit Glaserfaser-Anschlüssen versorgen. Diese Bereiche profitieren davon.

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Von Karsten Wisser
Montag, 01.09.2025, 05:50 Uhr

Landkreis. Was der Landkreis Stade zur besseren Versorgung mit schnellem Internet jetzt vorhat, wird richtig teuer. Von den rund 72.000 Haushalten gelten 5571 Adressen als unterversorgt. Für 4500 dieser Haushalte soll sich das in den kommenden Jahren ändern.

Unwirtschaftlich: Der Staat bezahlt den Ausbau

„Das sind aber oft die schwierigen Fälle“, sagt der Erste Kreisrat Thorsten Heinze. Die öffentliche Hand springt dort ein, wo es sich für Unternehmen finanziell nicht lohnt, Leitungen und Anschlüsse zu verlegen. Oft ist der Weg vom nächsten Knotenpunkt zu weit, oder es gibt in einem Gebiet zu wenig potenzielle Haushalte, die angeschlossen werden können.

Um die Versorgung dieser Menschen trotzdem zu ermöglichen, bezahlt die öffentliche Hand die sogenannte Wirtschaftlichkeitslücke, die für die Unternehmen entsteht, wenn sie trotzdem aktiv werden. Eine Wirtschaftlichkeitslücke bezeichnet beim Breitbandausbau die Differenz zwischen den Kosten für den Ausbau und Betrieb eines Netzes und den erwarteten Einnahmen, die durch dieses Netz generiert werden. Auf dieser Basis startet seit 2015 bereits das dritte Förderprogramm.

Große Lücken in Stade und im Nordkreis

Den größten Bedarf für schnelles Internet gibt es in Oldendorf-Himmelpforten. Hier sollen 2100 Haushalte angeschlossen werden. In der Samtgemeinde Harsefeld geht es um 1000 Haushalte und in Kehdingen um 900. Überraschend ist der Vergleich zwischen den beiden Hansestädten: Während in Buxtehude nur 54 Hausanschlüsse kommen sollen, sind es in Stade immerhin 350. In Stade gibt es in Sachen digitale Infrastruktur Defizite.

Förderfähig sind diese 4500 Adressen aufgrund nicht ausreichender Datenübertragungsraten. Das ist dann der Fall, wenn dem Endnutzer zu Spitzenlastzeitbedingungen kein Netz zur Verfügung steht, das eine Datenrate von mindestens 300 Mbit/s im Download und mindestens 150 Mbit/s im Upload ermöglicht, und voraussichtlich auch nicht zur Verfügung stehen wird.

Diese Datenrate liefert besonders im Upload in der Regel nur eine Glasfaser-Leitung. Auch das Ex-Kabel-Deutschland-Netz - jetzt von Vodafone betrieben - erfüllt laut Kreisverwaltung diese Geschwindigkeiten.

17,5 Millionen Euro bleiben beim Landkreis

Die ermittelte Schätzung ergab für das Modell der Wirtschaftlichkeitslücke einen verbleibenden Gesamtkostenumfang bis 70 Millionen Euro. Alleine könnte der Kreis das nicht zahlen. Er steigt deshalb in ein drittes Förderprogramm von Bund und Land ein.

Der Landkreis zahlt 25 Prozent, das Land Niedersachsen 25 Prozent und der Bund 50 Prozent. Im Unterschied zu den ersten beiden Förderprogrammen kommen auf die ausgewählten Haushalte keine Anschlusskosten zu.

Unter Inanspruchnahme dieser Förderkulissen ergibt sich ein verbleibender Eigenanteil für den Landkreis Stade von 17,5 Millionen Euro. Eine Verteilung über mehrere Haushaltsjahre ist möglich. Aber: Der Kreis muss das Geld vorstrecken. Bund und Land zahlen erst, wenn die Arbeiten abgeschlossen sind.

Um die Erstattungen aus dem ersten Förderprogramm musste der Kreis lange kämpfen. Es reicht nicht der Nachweis, dass die Leitungen funktionieren und die angeschlossenen Häuser schnelles Internet haben. Da ging es zum Beispiel um die Farbe der Kabel, die benutzt worden sind.

Diese Gebiete kommen auf den Markt

Um schneller voranzukommen, wird der Landkreis Stade dreigeteilt. Die Strukturierung soll dazu beitragen, die unterschiedlichen Adressdichten zu berücksichtigen und gleichzeitig eine möglichst gleiche Attraktivität je Gebiet oder Los sicherzustellen.

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Dazu gibt es folgende Empfehlung: Los 1 sind Fredenbeck, Harsefeld, Horneburg, Lühe, Jork, Buxtehude und Apensen. Die geschätzte Wirtschaftlichkeitslücke liegt hier bei 23,2 Millionen Euro. Los 2 ist ausschließlich die Samtgemeinde Oldendorf-Himmelpforten mit einer geschätzten Wirtschaftlichkeitslücke von 24,5 Millionen Euro. Los 3 sind Stade, Nordkehdingen und Drochtersen. Hier liegt die Wirtschaftlichkeitslücke bei 21,3 Millionen Euro.

Der Erste Kreisrat Thorsten Heinze geht davon aus, dass Anfang 2027 die Bauarbeiten starten könnten. Noch gibt es keine Karten, welche Bereiche genau profitieren. Die Politik im Kreistag beschäftigt sich mit dem Thema erstmals am Montag, 1. September, im Wirtschaftsausschuss. Er tagt ab 8.30 Uhr im Kreishaus.

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