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Anwohner-Ärger

TGlasfaserausbau in Stade: Gehweg hinterher eine Stolperfalle

Nach dem Einbau der Glasfaserkabel im Triftgang werden schlampig verlegte Steine zur Stolperfalle.

Nach dem Einbau der Glasfaserkabel im Triftgang werden schlampig verlegte Steine zur Stolperfalle. Foto: Bisping

Die Deutsche Glasfaser will den Menschen schnelles Internet nach Hause bringen - und sorgt dabei immer wieder für Negativschlagzeilen. Worüber sich Stader gerade ärgern und wie das Unternehmen darauf reagiert.

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Von Alexandra Bisping
Freitag, 16.02.2024, 17:50 Uhr

Stade. Alle wollen schnelles Internet, überall. Dieser Wunsch soll sich laut Gigabit-Strategie der Bundesregierung spätestens in sechs Jahren erfüllt haben - und zwar flächendeckend. In Stade sorgt dafür die Deutsche Glasfaser. Sie bringt aber nicht nur schnelles Internet in die Hansestadt, sondern auch Ärger. Und die Frage: Wer kommt für die Schäden auf?

Schlaglöcher zwingen Busse zu Schleich-Fahrten

Enrico Bergmann sind die miserablen Verlegearbeiten aufgefallen. Bürger hätten ihn angesprochen, sagt er, zum Beispiel in Hahle, Hohenwedel oder Bützfleth. Ein Beispiel, was der FDP-Politiker selbst beobachtet hatte, war in Hahle. Nahe Penny in der Bielfeldtstraße habe es eine große Baustelle gegeben. „Ohne Absperrung wurde da neben dem fließenden Verkehr die Straße aufgeflext und notdürftig wieder dicht gemacht.“

Der Bus habe danach an der Stelle nur noch Schrittgeschwindigkeit fahren können: Die verlegten Steine waren schnell abgesackt und hatten, so Bergmann, ein Schlagloch hinterlassen. Auch auf den Gehwegen werden nach dem Einbau der Glasfaserkabel die Pflastersteine anscheinend unsachgemäß wieder eingesetzt. Zurück bleiben Stolperfallen - und Frust über die schlampigen Bauarbeiten.

Bauarbeiter scheinen im Akkord zu arbeiten

Bergmann vermutet, dass viel zeitlicher Druck hinter dem Ausbau steckt, die Bauarbeiter im Akkord schuften. „Ein Team hat ohne zu wechseln in unserer Straße von 7 Uhr morgens bis 19 Uhr abends gearbeitet“, berichtet er. An einem Tag hätte es vier bis fünf Häuser geschafft. Klar, sagt er, dass unter diesem Tempo die Qualität leide.

„Ich bin nicht gegen den Glasfaser-Ausbau, im Gegenteil. Je früher, desto besser“, so der Stader. Das könne aber nicht zulasten der Bürger und der Kommune gehen. „Wir müssen eine Lösung auf Landes- oder Bundesebene finden.“

Bis Ende 2027 will die Deutsche Glasfaser für zusätzlich 500.000 Haushalte das Glasfasernetz im eigenwirtschaftlichen Ausbau - also ohne staatliche Subventionen - in Niedersachsen erschließen. Das gab Deutsche-Glasfaser-Chef Andreas Pfisterer gegenüber dem Redaktions-Netzwerk Deutschland bekannt. Dabei soll die im Mai 2023 beschlossene Norm DIN 18220 helfen.

DIN-Norm soll schnelleren Ausbau ermöglichen

„DIN 18220 trägt in Verbindung mit anderen Normen und Standards dazu bei, den Glasfaserausbau möglichst schnell und kostengünstig voranzutreiben, ohne auf qualitativ hochwertige und nachhaltige Bauweisen zu verzichten,“ sagt Volker Braun, Vorsitzender des DIN-Arbeitsausschusses „Trenching-, Fräs- und Pflugverfahren zur Legung von Leerrohrinfrastrukturen und Glasfaserkabeln für Telekommunikationsnetze“.

Im Ergebnis, so heißt es auf dem DIN-Portal, sollten „dadurch kürzere Bauzeiten und niedrigere Baukosten erreicht werden“. Also schneller, günstiger und in guter Qualität? Das Konzept scheint zumindest in Stade noch nicht ganz aufzugehen. Auch für die Stadt nicht. Denn die ist bei Beschwerden über die Deutsche Glasfaser für viele Bürger erster Ansprechpartner. „Wir müssen dann mit den Kollegen an den Baustellen vor Ort kommunizieren, das ist nicht immer einfach“, sagt der Erste Stadtrat Lars Kolk. Die Stadt müsse anmahnen, nachzubessern und Oberflächen wieder ordentlich herzustellen. Die Deutsche Glasfaser würde die Meldungen ernstnehmen, könne aber nichts ändern. Nicht alle ausgewählten Subunternehmen hätten wohl die fachliche Kompetenz.

Kolk hat für die Deutsche Glasfaser aber auch Verständnis: Tiefbauunternehmen seien total überlastet, sagt er. Es gebe zeitlichen Druck, alles müsse „schnell gehen“. Gleichwohl sagt der Erste Stadtrat, immer wieder Beschwerden nachzugehen sei „mühselig, kostet Zeit und Nerven“.

Deutsche Glasfaser hat sich von Unternehmen getrennt

Die Deutsche Glasfaser baut aktuell in Drochtersen, Bützfleth, Wischhafen, Hüll und der Samtgemeinde Horneburg insgesamt mehr als 8900 Glasfaseranschlüsse aus. Davon sind circa 7500 fertig.

„Nach den Verlegearbeiten der Glasfaserkabel werden Oberflächen wie öffentliche Gehwege und Straßen vom Baupartner in einigen Fällen aus prozesstechnischen Gründen zunächst provisorisch verschlossen“, erklärt Nora Lippelt, Pressesprecherin bei der Deutschen Glasfaser. Bei Abschluss würden alle Oberflächen durch den Baupartner wiederhergestellt. Die obligatorische, gemeinsame Schlussbegehung von Kommune, Baupartner und Deutsche Glasfaser stellten den ordnungsgemäßen Zustand sicher.

Auf Beschwerden habe sie bereits reagiert. „In Drochtersen, Bützfleth und Wischhafen waren wir mit der Bauleistung des ursprünglich beauftragten Generalunternehmers nicht zufrieden und haben uns daher von diesem getrennt“, sagt Nora Lippelt.

Bauschäden könnten direkt online bei Deutsche Glasfaser gemeldet werden.

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